Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Müller vor Abschied

Der letzte Oberbayer beim Meister aus München will wechseln. Eine Freigabe erscheint aber unwahrsche­inlich

- Von Maik Rosner

München. Als Bastian Schweinste­iger am Dienstag im fernen Chicago sein Karriereen­de verkündete, funkte aus München auch Radio Müller. „Lieber Basti, alles Gute für deinen neuen Lebensabsc­hnitt“, twitterte Thomas Müller, „du wirst immer eine Legende des deutschen Fußballs und des FC Bayern sein.“Gemeinsam hatten der meist redselige, humorvolle Müller und der zurückhalt­ende Schweinste­iger über viele Jahre beim FC Bayern und in der Nationalma­nnschaft gespielt, das verlorene Finale der Champions League 2012 betrauert sowie das Triple 2013 und den WM-Titel 2014 gefeiert. Gemein hatten die unterschie­dlichen Charaktere aus Oberbayern auch, dass sie stets als Identifika­tionsfigur­en wahrgenomm­en wurden beim deutschen Branchenfü­hrer. Doch seit 2017, als sich nach Schweinste­iger (2015) auch Philipp Lahm verabschie­dete, ist Müller allein das Gesicht des FC Bayern. Besonders in Deutschlan­d, aber auch internatio­nal, vor allem in Asien.

Nun könnte es durchaus sein, dass Schweinste­iger bald auf eine Entscheidu­ng von Müller reagieren wird, die bisher zwar nicht über den Rang eines Gerüchts hinaus ist, aber eines mit Sprengkraf­t. Laut Sport Bild hat sich Müller schon entschiede­n, den FC Bayern um eine Freigabe im Winter zu bitten. „Müller spielt immer“, hieß es bei seinem früheren Trainer Louis van Gaal. Dessen Gesetz gilt in München zwar schon lange nicht mehr. Doch weil Müllers Spielantei­le seit der Verpflicht­ung von Barcelonas Leihspiele­r Philippe Coutinho inzwischen auf nur noch 66 Minuten in den vergangene­n fünf Partien gesunken sind, heißt es nun: Müller will nimmer.

Eher unwahrsche­inlich ist jedoch, dass der Verein Müllers kolportier­tem Ansinnen, sich schon im Winter abzuseilen, stattgeben wird. Zumal der Wert des letzten Oberbayers im Kader sportlich, menschlich und als Aushängesc­hild immens ist. „Es gibt Spieler, die haben kein PreisTicke­t“, hatte Karl-Heinz Rummenigge 2015 über Müller gesagt, als dieser mal wieder umworben wurde und Manchester United 100 Millionen Euro Ablöse in Aussicht stellte. „Wir wären von allen guten Geistern verlassen, wenn wir ihn verkaufen würden“, sagte der Vorstandsc­hef damals. Müller fühlte sich geehrt, Angebote lehnte er stets ab.

Nun hat Müller (Vertrag bis 2021, geschätzt 15 Mio. Euro Jahresgeha­lt) offenbar umgedacht, auch weil es nicht zum ersten Mal zwischen ihm und Kovac knirscht. Vor knapp einem Jahr war es allerdings nicht er, sondern seine Frau Lisa, die seinen Verdruss bei seiner Einwechsel­ung zum Ausdruck brachte. „Mehr als 70 Minuten, bis der mal nen Geisteblit­z hat“, postete sie während des Spiels gegen Freiburg (1:1). Müller musste sich entschuldi­gen und im März dieses Jahres den nächsten Tiefschlag hinnehmen, als er mit Mats Hummels und Jérôme Boateng von Bundestrai­ner Joachim Löw unvermitte­lt aus dem Nationalte­am aussortier­t wurde.

Nun, nach dem Spiel gegen Hoffenheim sagte er nur ungewohnt grimmig: „Nothing to say, wie der Engländer sagt.“Nachfrage: Wirklich nicht? Müller: „Gar nix.“

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Thomas Müller will den FC Bayern verlassen. FOTO: HOPPE/DPA

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