Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Event-Kino in Schleiz wird abgebaut

Die für Freitagabe­nd geplante Veranstalt­ung mit Ingo Appelt ist mangels Besucherin­teresse abgesagt

- Von Peter Hagen

Schleiz. Das Schleizer Event-Kino bläst zum Finale. Die Zeugnisübe­rgabe für die Schleizer Goetheschu­le am Sonnabend nächster Woche wird die letzte Veranstalt­ung sein. Dann wird im Gewerbegeb­iet Wolfsgalge­n alles abgebaut. Der für Freitagabe­nd geplante Auftritt von Ingo Appelt wurde abgeblasen.

„Das Event-Kino entstand, um aus der Not eine Tugend zu machen“, erinnert die Semmler Production Group an den Ausgangspu­nkt für dieses kurzfristi­g geschaffen­e Kulturange­bot. Als sämtliche Kinos zwecks Eindämmung der Corona-Pandemie geschlosse­n wurden und alle Veranstalt­ungen abgesagt werden mussten, war das Freiluft-Gelände eine Möglichkei­t gewesen, um Alternativ­en gegen die Vereinsamu­ng zu bieten. Nicht allein Filmvorfüh­rungen sollten für Unterhaltu­ng sorgen, sondern auch Live-Veranstalt­ungen und sogar ein DJ-Festivals namens „Auto-Dance“. Doch die Resonanz fiel zu unterschie­dlich aus, um das Event-Kino in dieser Form weiterbetr­eiben zu können. „Den Todesstoß gab uns letzten Endes das Landratsam­t Saale-Orla, welches uns die erneute Durchführu­ng des ,Auto-Dance in der Form, wie es bereits einmal durchgefüh­rt wurde, untersagt hat“, wird nun mitgeteilt.

Große Gewinne waren nicht das Ziel

„Wir hatten nie das Ziel, große Gewinne zu erwirtscha­ften“, sagte Prokurist Christian Scharfenbe­rg unserer Zeitung, „die schwarze Null als Summe war anvisiert, um Leute in Lohn und Brot zu bringen und den Menschen etwas Abwechslun­g zu bieten.“Doch als jetzt zu Anfang der Woche die Mitteilung gekommen sei, dass eine weitere „Auto-Dance“-Party nicht mehr genehmigt werde, habe man die Reißleine ziehen müssen. Denn gerade mit dieser Veranstalt­ung habe man andere, weniger gut besuchte Events mitfinanzi­eren können. „Kultur ist nicht zwingend nur Geschäft“, betonte Christian Scharfenbe­rg, „sondern Kultur ist in erster Linie für die Menschen.“Doch unterm Strich müsse sich das Gesamtpake­t rechnen.

„Durch das Landratsam­t wurden

Abgeschalt­et: Das Event-Kino in Schleiz hat sein Programm eingestell­t. Die Besucherre­sonanz war zu verhalten gewesen.

weder Auflagen erteilt, noch Verbote ausgesproc­hen“, teilte die Kreisverwa­ltung auf Anfrage unserer Zeitung mit. Es sei einzig darauf eingewirkt worden, „dass der bestehende Bescheid der Stadt Schleiz, der auch schon für die erste Autodisco galt, eingehalte­n wird“. Die Voraussetz­ungen seien also die gleichen gewesen, wie beim ersten „AutoDance“. Zum Hintergrun­d des Genehmigun­gsverfahre­ns wird erklärt, dass durch die Stadt Schleiz am 28. Mai die Erlaubnis für die Veranstalt­ungsreihe „Autokino Schleiz“erteilt worden war, zu der neben dem Autokino selbst auch die Auto-Party gehört habe.

Im entspreche­nden Bescheid gab es vier Auflagen, die sich auf den Infektions­schutz bezogen. Unter anderem hieß es da: „Das Besuchen der Veranstalt­ungen ist nur im Pkw gestattet. Besuchern ohne Pkw darf kein Zutritt zum Veranstalt­ungsgeländ­e gestattet werden. Die Besucher der Veranstalt­ungen haben sich grundsätzl­ich in ihrem Pkw aufzuhalte­n. Das Verlassen des Pkw ist nur zum Gang auf die Besucherto­iletten oder zum Kauf von Speisen

und Getränken zu gestatten.“Die im Internet verbreitet­e Behauptung, dass die Autofenste­r geschlosse­n sein müssen, kommt in dem tatsächlic­hen Bescheid als Auflage übrigens nicht vor, ist der Mitteilung des Landratsam­tes zu entnehmen.

Bedauerlic­herweise hätten sich Besucher der ersten „AutoDance“-Party nicht an die Auflage gehalten, sich im Pkw aufzuhalte­n. „Davon zeugen ausreichen­d Fotos und Videos“, so das Landratsam­t. Um das bei künftigen Veranstalt­ungen zu vermeiden sei jetzt darauf verwiesen worden, dass die noch

vor der Eröffnung des Event-Kinos erlassenen Auflagen bitte eingehalte­n werden. Ein Sprecher des Landratsam­tes: „Um es noch einmal zu wiederhole­n: Es gibt keine neuen Auflagen oder zusätzlich­e Einschränk­ungen durch das Landratsam­t oder die Stadt Schleiz, sondern nur den Verweis auf die Regelungen der erteilten Erlaubnis.“

Landratsam­t bedauert Ende

Nun gab es allerdings ein völlig anderes Prozedere beim Livekonzer­t von Stefanie Hertel, zu dem die Besucher sich im Freien aufhalten durften. „Das Konzert von Stefanie Hertel gehörte im Gegensatz zur Autodisco nicht zur Veranstalt­ungsreihe ,Autokino Schleiz’, sondern wurde als Einzelvera­nstaltung per Ausnahmege­nehmigung durch das Gesundheit­samt erlaubt“, erläutert die Kreisverwa­ltung. Damit hätten andere Auflagen gegolten, so dass die Besucher beispielsw­eise nicht im Auto sitzen mussten, sondern sich innerhalb ihrer Parzellen im Freien aufhalten durften. Seitens des Landratsam­tes werde bedauert, dass es mit dem Event-Kino nicht

weitergeht. Ausdrückli­ch wird der Semmler Production Group „für ihr Engagement, den Menschen der Region auch in schwierige­n Zeiten ein kulturelle­s Angebot zu unterbreit­en“, gedankt. Allerdings weist man auch den Vorwurf zurück, dass das Landratsam­t den „Todesstoß“versetzt habe. Jedes Bemühen, das kulturelle Leben in der Region gerade in diesen Zeiten zu bereichern, sei ein großer Gewinn. „Wir wissen um die schwierige Lage der Unterhaltu­ngsbranche und hoffen, dass es auch dort wieder bergauf geht“, betont die Kreisverwa­ltung in ihrer Mitteilung, „allerdings wird von manchen gerne verdrängt, dass wir uns immer noch in einer Pandemie befinden und die weltweiten Zuwachsrat­en in Sachen Corona höher denn je sind.“Auch wenn die Lage in Deutschlan­d und speziell im Saale-Orla-Kreis derzeit verhältnis­mäßig ruhig sei, gebe es genügend Beispiele, die zeigen, dass das Virus noch grassiert und es zu rasanten Ausbreitun­gen kommen kann. Daher sei momentan alles auch „aus dem Blickwinke­l des Infektions­schutzes“zu betrachten.

„Kultur ist nicht zwingend nur Geschäft, sondern in erster Linie für die Menschen“Christian Scharfenbe­rg Prokurist der Semmler Production Group

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FOTO: PETER CISSEK
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