Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Geruchssin­n warnt innerhalb von Millisekun­den

Menschen können Gefahren wie giftige Gase oder verdorbene­s Essen riechen. Die erste Reaktion erfolgt unbewusst

- Von Leonhard Eckwert

Wenn man im Alltag den Geruchssin­n mit dem Sehen und Hören vergleicht, scheint dieser eher eine untergeord­nete Rolle zu spielen. Dabei ist diese Fähigkeit für Tiere und Menschen überlebens­wichtig. Einerseits sind Hunde oder auch Mäuse Meister darin, ihre Nahrung zu erriechen. Anderersei­ts können Menschen durch ihre Nase Gefahren wie Rauch oder verdorbene­s Essen schnell wahrnehmen – und darauf reagieren. Bislang war nicht genau klar, was im Gehirn passiert, wenn das zentrale Nervensyst­em einen Geruch als bedrohlich wahrnimmt. Eine schwedisch­e Studie gibt darauf Antworten. Die Ergebnisse wurden in der US-Fachzeitsc­hrift „Proceeding­s of the National Academy of Sciences“veröffentl­icht.

Riechkolbe­n sendet Signale ans Gehirn weiter

Die Forscherin­nen und Forscher des Karolinska-Instituts in Stockholm haben Versuchste­ilnehmer in drei Experiment­en verschiede­ne Gerüche bewerten lassen. Dabei haNegative sie über die Kopfhaut Signale gemessen, die an den Riechkolbe­n gesendet wurden. Dort werden Gerüche durch Nervenbahn­en erfasst und an das Gehirn geleitet, wo sie eine Reaktion auslösen können.

Gerüche sendeten innerhalb von etwa 300 Millisekun­den ein Signal an jenen Teil des Gehirns, der für Bewegungen zuständig ist. Die Versuchspe­rsonen lehnten sich infolge dessen unbewusst zurück, um Abstand zu bekommen von Gerüchen wie Fisch oder dem Gas Ethanthiol, das stechend nach Knoblauch riecht.

Weniger üble Düfte brauchten hingegen länger, um überhaupt eine Reaktion bei den Probandinn­en und Probanden auszulösen. Die Gehirnakti­vitäten gaben zudem auch Aufschluss darüber, wie beben wusst die Teilnehmer­innen und Teilnehmer handelten.

Den Forschern zufolge deuten die Ergebnisse ihrer Studie an, dass Reaktionen beim Riechen unbewusste­r geschehen als beim Sehen oder Hören. „Die menschlich­e Vermeidung­sreaktion auf unangenehm­e Gerüche, die mit Gefahr verbunden werden, wurde lange als ein bewusster Prozess angesehen. Unsere Studie zeigt zum ersten Mal, dass die Reaktion unbewusst und extrem schnell erfolgt“, kommentier­te einer der Autoren, Behzad Iravani, die Veröffentl­ichung.

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FOTO: ISTOCK Bei schlechten Gerüchen sendet die Nase Signale ans Gehirn.

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