Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Iran lässt erstmals Frauen ins Stadion
Beim Qualifikationsspiel zur Fußball-WM werden Tickets vergeben. Kontingent jedoch nur fünf Prozent
Teheran. Das heutige WM-Qualifikationsspiel des Irans gegen Kambodscha ist für die iranischen Frauen mehr als nur ein Fußballspiel. Nach fast 40 Jahren dürfen sie zum ersten Mal mit einem Ticket ins Asadi Stadion, um sich ein Länderspiel ihrer Nationalmannschaft anzuschauen. Es war für die Frauen in der islamischen Republik ein langer und harter Kampf gegen die strengen islamischen Vorschriften des ultrakonservativen Klerus. „Am Donnerstag wird im Asadi Stadion iranische Geschichte geschrieben“, feiern zahlreiche Frauen diesen großen Erfolg bereits Tage zuvor in den sozialen Medien. Zu diesem Erfolg trug auch die Fifa bei. Der Weltfußballverband hatte mit einem Ausschluss des Irans von der WM 2022 im Nachbarland Katar gedroht, falls Frauen der Eintritt weiterhin verboten wird.
„Was sogar Präsident Hassan Ruhani und seine Minister nicht schafften, machten die Frauen möglich“, sagte ein Politologe in Teheran. Sie setzten sich gegen die seit vier Jahrzehnten unantastbaren islamischen Vorschriften durch. „Die Frauen verbuchen mit dem Stadionbesuch einen ersten Erfolg ihres Widerstands gegen Diskriminierung“, schrieb die Politikerin Schahbanu Amani.
Die Euphorie der Frauen über ihren ersten Stadionzugang täuscht aber nicht darüber hinweg, dass dies nur ein Etappensieg war. Besonders ihr Ticketanteil ist noch sehr begrenzt. 100.000 Zuschauer passen ins Teheraner Stadion. Für die Frauen sind aber höchstens 5000 Sitze und damit nur fünf Prozent der Kapazität vorgesehen.
Für das Spiel gegen Kambodscha standen den Frauen online zwischen 3500 und 4000 Karten auf vier Sondertribünen zur Verfügung, die in wenigen Minuten vergriffen waren. Laut Tageszeitung Etemad sollten zwei weitere Tribünen den Frauen zur Verfügung gestellt werden. Außerdem gilt die Aufhebung des Stadionverbots nur für WMQualifikationsspiele. Besonders für die Teheraner Derbys zwischen Esteghlal und Persepolis dürfen Frauen weiterhin nicht ins Stadion.
„Wir sollten Schritt für Schritt denken und vorgehen. Der erste Schritt ist getan und andere werden folgen“, sagt die Vizepräsidentin und Frauenbeauftragte Massumeh Ebtekar. (dpa)