Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Der Geist der Freiheit
„Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit!“(2. Korinther 3,17)
Freiheit ist in unserer Gesellschaft ein kostbares Gut. Daran denken wir besonders im Oktober und November, wenn wir auf den Tag der deutschen Einheit und den Beginn der friedlichen Revolution 1989 blicken. Das Gegenteil von Freiheit haben viele unter uns die Jahre zuvor erfahren. Aber sind wir jetzt wirklich frei? Oder ist das überhaupt die Freiheit, die Paulus da im 2. Korintherbrief anspricht?
Ja, freier als früher sind wir sehr wohl. Wir können reisen, wohin wir wollen. Fast alles gibt es zu kaufen, wenn nicht vor Ort, dann im Internet. Unser ganzer Lebensstil ist anders, viel freier geworden.
Und doch haben sich neue Zwänge eingestellt. Diese Freiheit braucht Zeit und vor allem benötigt sie auch Geld.
Mit der Freiheit, von der Paulus spricht, ist etwas anderes gemeint. Christliche Freiheit hängt nicht am Haben oder am Reisen oder an Chancen zur Selbstverwirklichung. Christliche Freiheit hängt an einer besonderen Einstellung zu Leben und Tod.
Wer all das, was er ist und hat, als Geschenk Gottes ansieht, hat die Freiheit, froh „Danke“zu sagen, so wie wir es zu den Erntedankgottesdiensten tun. Wer sich von Gott geleitet weiß, kann getrost auch in Zeiten gehen, von denen er noch nicht erahnt, was auf ihn zukommen wird. Wer Gott in sein Herz lässt, dem gelingt – wie dem Heiligen Martin – der Blick auf den Nächsten. Und wer an Gott glaubt, der darf auf seine Ewigkeit hoffen. Er muss sich nicht mit den Grenzen der Zeit begnügen.
All das ist Freiheit. Diese Freiheit gibt uns Gelassenheit gegenüber vielen Dingen der Welt.
„Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit!“Ich wünsche Ihnen, dass sie diese Freiheit, die uns Christen gegeben ist, immer wieder für sich entdecken können. Ich wünsche uns allen in diesem Sinne eine gesegnete Herbstzeit.