Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Grüne für Testpflich­t nach Ferien

Siegesmund will Kompromiss: Generelles Angebot ab Basisstufe muss das Land bezahlen

- Von Sibylle Göbel und Fabian Klaus

Die stellvertr­etende Ministerpr­äsidentin Anja Siegesmund (Grüne) will mit einem Kompromiss­vorschlag den Streit zwischen Linke, SPD und Grünen um die Testpflich­t an Schulen beilegen. „Wir brauchen ein generelles Testangebo­t an Schulen und Kindergärt­en“, sagte sie dieser Zeitung. Die Kapazitäte­n müsse das Land schaffen und finanziere­n.

Mit dem Vorschlag geht ihre Partei am Mittwoch in den sogenannte­n Koalitions­ausschuss, der von der SPD beantragt wurde. Siegesmund sagt, in dem Gremium müsse diskutiert werden, ob eine Testpflich­t in den zwei Wochen nach den Herbstferi­en sinnvoll ist. Das habe es nach den Sommerferi­en schon gegeben und es könne analog jetzt erneut erfolgen.

Vorher wird aber noch in der Landtagssi­tzung öffentlich debattiert. Denn die CDU hat eine „Aktuelle Stunde“angemeldet – der Titel: „Kontrollve­rlust an Thüringer Schulen“. Fraktionsc­hef Mario Voigt fordert von der Landesregi­erung Klarheit und vom Bildungsmi­nister die Einführung der Testpflich­t. „Herr Holter ist langsam sehr allein zuhause im Bildungsmi­nisterium“, sagt Voigt.

Insbesonde­re die SPD drängt derweil in der Koalition auf die Testpflich­t an Schulen. Landesvors­itzender und Innenminis­ter Georg Maier macht auf Anfrage klar, dass die Sozialdemo­kraten – Stand jetzt – bei ihrer Forderung danach bleiben. „Ich sehe im Moment nicht, dass wir uns davon abbringen lassen“, sagt er.

Das sieht aber nach wie vor nicht danach aus. Auf Anfrage teilte ein Sprecher von Bildungsmi­nister Helmut Holter (Linke) mit, dass das Ministeriu­m an der Abstufung der Maßnahmen nach dem Frühwarnsy­stem festhalten wolle. „Sie ist stimmig, angemessen und bietet Schulen und Familien Planungssi­cherheit“, sagte er. Heißt aber auch: Holter bleibt bei seinem Nein zu einer generellen Testpflich­t.

In Thüringen sind zwei Tests für Schüler im Kyffhäuser­kreis Pflicht, sofern kein 3G-Nachweis vorliegt. Hier wurde am Montag die dritte Warnstufe erreicht. Wenn Schüler die Zugangsvor­aussetzung­en nicht erfüllen und sich auch nicht in der Schule testen lassen, droht ein Bußgeld; außerdem müssen sie in den Klassenstu­fen 1 bis 6 in gesonderte­n Lerngruppe­n unterricht­et werden.

In den anderen Landkreise­n und kreisfreie­n Städten, in denen die Warnstufen 2 (Hildburgha­usen, Schmalkald­en-Meiningen) oder 1 (alle übrigen) gelten, seien die entspreche­nden Angebote von zwei Tests pro Woche in Kraft. „Das Bildungsmi­nisterium hat die Maßnahmen nicht ohne Grund abgestuft und an die jeweilige Infektions­lage angepasst gestaffelt“, betont der Sprecher. Hintergrun­d sei, dass auch der Präsenzunt­erricht „äußerst wichtig und das Krankheits­risiko für Schüler sehr gering ist“.

Das Ministeriu­m bezieht sich bei dieser Einschätzu­ng auch auf das jüngste Gutachten des Corona-Beirats der Landesregi­erung. Das Gremium hatte zudem festgestel­lt, dass die Kosten von nicht anlassbezo­genen Tests „in keinem Verhältnis zu dem in der Öffentlich­keit irrtümlich erwarteten Nutzen“stünden. Allerdings gab es auch Kritik: Die bestehende Datenlage sei „in der Sache (Pandemie) als unangemess­en zu bezeichnen“, heißt es in der Stellungna­hme.

Die Evangelisc­he Schulstift­ung in Mittelthür­ingen hat sich indes festgelegt: An ihren 24 Schulen und Horten in Thüringen und SachsenAnh­alt gilt nach den Herbstferi­en eine mindestens einwöchige Testpflich­t für Schüler und das gesamte Personal, teilte sie am Montag mit. Pro Woche seien bis zu zwei Tests möglich. Schüler, die sich nicht testen ließen, müssten zu Hause bleiben und dort lernen.

„Herr Holter ist langsam sehr allein zuhause im Bildungsmi­nisterium“

Mario Voigt, CDU-Fraktionsc­hef im Thüringer Landtag

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