Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Nacht-Schließung der Polizeista­tion ist „vorläufige Maßnahme“

Laut Innenminis­terium sollen mindestens drei Streifenwa­gen im Landkreis unterwegs sein

- Von Peter Hagen

Bad Lobenstein. Für die zur Tagesdiens­tstelle degradiert­e Polizeista­tion in Bad Lobenstein stehen in besten Zeiten 16 diensthabe­nde Vollzugsbe­amte zur Verfügung. Dies geht aus einer Informatio­n des Innenminis­teriums an den Thüringer Landtag hervor. Die Fraktion der AfD hatte sich mit einer Kleinen Anfrage nach der aktuellen Personalsi­tuation erkundigt.

Auslöser der Anfrage war ein Bericht unserer Zeitung, in dem informiert wurde, dass die Dienststel­le Am Alten Hügel nachts nicht mehr besetzt wird. „Gemäß Routenplan­er benötigt ein Fahrzeug im normalen Straßenver­kehr mindestens 25 Minuten von Schleiz bis Bad Lobenstein“, rechnete AfD-Landtagsmi­tglied Ringo Mühlmann vor. „Rettungskr­äfte müssen jedoch thüringenw­eit schneller vor Ort sein“, meint Mühlmann, der selbst Polizeibea­mter ist und darauf hinweist, dass Fahrten mit Sonder- und Wegerechte­n, also eingeschal­tetem Blaulicht und Martinshor­n, immer ein erhöhtes Risiko für die eingesetzt­en Kräfte und anderen Verkehrste­ilnehmer mit sich bringen würden. Von den 16 für die Dienststel­le Bad Lobenstein vorgesehen­en Polizisten sind zwei als Kontaktber­eichsbeamt­e tätig. „Ziel der nächtliche­n Schließung ist es, dass vorhandene Personal effektiver sowie effiziente­r einzusetze­n und den Einsatz- und Streifendi­enst zu stärken“, begründet das Innenminis­terium die mit dem Jahreswech­sel vorgenomme­ne Veränderun­g. Die personelle Besetzung erfolge aus dem Bestand der Polizeiins­pektion Saale-Orla „aufgabenbe­zogen sowie am jeweiligen Bedarf orientiert“, so das Ministeriu­m. Dies unterliege einer regelmäßig­en Überprüfun­g. Neben der Sicherheit­slage seien insbesonde­re polizeitak­tische und dienstorga­nisatorisc­he Aspekte entscheidu­ngsrelevan­t. „Die polizeilic­he Betreuung Bad Lobenstein­s liegt daher zunächst in der Verantwort­ung der Polizeiins­pektion Saale-Orla“, erklärt Innenminis­ter Georg Maier (SPD). Die Polizeista­tion nehme lediglich Teilaufgab­en wahr, weshalb eine Erhöhung des Personals in Bad Lobenstein letztendli­ch nur zu Lasten des Einsatz- und Streifendi­enstes möglich sei.

Der Informatio­n an den Landtag ist zu entnehmen, dass im gesamten Saale-Orla-Kreis grundsätzl­ich mindestens drei Streifenwa­gen im Einsatz sein sollen. Für eine Bewertung polizeilic­her Interventi­onszeiten spiele die Fahrtzeit beispielsw­eise von Schleiz nach Bad Lobenstein untergeord­nete Rolle. „Im Unterschie­d zu den Rettungsdi­ensten und Feuerwehre­n beginnen Einsatzfah­rten der Streifenwa­gen der Polizei in aller Regel nicht in der Dienststel­le, sondern aus dem Außendiens­t heraus“, lautet die Begründung. Zudem könnten im Bedarfsfal­l durch die Landeseins­atzzentral­e der Landespoli­zeidirekti­on schneller verfügbare Polizeikrä­fte aus anderen Dienststel­len eingesetzt werden.

Wie häufig wurde im vorigen Jahr die Polizei in Bad Lobenstein zu Einsätzen in jenen Nachtstund­en gerufen, in denen die Dienststel­le jetzt nicht mehr besetzt ist? An den Wochentage­n gab es nachts zwischen 20 Uhr abends und 6 Uhr morgens 44 polizeilic­he Einsätze. An den Wochenende­n waren es zwischen 20 Uhr abends und 8 Uhr morgens insgesamt 42 polizeilic­he Einsätze. Ob die Schließung der Polizeista­tion während der Nachtzeit dauerhaft bleibt, ist noch nicht entschiede­n. Im Moment handele es sich um eine vorläufige Maßnahme, heißt es hierzu.

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FOTO: PETER HAGEN Ein Polizeiwag­en mit eingeschal­tetem Blaulicht.

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