Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Naturschutzbeirat gegen Hängebrücke über das Höllental
Fortgang des Projektes liegt jetzt in den Händen des Bayerischen Umweltministeriums
Lichtenberg/Rosenthal am Rennsteig. Das Projekt zum Bau der Hängebrücken im fränkisch-thüringischen Grenzgebiet ist auf den Widerstand des Naturschutzbeirates der Regierung von Oberfranken, einer staatlichen Mittelbehörde mit Sitz in Bayreuth, gestoßen. Damit liegt jetzt die Entscheidung beim Bayerischen Umweltministerium, ob speziell die vorerst weltweit längste freihängende Brücke das Höllental überqueren darf.
„Aus verschiedenen Gründen“, so heißt es, hatte sich der Naturschutzbeirat bei der Regierung Oberfranken in dieser Woche mehrheitlich gegen den geplanten Bau der über 1000 Meter langen Hängebrücke im Naturschutzgebiet Höllental ausgesprochen. Der Bau wurde damit durch dieses Gremium abgelehnt. Allerdings steht die Regierung Oberfranken dem Gesamtvorhaben weiterhin positiv gegenüber, wurde mitgeteilt. Daher sei beabsichtigt, „eine Befreiung von den Verboten der Naturschutzgebietsverordnung für das Vorhaben in Aussicht zu stellen“. Nach dem ablehnenden Beschluss des Naturschutzbeirates ist hierzu nun die Zustimmung des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz erforderlich. Diese könnte als gesichert gelten, nachdem Umweltminister Thorsten Glauber (FW) bereits im vorigen Jahr den Bau der Hängebrücken ausdrücklich begrüßt hatte.
Baustart sollte im Sommer 2020 sein
Ursprünglich sollte in diesem Sommer der Baustart und schon 2022 die Freigabe für den Tourismusbetrieb
erfolgen, von dem sich auch die unmittelbar benachbarte thüringische Region Synergieeffekte verspricht. Kritiker des Projektes berufen sich insbesondere auf die Eingriffe in ein sensibles Naturschutzgebiet sowie auf die schon jetzt ausufernden Kosten, nachdem die Gesamtbaukosten von ursprünglich zwölf auf inzwischen 22 Millionen Euro angestiegen sind. Im April hatten im Hofer Kreistag die Fraktionen von SPD, ALB (Aktive Landkreis-Bürger) und Grüne aufgrund unabsehbarer wirtschaftlicher Folgen aus der Corona-Krise beantragt, das Brücken-Projekt zunächst für ein Jahr auf Eis zu legen, was jedoch
mehrheitlich abgelehnt worden war.
Weiter „Schritt für Schritt voran“
Den augenscheinlich zu erwartenden Zeitverzug beim Baubeginn, auch aufgrund der ablehnenden Haltung des Naturschutzbeirates, wollte das Landratsamt Hof gegenüber unserer Zeitung nicht bestätigen. Der weitere zeitliche Verlauf des Projektes sei abhängig vom Bauleitplanverfahren sowie vom Baugenehmigungsverfahren, hieß es lediglich. „Wir gehen Schritt für Schritt voran, um unser Ziel, den Bau der Frankenwaldbrücke, zu verwirklichen“, bekräftigte Landrat
Oliver Bär (CSU) das Festhalten an dem Projekt. Naturschutzfachliche und artenschutzrechtliche Aspekte würden in besonderer Art und Weise berücksichtigt. „Es ist uns wichtig, dass wir beides in Einklang miteinander bringen“, sagte Bär. Dies geschehe im laufenden Bauleitplanverfahren und im Rahmen der Schutzgebietsverordnung.
Nach dem Votum des Naturschutzbeirates wird nun die Entscheidung durch das Umweltministerium erforderlich. Dort läge bereits die rechtliche und fachliche Einschätzung der Regierung von Oberfranken vor. „Die Prüfungen des Umweltministeriums zu dem
Fall sind noch nicht abgeschlossen“, hieß es am Freitag. Sollte das Umweltministerium seine Zustimmung erteilen, könne die Regierung das Befreiungsverfahren von den Verboten der Verordnung über das Naturschutzgebiet Höllental fortführen. Anderenfalls dürfe nach den gesetzlichen Regelungen eine Befreiung nicht erteilt werden. „Zum Inhalt einer zukünftigen Entscheidung kann derzeit noch keine Aussage getroffen werden“, so das Bayerische Umweltministerium am Freitag.
Derzeit würden die entscheidungsrelevanten Unterlagen gesichtet.