Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Event-Kino in Schleiz wird abgebaut
Die für Freitagabend geplante Veranstaltung mit Ingo Appelt ist mangels Besucherinteresse abgesagt
Schleiz. Das Schleizer Event-Kino bläst zum Finale. Die Zeugnisübergabe für die Schleizer Goetheschule am Sonnabend nächster Woche wird die letzte Veranstaltung sein. Dann wird im Gewerbegebiet Wolfsgalgen alles abgebaut. Der für Freitagabend geplante Auftritt von Ingo Appelt wurde abgeblasen.
„Das Event-Kino entstand, um aus der Not eine Tugend zu machen“, erinnert die Semmler Production Group an den Ausgangspunkt für dieses kurzfristig geschaffene Kulturangebot. Als sämtliche Kinos zwecks Eindämmung der Corona-Pandemie geschlossen wurden und alle Veranstaltungen abgesagt werden mussten, war das Freiluft-Gelände eine Möglichkeit gewesen, um Alternativen gegen die Vereinsamung zu bieten. Nicht allein Filmvorführungen sollten für Unterhaltung sorgen, sondern auch Live-Veranstaltungen und sogar ein DJ-Festivals namens „Auto-Dance“. Doch die Resonanz fiel zu unterschiedlich aus, um das Event-Kino in dieser Form weiterbetreiben zu können. „Den Todesstoß gab uns letzten Endes das Landratsamt Saale-Orla, welches uns die erneute Durchführung des ,Auto-Dance in der Form, wie es bereits einmal durchgeführt wurde, untersagt hat“, wird nun mitgeteilt.
Große Gewinne waren nicht das Ziel
„Wir hatten nie das Ziel, große Gewinne zu erwirtschaften“, sagte Prokurist Christian Scharfenberg unserer Zeitung, „die schwarze Null als Summe war anvisiert, um Leute in Lohn und Brot zu bringen und den Menschen etwas Abwechslung zu bieten.“Doch als jetzt zu Anfang der Woche die Mitteilung gekommen sei, dass eine weitere „Auto-Dance“-Party nicht mehr genehmigt werde, habe man die Reißleine ziehen müssen. Denn gerade mit dieser Veranstaltung habe man andere, weniger gut besuchte Events mitfinanzieren können. „Kultur ist nicht zwingend nur Geschäft“, betonte Christian Scharfenberg, „sondern Kultur ist in erster Linie für die Menschen.“Doch unterm Strich müsse sich das Gesamtpaket rechnen.
„Durch das Landratsamt wurden
Abgeschaltet: Das Event-Kino in Schleiz hat sein Programm eingestellt. Die Besucherresonanz war zu verhalten gewesen.
weder Auflagen erteilt, noch Verbote ausgesprochen“, teilte die Kreisverwaltung auf Anfrage unserer Zeitung mit. Es sei einzig darauf eingewirkt worden, „dass der bestehende Bescheid der Stadt Schleiz, der auch schon für die erste Autodisco galt, eingehalten wird“. Die Voraussetzungen seien also die gleichen gewesen, wie beim ersten „AutoDance“. Zum Hintergrund des Genehmigungsverfahrens wird erklärt, dass durch die Stadt Schleiz am 28. Mai die Erlaubnis für die Veranstaltungsreihe „Autokino Schleiz“erteilt worden war, zu der neben dem Autokino selbst auch die Auto-Party gehört habe.
Im entsprechenden Bescheid gab es vier Auflagen, die sich auf den Infektionsschutz bezogen. Unter anderem hieß es da: „Das Besuchen der Veranstaltungen ist nur im Pkw gestattet. Besuchern ohne Pkw darf kein Zutritt zum Veranstaltungsgelände gestattet werden. Die Besucher der Veranstaltungen haben sich grundsätzlich in ihrem Pkw aufzuhalten. Das Verlassen des Pkw ist nur zum Gang auf die Besuchertoiletten oder zum Kauf von Speisen
und Getränken zu gestatten.“Die im Internet verbreitete Behauptung, dass die Autofenster geschlossen sein müssen, kommt in dem tatsächlichen Bescheid als Auflage übrigens nicht vor, ist der Mitteilung des Landratsamtes zu entnehmen.
Bedauerlicherweise hätten sich Besucher der ersten „AutoDance“-Party nicht an die Auflage gehalten, sich im Pkw aufzuhalten. „Davon zeugen ausreichend Fotos und Videos“, so das Landratsamt. Um das bei künftigen Veranstaltungen zu vermeiden sei jetzt darauf verwiesen worden, dass die noch
vor der Eröffnung des Event-Kinos erlassenen Auflagen bitte eingehalten werden. Ein Sprecher des Landratsamtes: „Um es noch einmal zu wiederholen: Es gibt keine neuen Auflagen oder zusätzliche Einschränkungen durch das Landratsamt oder die Stadt Schleiz, sondern nur den Verweis auf die Regelungen der erteilten Erlaubnis.“
Landratsamt bedauert Ende
Nun gab es allerdings ein völlig anderes Prozedere beim Livekonzert von Stefanie Hertel, zu dem die Besucher sich im Freien aufhalten durften. „Das Konzert von Stefanie Hertel gehörte im Gegensatz zur Autodisco nicht zur Veranstaltungsreihe ,Autokino Schleiz’, sondern wurde als Einzelveranstaltung per Ausnahmegenehmigung durch das Gesundheitsamt erlaubt“, erläutert die Kreisverwaltung. Damit hätten andere Auflagen gegolten, so dass die Besucher beispielsweise nicht im Auto sitzen mussten, sondern sich innerhalb ihrer Parzellen im Freien aufhalten durften. Seitens des Landratsamtes werde bedauert, dass es mit dem Event-Kino nicht
weitergeht. Ausdrücklich wird der Semmler Production Group „für ihr Engagement, den Menschen der Region auch in schwierigen Zeiten ein kulturelles Angebot zu unterbreiten“, gedankt. Allerdings weist man auch den Vorwurf zurück, dass das Landratsamt den „Todesstoß“versetzt habe. Jedes Bemühen, das kulturelle Leben in der Region gerade in diesen Zeiten zu bereichern, sei ein großer Gewinn. „Wir wissen um die schwierige Lage der Unterhaltungsbranche und hoffen, dass es auch dort wieder bergauf geht“, betont die Kreisverwaltung in ihrer Mitteilung, „allerdings wird von manchen gerne verdrängt, dass wir uns immer noch in einer Pandemie befinden und die weltweiten Zuwachsraten in Sachen Corona höher denn je sind.“Auch wenn die Lage in Deutschland und speziell im Saale-Orla-Kreis derzeit verhältnismäßig ruhig sei, gebe es genügend Beispiele, die zeigen, dass das Virus noch grassiert und es zu rasanten Ausbreitungen kommen kann. Daher sei momentan alles auch „aus dem Blickwinkel des Infektionsschutzes“zu betrachten.
„Kultur ist nicht zwingend nur Geschäft, sondern in erster Linie für die Menschen“Christian Scharfenberg Prokurist der Semmler Production Group