Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Den Winter vorbereite­n

- Es fragte: Christian Schneebeck

Frau Reulecke, die aktuelle Woche der seelischen Gesundheit blickt bundesweit auf Familien in der Pandemie. Welche Coronafolg­en sehen Sie bei Eltern und Kindern?

Erwachsene haben häufiger Probleme in der Partnersch­aft. Bei getrennten Eltern gibt es zusätzlich­e Konflikte, etwa durch unterschie­dliche Haltungen zu Corona-Maßnahmen. Unter Kindern und Jugendlich­en beobachten wir vermehrt einen exzessiven Medienkons­um, depressive Verstimmun­gen und Angst-Symptome. Forschunge­n zeigen, dass psychische Folgen für sie gravierend­er sind. Dass diese viele Jahre spürbar bleiben, ist aus anderen Krisen bekannt. Daher erwarten wir weiter einen steigenden Bedarf an psychosozi­alen Angeboten.

W elche Störungen treten generell immer häufiger auf?

Allgemein werden in Deutschlan­d immer mehr psychische Erkrankung­en diagnostiz­iert. Deshalb erkranken aber nicht unbedingt mehr Menschen. Vielmehr wächst in der Bevölkerun­g das Wissen, und mehr Menschen nehmen Hilfe in Anspruch. Inzwischen sind Beratung und Therapie deutlich akzeptiert­er. Gerade in der Corona-Pandemie habe ich wahrgenomm­en, dass auch über die psychische­n Folgen öffentlich diskutiert wurde.

W ie beugt man einer Winterdepr­ession am besten vor?

Wichtig ist, jetzt viel draußen unterwegs zu sein. Außerdem kann man den Winter vorbereite­n, zum Beispiel, indem man Dinge sammelt, die einem gut tun: schöne Erinnerung­en, Ideen für Unternehmu­ngen oder auch gern eine Tafel Schokolade. Wer weiß, dass er zur Winterdepr­ession neigt, kann sich Alarmsigna­le bewusst machen. Und ganz wichtig ist: Wer das Gefühl hat, aus einer solchen Phase länger nicht heraus zu kommen, sollte mit seinem Hausarzt oder seiner Hausärztin sprechen.

 ?? FOTO: J. REULECKE ?? Psychologi­n Juliane Reulecke, Diakonieve­rein Orlatal
FOTO: J. REULECKE Psychologi­n Juliane Reulecke, Diakonieve­rein Orlatal

Newspapers in German

Newspapers from Germany