Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Er war der wichtigste General der Mullahs

Israel sah in ihm den „Mastermind des Terrors“– im eigenen Land hatte Ghassem Soleimani dagegen viele Anhänger

- Von Michael Backfisch

Berlin. Der Mann mit dem silbergrau­en Haar und den schnellen Augen war im Iran berühmt und in vielen Teilen der Region berüchtigt. In der Islamische­n Republik hatte General Ghassem Soleimani eine riesige Zahl von Anhängern im Onlinedien­st Instagram. In einer als verlässlic­h eingestuft­en Umfrage von 2018 erhielt er 83 Prozent Zustimmung – mehr als Präsident Hassan Rohani und Außenminis­ter Mohammed Dschawad Sarif. Gerüchte, wonach er 2021 für das Präsidente­namt kandidiere­n wollte, dementiert­e er.

„Für die Schiiten im Nahen Osten ist er eine Mischung aus James Bond, Erwin Rommel und Lady Gaga“, beschrieb der frühere CIA-Experte Kenneth Pollack den General im US-Magazin „Time“, das Soleimani 2017 zu den hundert einflussre­ichsten Menschen der Welt zählte. „Dem Westen gilt er als der Verhes

G. Soleimani antwortlic­he für den Export der Islamische­n Revolution im Iran, die Unterstütz­ung von Terroriste­n und die Kriege des Iran im Ausland.“

Soleimani war das Gesicht des iranischen Militärs im Irak und in Syrien. Mit der Tötung des 62-jährigen Top-Militärs durch einen USRaketena­ngriff nahe dem Flughafen in Bagdad haben die Amerikaner dem Mullah-Regime einen schweren Schlag versetzt. Nach Einschätzu­ng des Chefs der Denkfabrik Internatio­nal Crisis Group, Robert Malley, hat US-Präsident

Donald Trump „faktisch gerade eine Kriegserkl­ärung abgegeben“.

Soleimani war der Kommandeur der Al-Kuds-Brigaden, einer Eliteeinhe­it der Iranischen Revolution­sgarden im Ausland. Er trainierte vor allem schiitisch­e Milizen. Diese bekämpften im Irak die Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS), in Syrien stützten sie Machthaber Baschar alAssad. Auch bei einigen Raketenang­riffen auf Israel waren die Milizen beteiligt. Für die Regierung in Jerusalem war Soleimani der „Mastermind des Terrors“im Nahen Osten.

Als Iraks Sicherheit­skabinett im Oktober zusammenka­m, um über die Proteste im Land zu beraten, nahm nicht Premiermin­ister Adel Abdel Mahdi den Vorsitz ein. Auf dem Chefsessel saß bereits Soleimani. In der Sitzung erklärte er, wie gegen die Demonstran­ten vorzugehen sei. Soleimanis Empfehlung: brutale Unterdrück­ung. Das Rezept wurde von den Mullahs auch bei der Niederschl­agung des im Iran aufflammen­den Unmuts nach der 50-prozentige­n Benzinprei­serhöhung Mitte November angewendet.

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