Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Mopedfahre­r schlauer als ein falscher Zivilpoliz­ist Die Geschichte hinter der Meldung Hinweise zu BMW-Fahrer gefragt

- Von Dominique Lattich

Pößneck.

Im Saale-Orla-Kreis treibt derzeit ein Mann sein Unwesen, der sich als Zivilpoliz­ist ausgibt. Er stieß auf zwei, für ihn zu clevere junge Männer, denen der falsche Polizist zu unglaubwür­dig erschien.

Wie die Landespoli­zeiinspekt­ion Saalfeld berichtet, machte in der Nacht zu Donnerstag, zwischen 0.30 und 1 Uhr, der Fahrer eines 3erBMW-Kombi in einer Pößnecker Kurve in Richtung Schlettwei­n, nahe einer Bushaltest­elle, zwei junge Mopedfahre­r mit Blaulicht und Lichthupe auf sich aufmerksam. Er überholte die beiden Männer und brachte sie dazu, anzuhalten.

„Nach den Aussagen der beiden jungen Männer war der Mann allein im Fahrzeug unterwegs“, sagt Jürgen Graf, Pressespre­cher der Landespoli­zeiinspekt­ion Saalfeld. „Danach habe er gesagt, dass er von der Polizei sei und eine Dokumenten­kontrolle durchführe­n wolle.“

Flucht in Richtung Trannroda

Einer der beiden Mopedfahre­r folgte der Aufforderu­ng und gab seine Papiere hin. Der BMW-Fahrer habe nur einen flüchtigen Blick darauf geworfen, was den anderen jungen Mann skeptisch werden ließ. „Er fand, es sah nicht profession­ell aus“, sagt Jürgen Graf.

Auch der zweite Mopedfahre­r sollte dann seine Dokumente zeigen, dieser jedoch forderte zuerst den falschen Polizist dazu auf, sich selbst zunächst einmal auszuweise­n. Der Mann behauptete, seinen Dienstausw­eis nicht bei sich zu führen. „Der junge Mopedfahre­r meinte dann, dass er ihm seine Sachen auch nicht zeigt, wenn der

Mann keinen Dienstausw­eis vorzeigen könne“, sagt Jürgen Graf und kommentier­t: „Jeder Polizeibea­mte ist verpflicht­et, seinen Dienstausw­eis vorzuzeige­n, wenn er danach gefragt wird.“

Der BMW-Fahrer brach seine Aktion dann ab und fuhr in Richtung Trannroda davon. Zuvor drohte er den beiden jungen Männern noch an, dass sie von der Polizei hören werden. Diese jedoch suchten selbst den Kontakt zur Polizei.

„Amtsanmaßu­ng“, bringt Graf es auf den Punkt. Wer vorgibt, Polizist zu sein, erfüllt eben jenen Vergehenst­atbestand. Es sei kein Kavaliersd­elikt und kann eine Freiheitss­trafe von bis zu zwei Jahren oder eine Geldstrafe nach sich ziehen.

Ein Blaulicht in einem normalen Fahrzeug sei dabei nicht das größte Problem. „Feuerwehrl­eute haben es beispielsw­eise, um sich im Fall eines Einsatzes ein Sonder- und Wegerecht einzuräume­n“, sagt der Pressespre­cher. „Das Blaulicht ist nicht an ein Fahrzeug gebunden, sondern an die Person, die es nutzt.“

Die jungen Männer, die 17 und 18 Jahre alt, haben richtig gehandelt und den Vorfall der Polizei gemeldet. Das vollständi­ge Kennzeiche­n konnten sie sich in der Aufregung nicht merken. PN oder SOK, eines von beiden sei es gewesen.

Mehr können sie jedoch zum Möchtegern-Polizisten sagen. Der Mann wird auf etwa 20 bis 25 Jahre geschätzt, sei etwa 1,80 Meter groß und habe schwarze Haare, die einer der beiden Mopedfahre­r leicht gewachst in Erinnerung hat. Der Körperbau des BMW-Fahrers sei normal. Er habe eine schwarze Windbreake­r-Jacke getragen, dazu eine kurze, hellblaue Jeans und schwarze

Schuhe. Im Gesicht habe er keine Besonderhe­iten gehabt. Auffällig sei hingegen sein Hochdeutsc­h, ohne jeglichen Dialekt aus der Gegend, gewesen.

Wer in den vergangene­n Tagen oder Wochen ähnliche Erfahrunge­n wie die beiden Mopedfahre­r gemacht hat oder sonst Hinweise geben kann, sollte sich an die Polizei wenden.

Drei Zahlen: 110

„Wer bei einer Polizeikon­trolle, gerade durch zivile Beamte, skeptisch ist, soll sich ruhig den Ausweis zeigen lassen“, erläutert Jürgen Graf einige Verhaltens­regeln in einer solchen Situation. „Auf jeden Fall ist es immer ratsam, sich Kennzeiche­n, Personenbe­schreibung­en, Marken und alles, was einem sonst noch auffällt, zu merken oder aufzuschre­iben.“

Heutzutage sei es auch kein Problem so etwas schnell ins Mobiltelef­on zu sprechen oder zu tippen, damit man alle Einzelheit­en behält. Auch ein Foto des wegfahrend­en Autos könne damit geschossen werden.

Und an wen kann man sich wenden? „Drei Zahlen: 110. In diesem Fall liegt schließlic­h kein Missbrauch vor.“, so Jürgen Graf.

 ?? FOTO: DOMINIQUE LATTICH ?? Der Tatort: In dieser Kurve Richtung Schlettwei­n versuchte der falsche Polizist die jungen Männer auf ihren Mopeds zu kontrollie­ren.
FOTO: DOMINIQUE LATTICH Der Tatort: In dieser Kurve Richtung Schlettwei­n versuchte der falsche Polizist die jungen Männer auf ihren Mopeds zu kontrollie­ren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany