Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
200 Millionen Euro für den Straßenbau
Mangel an Personal bei Unternehmen und in der Verwaltung bremst überfällige Investitionen in die Infrastruktur
Erfurt. In Thüringen werden in diesem Jahr fast 200 Millionen Euro in den Neu-, Um- und Ausbau sowie die Erhaltung von Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen gesteckt. Größter Posten ist dabei die Instandhaltung von Bundesfernstraßen mit etwa 81 Millionen Euro. Dazu gehört die Erneuerung der Fahrbahndecke auf der A 4 zwischen Stadtroda und Jena-Zentrum (Richtungsfahrbahn Frankfurt), die mit insgesamt 9 Millionen Euro zu Buche schlägt, in diesem Jahr aber nur begonnen werden kann. 1,1 Millionen Euro fließen nach Angaben des Thüringer Infrastrukturministeriums 2020 in dieses Vorhaben.
Fortgesetzt und vermutlich im Frühjahr auch abgeschlossen wird die Fahrbahnerneuerung auf der A 4 zwischen Gera und Ronneburg, ebenfalls in Richtung Frankfurt. Von den dafür veranschlagten 13,5 Millionen Euro wird der Löwenanteil (11,5 Millionen) in diesem Jahr verbaut.
Vorangehen soll es 2020 auch beim Bau der B 88-Ortsumgehung Rothenstein (Saale-HolzlandKreis), wo gut ein Viertel der Gesamtsumme von 41,6 Millionen Euro in diesem Jahr ausgegeben wird. Während zudem die bereits begonnenen Ortsumfahrungen von Kallmerode (Eichsfeld) und Zeutsch (Saalfeld-Rudolstadt) weiter vorangetrieben werden, soll in Holbach (Landkreis Nordhausen) der Startschuss für die B 243-Ortsumgehung erst noch fallen. Voraussetzung dafür war der Abschluss der
B 243-Ortsumgehung Mackenrode (Landkreis Nordhausen), die im Dezember bis auf einige Restarbeiten früher als geplant fertiggestellt werden konnte. Ex-Infrastrukturministerin Birgit Keller (Linke) hatte unbedingt vermeiden wollen, dass in und um Mackenrode und
Holbach zeitgleich gebaut wird und es dadurch zu einer Ballung von Großbaustellen in Nordthüringen kommt.
Für den Verkehr freigegeben werden sollen in diesem Jahr auch die B 7-Ortsumgehung Tüttleben (Landkreis Gotha), der vierte Bauabschnitt
der B 62 in Bad Salzungen und die Ortsumgehung Queienfeld (Landkreis Schmalkalden-Meiningen).
Im Bereich der Um- und Ausbaumaßnahmen stehen neben bereits begonnenen Projekten zwei neue Vorhaben auf dem Programm: In
Angriff genommen werden auch die Landesstraße L 1011 zwischen Klein- und Großbodungen (Nordhausen/Eichsfeld), die insgesamt 7,6 Millionen Euro kosten wird, und die Brücke der L 2023 bei Dieterode (Eichsfeld), Kostenpunkt: 1,4 Millionen Euro. Die Arbeiten an dieser Brücke sollen noch in diesem Jahr abgeschlossen werden, kündigt das Ministerium an.
„Bis 2030 sehen wir einen Investitionsbedarf im Straßenbau von etwa einer Milliarde Euro“, sagt der amtierende Infrastrukturminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke). „Unser Ziel ist es, die Mittel kontinuierlich bereitzustellen.“Neben dem Straßenbau konzentriere sich das Land für seine Verkehrspolitik im ländlichen Raum aber auch „auf einen gut ausgebauten Bus- und Bahn-Nahverkehr sowie die Entwicklung eines landesweiten Verkehrsverbundes für Thüringen“, unterstreicht der Minister.
Hinderlich sei dabei aber der Nachwuchsmangel im privaten und öffentlichen Baubereich: „Über Jahrzehnte hat das Baugewerbe durch die neoliberale Politik der schwarzen Null verinnerlicht, dass es sich auf öffentliche Investitionen nicht verlassen kann“, klagt Hoff. Deshalb sei nicht ausreichend Personal vorgehalten worden. Die Folge: Viele Baumaßnahmen könnten nicht umgesetzt und eine ganze Reihe von Infrastrukturmitteln nicht abgerufen werden. Doch auch in der öffentlichen Verwaltung, vor allem im Landesamt für Bau und Verkehr, sei der Personalmangel allenthalben zu spüren.