Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Bilderbogen einer Kulturlandschaft
Der Saalfelder Künstler Siegfried Geigenmüller hat zwei neue Ausstellungen zum Bau der Linkenmühlenbrücke und der Hohenwarte-Sperrmauer entworfen
saalfeld. Die Saalekaskade und ihre bewegte Geschichte lassen den Saalfelder Künstler und Historienmaler Siegfried Geigenmüller nicht los. Der zweite Teil seiner Ausstellungstrilogie „Heimat unter Wasser“befasst sich mit dem Bau der Hohenwartetalsperre zwischen 1935 und 1941. Seit Beginn des Jahres ist sie in den Räumen der Sparkasse Rudolstadt zu besichtigen. Reproduzierte und vergrößerte Originalaufnahmen zeigen die Entstehung des Bauwerks, obwohl das Fotografieren der Baustelle streng untersagt war.
einzigartiges zeitdokument aus erster hand
Sie wird voraussichtlich Anfang April dieses Jahres vom dritten Teil abgelöst: Einem „Bilderbogen“über die Errichtung der Linkenmühlenbrücke. „Diese Bilder sind so wohl noch niemals gezeigt worden“, sagt der 89-Jährige. Sie stammen großteils aus dem privaten FamilienFotoalbum der Saalfelderin Inge Zinn. Die Rentnerin war durch einen Artikel in der OTZ von März 2019 über Geigenmüllers erste Ausstellung in der Sparkasse Saalfeld auf ihn aufmerksam geworden.
Da präsentierte der Gorndorfer eigene Ansichten des versunkenen Saaletals zwischen Hohenwarte und Ziegenrück in unterschiedlichen künstlerischen Stilen. „Ihr Vater, der Ingenieur Adolf Wagner, war der Architekt der Brücke“, sagt er. Bis dato kannten sich die beiden nicht, um dann gemeinsam das Bildmaterial zu sichten. Adolf Wagner, kurz nach Fertigstellung der Brücke vermutlich im Krieg gefallen, dokumentierte den Baufortschritt mit dem Fotoapparat. Sein Einstellungsschreiben der Erfurter Baufirma für das Großprojekt ist ebenfalls Teil der Exponate.
Die rund 30 Schwarz-Weiß-Aufnahmen zeigen unter anderem Hangsicherungsarbeiten, Pfeilergründung
und Widerlagerbau, den Aufbau der Arbeitsbühne sowie den Rückbau der Vorgängerbrücke bis hin zum Pfeilerbau, dem Einbringen der Fahrbahndecke sowie das Richtfest im Juli 1939. „Ein einzigartiges Zeitdokument“, sagt Siegfried Geigenmüller stolz, der zwar in Schaala aufgewachsen ist, sein Herz aber früh an diesen Landstrich verloren hat.
geigenmüller befasst sich seit 50 Jahren mit dem thema
Das Buch „Die Geschichte der Saale-Talsperren“des Saalfelder Historikers Harald Mittelsdorf diente ihm als eine von vielen Recherchequellen. „Im Grunde befasse ich mich schon seit 50 Jahren mit dieser Thematik“, sagt Siegfried Geigenmüller. Das gesamte letzte Jahr über habe er an den beiden Ausstellungen zur Staumauer und zur Brücke gearbeitet. Am 2. April um 19 Uhr ist die feierliche Eröffnung in der Rudolstädter Sparkasse geplant. „Noch nie habe ich eine Eröffnung so offiziell gefeiert, aber dieses Mal schon. Die Linkenmühlenbrücke ist immerhin ein Politikum.“Denn eigentlich hätte er sich den Start der Linkenmühlenbrücke-Schau zum 75. Jahrestag der Sprengung durch die Wehrmacht am 12. April 1945 vorgestellt. „Der fällt aber ausgerechnet auf den Ostersonntag“.
Das Ringen für oder gegen den Wiederaufbau kommentiert Siegfried Geigenmüller mit einer künstlerischen „Persiflage“, wie er sagt. Sie und alle anderen Exponate sind nach der Eröffnung noch bis Juni zu besichtigen. Und auch weitere Stationen sind bereits im Gespräch: „Zur 600-Jahr-Feier von Drognitz in diesem Jahr könnte sie auch in die dortige Kirche kommen“, sagt der Kurator. Die Ausstellungen stehen unter der Obhut des Deutschen Kulturbundes und des Kreisheimatpflegers Ralf Thun.
Donnerstag, 2. April, 19 Uhr, sparkasse rudolstadt