Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Leichtes Plus
Arbeitslosenzahlen im Jahr 2019 so niedrig wie 1991. Im Dezember ein leichtes Plus
gera/nürnberg. Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Dezember auf 2,227 Millionen gestiegen. Das waren 47.000 mehr als im November, wie die Bundesagentur für Arbeit am Freitag mitteilte. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,1 Prozentpunkte auf 4,9 Prozent. Auch in Thüringen stieg die Zahl der Arbeitslosen im Dezember leicht an.
erfurt. Zum Jahresende ist die Arbeitslosenquote in Thüringen wieder über die Fünf-Prozent-Marke gestiegen.
Demnach waren im Dezember 1548 Frauen und Männer mehr arbeitslos gemeldet als einen Monat zuvor. Mit 56.701 lag die Zahl der Betroffenen aber noch um 1916 unter dem Vorjahresmonat.
„Die Arbeitslosigkeit hat im Monat Dezember saisontypisch zugenommen. Besonders Regionen mit Industrie spüren die Konjunkturdelle durch steigende Arbeitslosigkeit, während die Zahl der Arbeitslosen in den strukturschwächeren Regionen durch demografische Faktoren zurückgeht“, erläuterte der Chef der Arbeitsagenturen in Thüringen, Kay Senius, die Entwicklung.
Der Arbeitsmarkt sei aber nach wie vor aufnahmebereit, wenngleich weniger dynamisch als noch im Vorjahr. Stellenangebote sind vor allem in den Branchen Produktion und Fertigung, Logistik und Verkehr sowie im Handel zurückgegangen. „Mit durchschnittlich über 200 Tagen dauert es lange, offene Stellen zu besetzen, was auf den zunehmenden Fachkräftemangel hinweist“, sagte Senius.
Hochrechnungen zeigten außerdem, dass die Zahl der Beschäftigten im Vergleich zum Vorjahr zurückgeht. Auch hier wirke die Demografie begrenzend für ein weiteres Wachstum.
„Mit Blick auf das gesamte Jahr 2019 ist positiv festzustellen, dass seit 1991 in Thüringen noch nie so wenige Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen waren, Arbeitslosigkeit und Langzeitarbeitslosigkeit sind deutlich zurückgegangen. Auf der anderen Seite wird die Fachkräftesicherung ein großes Problem für die Unternehmen im Freistaat bleiben.“, erklärte Senius.
Im Jahresdurchschnitt waren in Thüringen 59.100 Frauen und Männer ohne Arbeit, rund 3100 weniger als im Jahr zuvor. Die durchschnittliche Erwerbslosenquote sank von 5,5 Prozent im Jahr 2018 auf 5,3 Prozent im zurückliegenden Jahr.
Deutlich zurückgegangen ist allerdings auch die Zahl der neu gemeldeten offenen Stellen durch die Arbeitgeber. Knapp 3700 freie Stellen waren im Dezember bei den Agenturen erfasst, 180 weniger als einen Monat zuvor und 1200 weniger als im Dezember 2018.
„Die gute konjunkturelle Lage trübt sich bundesweit ein, auch am thüringischen Arbeitsmarkt macht sich dies mittlerweile bemerkbar“, erklärte der Vorsitzende des DGBBezirks Hessen-Thüringen, Michael Rudolph.
Seit Wochen und Monaten sorgten sich Beschäftigte etwa in den Zuliefererbetrieben der Automobilindustrie in Thüringen um ihre Arbeitsplätze. Diese Beschäftigten dürften nicht im Stich gelassen werden, so der Gewerkschafter, zumal sie auch in Zukunft dringend als Fachkräfte gebraucht würden.
Der DGB und die Einzelgewerkschaften hätten schon lange davor gewarnt, dass Unternehmen und Politik die Folgen der wirtschaftlichen Transformation verschliefen. Nun müsse endlich gehandelt werden. „Ein Recht auf Weiterbildungsberatung bei der Arbeitsagentur reicht nicht aus, es ist ein verbindlicher Rechtsanspruch auf Weiterbildung notwendig. Die Qualifizierung von Beschäftigten im Strukturwandel muss durch die Einführung eines Transformationskurzarbeitergeldes ermöglicht werden“, forderte Rudolph.
Die Landesregierung solle unverzüglich weitere industriepolitische Maßnahmen einleiten, um Arbeitsplätze zu sichern und zu schaffen.