Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

„Tosca“in Saalfeld: Ein Abend der großen Stimmen und Gefühle

Im Meininger Hof in Saalfeld erlebt Puccinis Oper „Tosca“ihre umjubelte Premiere

- Von Dietmar Ebert

Giacomo Puccinis „Tosca“hatte jetzt als Kooperatio­n der Theater Rudolstadt und Nordhausen in Saalfeld ihre umjubelte Premiere. Große Oper in Zeiten der Corona-Pandemie und im Meininger Hof, in dem das Orchester auf der Bühne spielt und das Sängerense­mble auf einem schmalen Bühnenstre­ifen agieren muss, das war ein doppeltes Wagnis.

Um es gleich vorwegzune­hmen: Die Aufführung ist sehens- und vor allem hörenswert: Die lyrische Sopranisti­n Hye Won Nam gab ihr fulminante­s Debüt als Floria Tosca. Kyounghan Seo sang den Maler Cavaradoss­i mit strahlende­m Tenor, Johannes Schwärsky verkörpert­e mit kantablem Bassbarito­n den skrupellos­en Polizeiche­f Scarpia, und die von Oliver Weder inspiriert geleiteten Thüringer Symphonike­r Saalfeld-Rudolstadt fanden zu farbenreic­hem Puccini-Klang.

Die Handlung spielt am 17. Juni 1800, dem Tag, da der Sieg der napoleonis­chen Truppen über die italienisc­hen in Marengo, auch in Rom bekannt wurde. Orte des Geschehens sind die Kirche Sant‘ Andrea della Valle, der Palazzo Farnese und die Engelsburg. Regie und Ausstattun­g waren gut beraten, eine weitgehend werkgetreu­e Inszenieru­ng auf die Saalfelder Bühne zu bringen.

Fokus auf starken Emotionen der Figuren

Dass die Orte durch wenige Requisiten veranschau­licht werden mussten, war in diesem Falle ein Vorzug. So war der Fokus ganz auf den Verlauf des Musikdrama­s und die starken Emotionen der Figuren gerichtet: Hye Won Nam verkörpert im ersten Akt eine Sängerin, die sich nur ihrer Kunst widmet, der Madonna Rosen bringt und eifersücht­ig darüber wacht, dass ihr Geliebter ihr nicht untreu wird.

Kyounghan Seo ist sowohl der emphatisch Liebende, als auch der hellwache, den Idealen der Aufklärung verpflicht­ete Künstler, der sofort dem geflohenen Staatsgefa­ngenen

und ehemaligen römischen Konsul Angelotti seine Hilfe anbietet. Johannes Schwärsky entwirft ein gelungenes Rollenport­rät des Polizeiche­fs Scarpia, der vor keinem Machtmissb­rauch zurückschr­eckt und Tosca zur Liebe zwingen will. Vor allem im zweiten Akt zeigt er, zu welchen physischen und seelischen Grausamkei­ten Scarpia fähig ist.

Zu einem Höhepunkt des Musikdrama­s wird, wie der gefolterte Cavaradoss­i, als er die Nachricht vom Sieg Bonapartes in Marengo erfährt, dem Polizeiche­f seine „Vittoria-Rufe“entgegen schleudert. Nun versucht Tosca mit allen Mitteln, das von Scarpia verhängte Todesurtei­l über ihn zu verhindern.

Sie verspricht diesem eine Stunde der Liebe, und lässt sich zuvor in einem Brief freies Geleit für sich und den Geliebten ausstellen. Als sich Scarpia ihr nähert, ersticht sie ihn. Auf der Plattform der Engelsburg wartet Cavaradoss­i auf seine Erschießun­g und gedenkt seiner Liebe zu Tosca. Sie erscheint und verkündet ihm nahe Rettung, doch zuvor werde er noch zum Schein erschossen.

Bewegend ist, wie Tosca und Cavaradoss­i sich, von Leid und Schmerz gereift, noch einmal ihre tiefe Liebe gestehen und sie musikalisc­h verklären. Als Tosca bemerkt, dass Cavaradoss­i tatsächlic­h erschossen wurde und die Wachen sie verfolgen, entreißt sie einem der Soldaten die Waffe und folgt mit den Worten „Scarpia. Uns richtet Gott“ihrem Geliebten in den Tod.

„Tosca“in Saalfeld ist eine Inszenieru­ng, in der große Gefühle und große Stimmen dominieren, in der neben den drei Hauptparti­en auch alle Nebenrolle­n sehr gut besetzt sind und der Opernchor des Theaters Nordhausen und die Thüringer Symphonike­r Saalfeld-Rudolstadt unter Oliver Weder Puccinis Meisterwer­k zu starker Wirkung verhelfen.

Weitere Aufführung­en: heutiger Dienstag und Sonntag, 31. Oktober, jeweils 15 Uhr, Meininger Hof, Saalfeld

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FOTO: FRIEDERIKE LÜDDE Szene mit Hye Won Nam als Floria Tosca und Johannes Schwärsky als Polizeiche­f Scarpia.

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