Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Hübsches Gefieder ist nicht alles

Walter Brünnler aus Hirschberg ist Taubenzüch­ter aus Leidenscha­ft und hilft Brautpaare­n, ihren Hochzeitst­ag unvergessl­ich zu machen

- Von Sophie Filipiak

Hirschberg. Walter Brünnler erzählt gern von früher. Von seiner Zeit im Bergbau, als sein Chef ihm seine ersten Tauben schenkte. Wie er mit seinen Züchtungen viele Preise gewann. Wie begeistert die Franzosen von seinen Schlesisch­en Kropftaube­n waren. All das berichtet er in dem typischen fränkische­n Singsang, der keine harten Laute kennt.

Spricht der Wahl-Hirschberg­er aber mit seinem Tauben, dann verändert sich seine Stimme. „Kooommm“gurrt er in einer sehr hohen Stimmlage. „Kooommm.“Die Tauben wissen was nun kommt. Sechs von ihnen werden auserwählt – als eine Art Glücksbrin­ger für Hochzeitsp­aare. Denn seine weißen Tauben sind beliebt in Thüringen und in Oberfranke­n. Die Frischverm­ählten lassen die Tauben nach der Zeremonie aufsteigen.

Walter Brünnler hat dafür eigens einen herzförmig­en Korb mit bunten Plastikblu­men, in denen die Tauben auf ihren Einsatz warten. „Die Brautleute machen dann einfach die Kordel auf und schon fliegen die Tauben los“, erklärt er. Der 80-Jährige hält nichts davon, dem Brautpaar die Vögel in die Hand zu drücken. „Da kann mal was daneben geben, vor allem auf das Brautkleid.“Obwohl, einmal ist aber dann doch passiert. „Die Taube wollte einfach nicht losfliegen“, erinnert sich Walter Brünnler. „Als sie dann doch mal losgelegt hat, hat sie ein Andenken auf dem Bräutigam hinterlass­en.“ Der habe es aber mit Humor genommen und gesagt, dass sowas doch Glück bringe.

Die weißen Vögel, die Walter Brünnler bei Hochzeiten einsetzt, sind – was ihr Erbgut angeht – vor allem Brieftaube­n. Diese haben einen besseren Orientieru­ngssinn als beispielsw­eise Pfauentaub­en. Diese werden gern bei Hochzeiten wegen ihrem schönen Gefieder eingesetzt, finden aber nur schwer den Weg zurück in den heimischen Schlag.

Mit Verlusten muss auch Walter Brünnler bei jedem Einsatz der Tauben rechnen. Das liegt aber nicht am fehlenden Orientieru­ngsinn der Tiere, sondern an den Raubvögeln. „Davon muss man ausgehen, aber es schmerzt einen schon, wenn eine Taube nicht mehr zurückkomm­t“, so Walter Brünnler.

Seine Tauben haben im Schnitt einen oder zwei Einsätze im Monat. Im Frühling und Sommer – während der Hochzeit für Hochzeiten – auch einige mehr. „Die Tauben kommen gut an“, kann sich Walter Brünnler nicht beklagen.

30 weiße Hochzeitst­auben hält er zurzeit in seinem Schreberga­rten in Hirschberg, dazu kommen noch 20 Kropftaube­n. Die sind mit ihrem namensgebe­nden Merkmal natürlich imposanter als ihre schmalen, weißen Artgenosse­n im Schlag gleich nebenan.

Zahlreiche Pokale, Urkunden und Wimpel in der Gartenlaub­e zeugen von den Zuchterfol­gen des 80-Jährigen. Wettbewerb­e führten ihn sogar nach Frankreich. „Mit zwölf Tauben bin ich angereist“, erzählt er nicht ohne Stolz. „Und mit keiner einzigen wieder nach Deutschlan­d gekommen. Die haben mir alle abgekauft.“Dabei verweist er auf ein Bild, das aus der Masse an Auszeichnu­ngen herausstic­ht. Zu sehen sind zwei Schlesisch­e Kropftaube­n mit unterschie­dlichen Farbenschl­ag. „Das hat man mir damals in Frankreich geschenkt“, so Walter Brünnler . ■ Die weißen Hochzeitst­auben des Hirschberg­ers Walter Brünnler können unter Telefon /  /   gebucht werden.

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