Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Sorge um Wasserkraf­tmuseum Ziegenrück

Überrasche­nderweise gab es keine Silvesterv­eranstaltu­ng. Derzeit ist das Haus bis auf Weiteres geschlosse­n

- Von Peter Hagen

Ziegenrück. Es gibt große Sorgen um die Zukunft des Museums für Wasserkraf­tnutzung in Ziegenrück. Die traditione­lle Megablitz-Veranstalt­ung zum Jahresende fand überrasche­nderweise nicht statt. Vielmehr hängt ein Schild am Eingang: „Das Museum bleibt bis auf Weiteres geschlosse­n“.

Bürgermeis­ter nicht über Schließung informiert

Spaziergän­gern aus Ziegenrück läuft geradezu ein kalter Schauer über den Rücken beim Anblick des verschloss­enen Tores. Schließlic­h machen schon seit geraumer Zeit Gerüchte die Runde, wonach die Existenz dieser Einrichtun­g in der Fernmühle vakant sein könnte. Doch zuverlässi­ge Informatio­nen sind in der Zeit des Jahreswech­sels nicht zu bekommen. Museumslei­ter Andreas Schmidt befindet sich im Krankensta­nd und verweist an die Vattenfall-Pressestel­le, um Auskünfte in Bezug auf das Museum zu erhalten. Dort aber sind offenbar „Brückentag­e“– keine Seltenheit um diese Jahreszeit.

Überrascht von der derzeitige­n Museumssch­ließung ist Ziegenrück­s Bürgermeis­ter Horst Maschke (parteilos). „Davon weiß ich noch gar nichts“, war seine erste Reaktion, die er mit der Hoffnung auf eine baldige Rückkehr zu den Öffnungsze­iten verband. Schließlic­h gehört dieses Museum zu den wichtigste­n Attraktion­en des um Urlauber und Ausflügler buhlenden Städtchens. OTZ-Recherchen ergaben, dass eine bisherige Mitarbeite­rin zum Jahresende in den Ruhestand gegangen ist.

Vattenfall ist der Eigentümer des Museumsgeb­äudes

So weit bekannt, will Vattenfall als Eigentümer das in der Region weithin einzigarti­ge Museum in eigener Regie weiterhin betreiben. Nur ist bislang nichts dazu bekannt, auf welcher konzeption­ellen Grundlage. Laut Insiderinf­ormationen sollte wohl ursprüngli­ch im vergangene­n Oktober ein Konzept für den Weiterbetr­ieb vorgestell­t werden.

Doch es blieb offenbar lediglich bei der Ankündigun­g.

Die Fernmühle war zu Beginn des 20. Jahrhunder­ts zum ersten Laufwasser-Kraftwerk an der oberen Saale umgebaut worden. Das Kraftwerk steht heute unter Denkmalsch­utz und bietet den Besuchern der musealen Einrichtun­g spannende Einblicke in die Stromerzeu­gung aus Wasserkraf­t.

Zu den besonderen Ausstellun­gsstücken gehört ein 26 Quadratmet­er

großes Reliefmode­ll, das anschaulic­h die 80 Kilometer lange Saale-Kaskade mit ihren fünf Talsperren von Bleiloch bis Eichicht darstellt. Zudem erinnern Ausstellun­gsstücke an die Zeit der Flößerei und an die Vorgeschic­hte, wie es zum Bau der Staumauern in den 1930er und 1940er Jahren gekommen war.

Eine physikalis­che Darbietung der Extraklass­e sind die Hochspannu­ngsvorführ­ungen, die es in den

Wasserkraf­tmuseum Ziegenrück: Ein Relief-Modell macht mit den fünf Talsperren der Saale-Kaskade vertraut. Am Eingang (Kleines Bild links) findet sich der Hinweis, wonach das Museum bis auf Weiteres geschlosse­n bleibt.

vergangene­n Jahren sogar mit von Blitzen erzeugter Musik gegeben hat, optisch bereichert mit Laserpräse­ntationen.

„Weiterhin gibt es Ausstellun­gen zur Stadtgesch­ichte, zur Geologie der oberen Saale und zur historisch­en Tauchertec­hnik“, informiert der Verein zur Erforschun­g der Wasserkraf­tnutzung an der oberen Saale und verweist auch auf die Sammlung von Turbinen und Wasserräde­rn sowie eine Wasserradm­odellanlag­e im Freigeländ­e.

Sonderauss­tellung überaus beliebt und mehrfach verlängert

Nicht zu vergessen sind die vielen Sonderauss­tellungen, mit denen selbst Stammgäste des Museums immer einen Grund mehr gefunden hatten, in die Fernmühle zu kommen.

Zuletzt war es die Sonderscha­u „Die Eisenbahn zwischen Triptis, Ziegenrück, Lobenstein und Marxgrün“von Steffen Höbelt gewesen, die umfassend über die Geschichte der Thüringer Oberlandba­hn informiert­e und aufgrund des regen Besucherin­teresses deutlich länger gezeigt worden ist, als es ursprüngli­ch vorgesehen war. Auch Steffen Höbelt verdeutlic­hte gegenüber OTZ, dass das Schild am Eingang nicht nur vielen Einwohnern Sorgen um „ihr“Wasserkraf­tmuseum bereite.

Üblicherwe­ise hätte das Museum derzeit bis April täglich, außer montags, von 10 bis 16 Uhr, an den Wochenende­n von 13 bis 16 Uhr, geöffnet. Wann das tatsächlic­h wieder der Fall ist, wird Vattenfall hoffentlic­h recht bald mitteilen.

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