Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Er war der wichtigste General der Mullahs
Israel sah in ihm den „Mastermind des Terrors“– im eigenen Land hatte Ghassem Soleimani dagegen viele Anhänger
Berlin. Der Mann mit dem silbergrauen Haar und den schnellen Augen war im Iran berühmt und in vielen Teilen der Region berüchtigt. In der Islamischen Republik hatte General Ghassem Soleimani eine riesige Zahl von Anhängern im Onlinedienst Instagram. In einer als verlässlich eingestuften Umfrage von 2018 erhielt er 83 Prozent Zustimmung – mehr als Präsident Hassan Rohani und Außenminister Mohammed Dschawad Sarif. Gerüchte, wonach er 2021 für das Präsidentenamt kandidieren wollte, dementierte er.
„Für die Schiiten im Nahen Osten ist er eine Mischung aus James Bond, Erwin Rommel und Lady Gaga“, beschrieb der frühere CIA-Experte Kenneth Pollack den General im US-Magazin „Time“, das Soleimani 2017 zu den hundert einflussreichsten Menschen der Welt zählte. „Dem Westen gilt er als der Verhes
G. Soleimani antwortliche für den Export der Islamischen Revolution im Iran, die Unterstützung von Terroristen und die Kriege des Iran im Ausland.“
Soleimani war das Gesicht des iranischen Militärs im Irak und in Syrien. Mit der Tötung des 62-jährigen Top-Militärs durch einen USRaketenangriff nahe dem Flughafen in Bagdad haben die Amerikaner dem Mullah-Regime einen schweren Schlag versetzt. Nach Einschätzung des Chefs der Denkfabrik International Crisis Group, Robert Malley, hat US-Präsident
Donald Trump „faktisch gerade eine Kriegserklärung abgegeben“.
Soleimani war der Kommandeur der Al-Kuds-Brigaden, einer Eliteeinheit der Iranischen Revolutionsgarden im Ausland. Er trainierte vor allem schiitische Milizen. Diese bekämpften im Irak die Terrormiliz „Islamischer Staat“(IS), in Syrien stützten sie Machthaber Baschar alAssad. Auch bei einigen Raketenangriffen auf Israel waren die Milizen beteiligt. Für die Regierung in Jerusalem war Soleimani der „Mastermind des Terrors“im Nahen Osten.
Als Iraks Sicherheitskabinett im Oktober zusammenkam, um über die Proteste im Land zu beraten, nahm nicht Premierminister Adel Abdel Mahdi den Vorsitz ein. Auf dem Chefsessel saß bereits Soleimani. In der Sitzung erklärte er, wie gegen die Demonstranten vorzugehen sei. Soleimanis Empfehlung: brutale Unterdrückung. Das Rezept wurde von den Mullahs auch bei der Niederschlagung des im Iran aufflammenden Unmuts nach der 50-prozentigen Benzinpreiserhöhung Mitte November angewendet.