Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Ausstellung in Hof informiert zur Stasi-Arbeit
Wanderausstellung „Feind ist, wer anders denkt“zeigt auch regionale Beispiele der Geheimdiensttätigkeit
Mitglieder der „Wehrsportgruppe Hoffmann“stehen in uniformähnlicher Kluft am 16. Juli 1978 auf einem Grundstück bei Nürnberg. Die Staatssicherheit soll auch die westdeutsche Neonaziszene unterlaufen und dort mindestens 42 Inoffizielle Mitarbeiter eingeschleust haben.
Hof. Die Wanderausstellung „Feind ist, wer anders denkt“ist derzeit in der oberfränkischen Stadt Hof zu sehen. Im Museum Bayerisches Vogtland können sich Besucher bis zum 6. September 2020 über die Arbeitsmethoden des Staatssicherheitsdienstes der DDR informieren.
Wie erging es den Menschen in Ost und West, die ins Visier der Staatssicherheit der DDR gerieten? Mit welchen Methoden arbeitete die Stasi? Und wie präsent war die Geheimpolizei auch in der Bundesrepublik?
Diesen Fragen geht die Wanderausstellung des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU) auf den Grund. Zudem wird dokumentiert, wie durch Überwachung, Bespitzelung und die Unterdrückung von Menschenrechten die Macht der Staatspartei SED in der DDR gesichert worden war. Laut BStU-Mitteilung bietet diese Ausstellung zudem Informationen über die Stasi-Überwachungstätigkeit speziell in Bayern und in der Region Hof.
Zentrale Aufgabe des Ministeriums für Staatssicherheit war es, die Herrschaft der SED abzusichern und vor allem Kritik und Protest dagegen im eigenen Land einzudämmen. Dafür sammelte die Stasi Informationen über die eigene Bevölkerung, bespitzelte ausgemachte sogenannte Feinde des Regimes
und war auch besonders an der Ausspähung der Bundesrepublik Deutschland interessiert. Vor allem in einer Grenzregion zwischen Ost und West war die Kontrolle über das Leben der Menschen durch Beobachtung und Überwachung für die Stasi von besonderer Relevanz. In der Ausstellung werden dazu einige Tafeln mit regionalen Themen gezeigt.
Beispiele für Ziele der Geheimpolizeiarbeit waren die Dienststelle der Bayerischen Grenzpolizei, des westdeutschen Zolls sowie der Bahnhofsmission. Auch die Ballonflucht zweier Familien aus Pößneck nach Naila ist ein Thema des regionalen Teils der Ausstellung. Nicht zuletzt wird die Ankunft der DDRFlüchtlinge
im Oktober 1989 am Hauptbahnhof Hof abgebildet: für Tausende Menschen die erste Station auf ihrer lang ersehnten Ausreise in den Westen.
Auch aus Bayern interessieren sich Menschen dafür, ob die Staatssicherheit über sie Akten angelegt hat. Wie mitgeteilt wird, gab es von 1991 bis Mai 2020 aus Bayern insgesamt 102.973 Anträge zur Akteneinsicht, darunter 77.285 Anträge zur persönlichen Akteneinsicht. Speziell aus Hof sind es 1039 Anträge auf Akteneinsicht gewesen.
Museum Bayerisches Vogtland in Hof, Sigmundsgraben 6, geöffnet Dienstag bis Freitag 10 bis 16 Uhr, Sonnabend und Sonntag 13 bis 18 Uhr