Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Den Winter vorbereiten
Frau Reulecke, die aktuelle Woche der seelischen Gesundheit blickt bundesweit auf Familien in der Pandemie. Welche Coronafolgen sehen Sie bei Eltern und Kindern?
Erwachsene haben häufiger Probleme in der Partnerschaft. Bei getrennten Eltern gibt es zusätzliche Konflikte, etwa durch unterschiedliche Haltungen zu Corona-Maßnahmen. Unter Kindern und Jugendlichen beobachten wir vermehrt einen exzessiven Medienkonsum, depressive Verstimmungen und Angst-Symptome. Forschungen zeigen, dass psychische Folgen für sie gravierender sind. Dass diese viele Jahre spürbar bleiben, ist aus anderen Krisen bekannt. Daher erwarten wir weiter einen steigenden Bedarf an psychosozialen Angeboten.
W elche Störungen treten generell immer häufiger auf?
Allgemein werden in Deutschland immer mehr psychische Erkrankungen diagnostiziert. Deshalb erkranken aber nicht unbedingt mehr Menschen. Vielmehr wächst in der Bevölkerung das Wissen, und mehr Menschen nehmen Hilfe in Anspruch. Inzwischen sind Beratung und Therapie deutlich akzeptierter. Gerade in der Corona-Pandemie habe ich wahrgenommen, dass auch über die psychischen Folgen öffentlich diskutiert wurde.
W ie beugt man einer Winterdepression am besten vor?
Wichtig ist, jetzt viel draußen unterwegs zu sein. Außerdem kann man den Winter vorbereiten, zum Beispiel, indem man Dinge sammelt, die einem gut tun: schöne Erinnerungen, Ideen für Unternehmungen oder auch gern eine Tafel Schokolade. Wer weiß, dass er zur Winterdepression neigt, kann sich Alarmsignale bewusst machen. Und ganz wichtig ist: Wer das Gefühl hat, aus einer solchen Phase länger nicht heraus zu kommen, sollte mit seinem Hausarzt oder seiner Hausärztin sprechen.