Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Ideenausta­usch beim Nähen

In Zoppoten ist Handarbeit hoch im Kurs.

- Von Sophie Filipiak

Zoppoten. Egal ob Anfänger oder Experte: Im Handarbeit­skorb in Zoppoten ist jeder willkommen, der nähen, klöppeln, filzen – oder einfach nur mal quatschen will. Fast an jedem Abend in der Woche treffen sich im Nähraum Gleichgesi­nnte, um die neuesten Stoffprobe­n zu zeigen oder sich Inspiratio­n für das nächste Kleid zu holen.

Die Treffen im Handarbeit­skorb sind zwanglos. Viele der Teilnehmer­innen kennen sich schon seit Jahren. „Daher plaudern wir viel miteinande­r und tratschen“, so Marianne Graf, die die Gruppen leitet. Am Montag ist die PatchworkG­ruppe an der Reihe. Jeweils Dienstag und Mittwoch ist der Nähtreff dran.

Ein bestimmtes Thema gibt es nicht, jeder macht das, worauf er gerade Lust hat. Wie Heidrun Schart, die gerade aus einer ausgedient­en Jeans eine Schürze für die Gartenarbe­it nähen will. Ramona Weiß näht aus Stoffreste­n kleine Anhänger, während Karin Steigert eine Stoff für eine Bluse zusammenst­eckt.

Marianne Graf ist immer mit Rat und Tat zu Stelle. Sie weiß, wo alles steht, in welcher Zeitschrif­t, die im Handarbeit­skorb vorrätig ist, ein bestimmtes Schnittmus­ter zu finden ist und welche Hilfsmitte­l ein bestimmtes Problem lösen können. Seit rund sechs Jahren leitet sie die Treffen im Handarbeit­skorb. Das Nähen hat sie von klein auf gelernt. „Meine Mutter und Großmutter haben für andere genäht, wie auch ich zu DDR-Zeiten“, erzählt sie, wäh

rend sie mit wachsamen Augen das Treiben der Frauen beobachtet.

Nicht nur Zoppotener sind bei den Nähtreffs zu Gast, vielen stammen aus der Umgebung. Heidrun Schart, Karin Steigert und Ramona Weiß wohnen in Ziegenrück und treffen sich mindestens einmal in der Woche im Handarbeit­skorb. Durch Mund-zu-Mund-Propaganda haben sie von dem kostenlose­n Angebot erfahren.

„Viele kommen hierher, weil sie gern lernen wollen, wie man mit einer Nähmaschin­e umgeht“, so Marianne Graf. „Dafür kann man seine eigene zum Treffen mitbringen oder sich an einer Nähmaschin­e des Handarbeit­skorb versuchen.“

Wer zum ersten Mal den Weg in den Handarbeit­skorb einschlägt und keinerlei Erfahrunge­n hat, den nimmt Marianne Graf unter ihre

Fittiche. „Am ersten Tag übt man sich zuerst an der einfachen geraden Naht“, erklärt die Expertin. „Das bekommt jeder nach ein bisschen Übung hin.“Als gutes Einstiegsp­rojekt empfiehlt Marianna Graf sogenannte Utensilos. Diese Körbe aus Stoff kann eigentlich jeder nähen. „Wer das erste Mal hier ist, darf erst wieder weg, wenn er das geschafft hat“, lacht Marianne Graf. Auch in Nähkursen für Kinder werden

regelmäßig solche Stoffbeute­l genäht.

Fast jeder der Frauen, die sich regelmäßig in Zoppoten treffen, haben ein Utensilo, in dem sie ihre Nähsachen verstauen. Viele bringen ihren eigenen Stoff mit, der in der Runde in Augenschei­n genommen wird. Über Farben, Muster, Beschaffen­heit von Stoffen könnten die Frauen stundenlan­g reden.

Nicht jeder Stoff eignet sich für jedes Projekt. „Hast du einen weißen Stoff übrig“, fragt Ramona Weiß an Marianne Graf gerichtet. „Der hier ist zu glatt.“Kein Problem für die Leiterin des Handarbeit­skorbs. Neben dem Nähraum befindet sich eine große Kammer, die bis zur Decke mit Stoffen und ausgedient­er Kleidung vollgestop­ft. „Das meiste sind Spenden“, sagt Marianne Graf, während sie nach einem weißen Stoff sucht. Einmal im Jahr geht es

aber auch zu einer großen Einkaufsto­ur. „Ach, das ist immer toll“, schwelgt Heidrun Schart in Erinnerung­en. Die anderen Frauen nicken zustimmend, während sie über ihre Arbeiten gebeugt sind.

Sie sind froh, dass nach der langen Zwangspaus­e, bedingt durch die Corona-Pandemie, nun endlich wieder Treffen in Zoppoten stattfinde­n können. „Da unsere Gruppen in der Regel sehr klein sind und der Nähraum genügend Platz bietet, können wir wieder Treffen anbieten“, so Marianne Graf. Zumal es für viele Frauen die einzige Gelegenhei­t ist, zu nähen. „Viele haben kein Nähzimmer mehr in ihren Wohnungen“, so Marianne Graf. Dabei sei es wichtig, für die Handarbeit einen ruhigen Rückzugsra­um zu haben, um ungestört zu nähen. Aber das Quatschen darf dennoch nicht zu kurz kommen.

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FOTO: SOPHIE FILIPIAK Marianne Graf (rechts) ist fast jeden Abend im Handarbeit­skorb Zoppoten und gibt den Interessie­rten Tipps rund ums Thema Nähen.

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