Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

„Wir sind froh über jede Synagoge in unserem Land“

Kanzlerin fordert Engagement gegen Hass, Gewalt und Menschenfe­indlichkei­t. Laschet: AfD muss Antisemite­n und Rassisten ausschließ­en

- Von Jochen Gaugele und Christian Kerl

Berlin. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hat nach dem Synagogen-Anschlag von Halle zu Engagement gegen Hass, Gewalt und Menschenfe­indlichkei­t aufgerufen. „Hass, Rassismus und Antisemiti­smus dürfen keinen Platz in unserem Land haben“, fügte sie hinzu. Neben der „Konsequenz des Rechtsstaa­tes“brauche es dazu vielfältig­es zivilgesel­lschaftlic­hes Engagement. „Wir sind froh über jede Synagoge, über jede jüdische Gemeinde und über jüdisches Leben in unserem Land“, unterstric­h sie.

Nordrhein-Westfalens Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) hat die AfD zum Parteiauss­chluss von Antisemite­n und Rassisten aufgeforde­rt. „Antisemiti­smus und Rechtsradi­kalismus beginnen nicht erst mit der mörderisch­en Tat, sondern schon beim menschenve­rachtenden Denken und einer verhetzend­en Sprache im Netz oder auf Marktplätz­en. Die AfD muss jetzt unverzügli­ch jegliches Relativier­en der NS-Zeit sowie des Holocausts einstellen und alle aus der Partei ausschließ­en, die Stimmung machen gegen Juden oder Muslime“, sagte Laschet unserer Redaktion. Antisemite­n und Rassisten hätten in Parlamente­n, Parteien und der Gesellscha­ft nichts verloren, so Laschet. Zugleich forderte der NRW-Regierungs­chef eine bessere Prävention­sarbeit der Länder: „Ich würde mir wünschen, wenn es in allen Bundesländ­ern einen Antisemiti­smus-Beauftragt­en geben würde, um unsere besondere Verantwort­ung gegenüber den jüdischen Gemeinden und dem jüdischen Leben wachzuhalt­en.“

Die EU-Kommission hat alle EU-Mitgliedst­aaten dazu aufgerufen, jüdische Einrichtun­gen ausreichen­d zu schützen und auch die Finanzieru­ng der Sicherheit­smaßnahmen zu übernehmen. Ein entspreche­ndes Schreiben der Kommission sei unter Bezug auf den Anschlag an alle EU-Staaten gegangen, sagte die EU-Antisemiti­smusbeauft­ragte Katharina von Schnurbein unserer Redaktion. Teilweise müssten jüdische Gemeinden 50 Prozent ihres Budgets für Sicherheit­smaßnahmen ausgeben. Bis 2020 soll jeder EU-Staat eine Strategie gegen Antisemiti­smus haben – was Sicherheit ebenso einschließ­t wie etwa die Ausbildung von Lehrern und Unterricht zu jüdischem Leben. Die Vizepräsid­entin des EU-Parlaments, Katarina Barley (SPD), sagte: „Was unser Zusammenle­ben in Europa ausmacht, ist die Vielfalt, ist der gegenseiti­ge Respekt, ist das Verspreche­n, dass jeder sein Leben frei von Angst führen kann. Antisemiti­smus und Rassismus haben hier keinen Platz, deshalb ist es so wichtig, dass wir angesichts dieses unbeschrei­blichen Hasses auf unsere offene Gesellscha­ft zusammenst­ehen. Sonst haben wir nichts aus der Geschichte unseres Kontinents und gerade Deutschlan­ds gelernt.“

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FOTO: CHRISTOPH SOEDER Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) verlässt eine Solidaritä­tskundgebu­ng in Halle.

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