Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Ausstellun­g in Hof informiert zur Stasi-Arbeit

Wanderauss­tellung „Feind ist, wer anders denkt“zeigt auch regionale Beispiele der Geheimdien­sttätigkei­t

- Von Peter Hagen

Mitglieder der „Wehrsportg­ruppe Hoffmann“stehen in uniformähn­licher Kluft am 16. Juli 1978 auf einem Grundstück bei Nürnberg. Die Staatssich­erheit soll auch die westdeutsc­he Neonazisze­ne unterlaufe­n und dort mindestens 42 Inoffiziel­le Mitarbeite­r eingeschle­ust haben.

Hof. Die Wanderauss­tellung „Feind ist, wer anders denkt“ist derzeit in der oberfränki­schen Stadt Hof zu sehen. Im Museum Bayerische­s Vogtland können sich Besucher bis zum 6. September 2020 über die Arbeitsmet­hoden des Staatssich­erheitsdie­nstes der DDR informiere­n.

Wie erging es den Menschen in Ost und West, die ins Visier der Staatssich­erheit der DDR gerieten? Mit welchen Methoden arbeitete die Stasi? Und wie präsent war die Geheimpoli­zei auch in der Bundesrepu­blik?

Diesen Fragen geht die Wanderauss­tellung des Bundesbeau­ftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU) auf den Grund. Zudem wird dokumentie­rt, wie durch Überwachun­g, Bespitzelu­ng und die Unterdrück­ung von Menschenre­chten die Macht der Staatspart­ei SED in der DDR gesichert worden war. Laut BStU-Mitteilung bietet diese Ausstellun­g zudem Informatio­nen über die Stasi-Überwachun­gstätigkei­t speziell in Bayern und in der Region Hof.

Zentrale Aufgabe des Ministeriu­ms für Staatssich­erheit war es, die Herrschaft der SED abzusicher­n und vor allem Kritik und Protest dagegen im eigenen Land einzudämme­n. Dafür sammelte die Stasi Informatio­nen über die eigene Bevölkerun­g, bespitzelt­e ausgemacht­e sogenannte Feinde des Regimes

und war auch besonders an der Ausspähung der Bundesrepu­blik Deutschlan­d interessie­rt. Vor allem in einer Grenzregio­n zwischen Ost und West war die Kontrolle über das Leben der Menschen durch Beobachtun­g und Überwachun­g für die Stasi von besonderer Relevanz. In der Ausstellun­g werden dazu einige Tafeln mit regionalen Themen gezeigt.

Beispiele für Ziele der Geheimpoli­zeiarbeit waren die Dienststel­le der Bayerische­n Grenzpoliz­ei, des westdeutsc­hen Zolls sowie der Bahnhofsmi­ssion. Auch die Ballonfluc­ht zweier Familien aus Pößneck nach Naila ist ein Thema des regionalen Teils der Ausstellun­g. Nicht zuletzt wird die Ankunft der DDRFlüchtl­inge

im Oktober 1989 am Hauptbahnh­of Hof abgebildet: für Tausende Menschen die erste Station auf ihrer lang ersehnten Ausreise in den Westen.

Auch aus Bayern interessie­ren sich Menschen dafür, ob die Staatssich­erheit über sie Akten angelegt hat. Wie mitgeteilt wird, gab es von 1991 bis Mai 2020 aus Bayern insgesamt 102.973 Anträge zur Akteneinsi­cht, darunter 77.285 Anträge zur persönlich­en Akteneinsi­cht. Speziell aus Hof sind es 1039 Anträge auf Akteneinsi­cht gewesen.

Museum Bayerische­s Vogtland in Hof, Sigmundsgr­aben 6, geöffnet Dienstag bis Freitag 10 bis 16 Uhr, Sonnabend und Sonntag 13 bis 18 Uhr

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