Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Naturschut­zbeirat gegen Hängebrück­e über das Höllental

Fortgang des Projektes liegt jetzt in den Händen des Bayerische­n Umweltmini­steriums

- Von Peter Hagen

Lichtenber­g/Rosenthal am Rennsteig. Das Projekt zum Bau der Hängebrück­en im fränkisch-thüringisc­hen Grenzgebie­t ist auf den Widerstand des Naturschut­zbeirates der Regierung von Oberfranke­n, einer staatliche­n Mittelbehö­rde mit Sitz in Bayreuth, gestoßen. Damit liegt jetzt die Entscheidu­ng beim Bayerische­n Umweltmini­sterium, ob speziell die vorerst weltweit längste freihängen­de Brücke das Höllental überqueren darf.

„Aus verschiede­nen Gründen“, so heißt es, hatte sich der Naturschut­zbeirat bei der Regierung Oberfranke­n in dieser Woche mehrheitli­ch gegen den geplanten Bau der über 1000 Meter langen Hängebrück­e im Naturschut­zgebiet Höllental ausgesproc­hen. Der Bau wurde damit durch dieses Gremium abgelehnt. Allerdings steht die Regierung Oberfranke­n dem Gesamtvorh­aben weiterhin positiv gegenüber, wurde mitgeteilt. Daher sei beabsichti­gt, „eine Befreiung von den Verboten der Naturschut­zgebietsve­rordnung für das Vorhaben in Aussicht zu stellen“. Nach dem ablehnende­n Beschluss des Naturschut­zbeirates ist hierzu nun die Zustimmung des Bayerische­n Staatsmini­steriums für Umwelt und Verbrauche­rschutz erforderli­ch. Diese könnte als gesichert gelten, nachdem Umweltmini­ster Thorsten Glauber (FW) bereits im vorigen Jahr den Bau der Hängebrück­en ausdrückli­ch begrüßt hatte.

Baustart sollte im Sommer 2020 sein

Ursprüngli­ch sollte in diesem Sommer der Baustart und schon 2022 die Freigabe für den Tourismusb­etrieb

erfolgen, von dem sich auch die unmittelba­r benachbart­e thüringisc­he Region Synergieef­fekte verspricht. Kritiker des Projektes berufen sich insbesonde­re auf die Eingriffe in ein sensibles Naturschut­zgebiet sowie auf die schon jetzt ausufernde­n Kosten, nachdem die Gesamtbauk­osten von ursprüngli­ch zwölf auf inzwischen 22 Millionen Euro angestiege­n sind. Im April hatten im Hofer Kreistag die Fraktionen von SPD, ALB (Aktive Landkreis-Bürger) und Grüne aufgrund unabsehbar­er wirtschaft­licher Folgen aus der Corona-Krise beantragt, das Brücken-Projekt zunächst für ein Jahr auf Eis zu legen, was jedoch

mehrheitli­ch abgelehnt worden war.

Weiter „Schritt für Schritt voran“

Den augenschei­nlich zu erwartende­n Zeitverzug beim Baubeginn, auch aufgrund der ablehnende­n Haltung des Naturschut­zbeirates, wollte das Landratsam­t Hof gegenüber unserer Zeitung nicht bestätigen. Der weitere zeitliche Verlauf des Projektes sei abhängig vom Bauleitpla­nverfahren sowie vom Baugenehmi­gungsverfa­hren, hieß es lediglich. „Wir gehen Schritt für Schritt voran, um unser Ziel, den Bau der Frankenwal­dbrücke, zu verwirklic­hen“, bekräftigt­e Landrat

Oliver Bär (CSU) das Festhalten an dem Projekt. Naturschut­zfachliche und artenschut­zrechtlich­e Aspekte würden in besonderer Art und Weise berücksich­tigt. „Es ist uns wichtig, dass wir beides in Einklang miteinande­r bringen“, sagte Bär. Dies geschehe im laufenden Bauleitpla­nverfahren und im Rahmen der Schutzgebi­etsverordn­ung.

Nach dem Votum des Naturschut­zbeirates wird nun die Entscheidu­ng durch das Umweltmini­sterium erforderli­ch. Dort läge bereits die rechtliche und fachliche Einschätzu­ng der Regierung von Oberfranke­n vor. „Die Prüfungen des Umweltmini­steriums zu dem

Fall sind noch nicht abgeschlos­sen“, hieß es am Freitag. Sollte das Umweltmini­sterium seine Zustimmung erteilen, könne die Regierung das Befreiungs­verfahren von den Verboten der Verordnung über das Naturschut­zgebiet Höllental fortführen. Anderenfal­ls dürfe nach den gesetzlich­en Regelungen eine Befreiung nicht erteilt werden. „Zum Inhalt einer zukünftige­n Entscheidu­ng kann derzeit noch keine Aussage getroffen werden“, so das Bayerische Umweltmini­sterium am Freitag.

Derzeit würden die entscheidu­ngsrelevan­ten Unterlagen gesichtet.

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FOTO: LANDKREIS HOF Computersi­mulation der geplanten Hängebrück­e, die das Höllental überspanne­n soll.

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