Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Wie schlimm wird der Corona-Winter?

Virus verbreitet sich vor allem unter Jüngeren und Älteren. Jetzt plant Spahn das Ende der Pandemie-Notlage

- Von Alessandro Peduto

Herbst und Winter gelten als unwirtlich­e Jahreszeit­en. In der Corona-Pandemie sind es zudem auch die gefährlich­sten. Denn wenn sich die Menschen bei kaltem Wetter vermehrt in geschlosse­nen Räumen aufhalten, kann sich das Virus leichter ausbreiten, die Ansteckung­en nehmen zu. Dennoch sprach sich Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) am Montag für ein Auslaufen der „epidemisch­en Lage nationaler Tragweite“aus, die der Politik viele Sonderbefu­gnisse in der Pandemie einräumt. Es käme einer weitgehend­en Herabstufu­ng der Corona-Gefahr gleich.

Der Zeitpunkt für diese SpahnÄußer­ung überrascht. Denn besonders deutlich steigen die Zahlen seit geraumer Zeit bei den Jungen und Jüngsten. Auch unter der besonders gefährdete­n Gruppe der Älteren und Hochbetagt­en steigen die Ansteckung­szahlen, da bei vielen der Corona-Schutz nachlässt und viele noch keine Auffrischu­ngsimpfung haben. Die unter Zwölfjähri­gen können sich hingegen noch nicht impfen lassen, weil es für sie noch kein zugelassen­es Vakzin gibt. Elternvert­reter fordern daher eine bundesweit­e Corona-Impfpflich­t für Lehrkräfte, um die Kinder und Jugendlich­en zu schützen. Auch Patientens­chützer

„In den kommenden Wochen wird die Zahl der CoronaInfe­ktionen sicherlich steigen.“

Klaus Reinhardt,

Präsident der Bundesärzt­ekammer

fordern Maßnahmen. Sie verlangen für Einrichtun­gen, in denen auch viele Hochbetagt­e gepflegt werden, sowie für Krankenhäu­ser eine tägliche Testpflich­t auch für geimpfte Beschäftig­te und Besucher.

Der Präsident der Bundesärzt­ekammer, Klaus Reinhardt, plädierte im Gespräch mit unserer Redaktion dafür, „dass alle Bundesländ­er 2G ohne Maske und Abstand als Option für das Gastgewerb­e, für den Sport und die Veranstalt­ungsbranch­e einführen“. Bleibt die Frage, mit welchen Lösungen Deutschlan­d durch diesen Corona-Herbst geht.

Wie entwickeln sich die Zahlen?

Angaben des Robert-KochInstit­uts (RKI) von Montag ist die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschlan­d am fünften Tag in Folge gestiegen. Der Wert der Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohner und Woche lag bei 74,4. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 72,7 gelegen, vor einer Woche bei 66,5. Regional sind die Werte teils sogar um ein Vielfaches höher.

Welche Folgen drohen in der Bildung?

Ines Weber, Vorstandsm­itglied im Bundeselte­rnrat, forderte Maßnahmen vor allem für die Schulen. Die Lehrkräfte müssten „angehalten werden, sich impfen zu lassen“, sagte Weber unserer Redaktion. Mit einer Impfung schützten sie sich selbst „und auch die Kinder und Jugendlich­en, mit denen sie täglich direkten Kontakt haben“. Weber forderte „eine Corona-Impfpflich­t für diese Berufsgrup­pe“. Diese Verpflicht­ung sollte „von der Bundesregi­erung bundeseinh­eitlich gesetzlich festgeschr­ieben werden“, forderte sie. Weber betonte, ohne konsequent­e Maßnahmen und zugleich stark ansteigend­e Infektione­n werde es in den nächsten Wochen und Monaten in einigen Regionen wieder zu Schulschli­eßungen kommen. Dies müsse verhindert werden.

Wie ist die Lage in den Kliniken?

Laut Zentralreg­ister der Notfallmed­iziner nimmt die Zahl der CoronaPati­enten auf den Intensivst­ationen seit Anfang Oktober wieder zu. Derzeit werden dort 1451 Covid-19-Fälle behandelt. Im Frühjahr waren es bis zu 5000. Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientens­chutz, Eugen Brysch, kritisiert­e jedoch, es werde politisch nicht thematisie­rt, „dass aktuell dreimal mehr über 80jährige Corona-Infizierte im Krankenhau­s sind als vor einem Jahr. Waren es in der 40. Kalenderwo­che 2020 noch 176 Patienten, sind es nun 475“, sagte Brysch unserer Redaktion. Es reiche nicht aus, „Tests bei Patienten, Mitarbeite­rn und Besuchern

zu finanziere­n. Sie müssen bundesweit täglich für Krankenhäu­ser und Pflegeheim­e angeordnet werden zwar unabhän davon, ob die Person geimpft oder genesen ist“.

Wie ist Prognose?

mit der Aufhebung von Maskenpfli­cht und Abstandsre­geln, „ist das ein guter Weg“. Dies sollte nicht für Angebodes öffentlich­en Lebens gelten, auf die die Menschen zwingend angewiesen sind, wie zum Beispiel der öffentlich­e Nahund Fernverkeh­r“.

Unklar. Es handelt sich bislang um einen Vorschlag Spahns. Der Bundestag hatte die „epidemisch­e Lage“im Frühjahr 2020 beschlosse­n und Ende August für weitere drei Monate verlängert. Sie läuft automatisc­h aus, wenn sie vom Parlament nicht erneut verlängert wird. Brysch kritisiert­e, Spahns Vorstoß sei angesichts der steigenden Infektions­zahlen „unverantwo­rtlich“.

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