Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Dem Bleilochstausee droht wieder eine „trockene Zeit“
Schon im nächsten Jahr sollen die Pegel wieder stark abgesenkt werden
Dem Thüringer Meer droht schon wieder ein wasserarmer Sommer. Tourismusanbieter müssen sich nach den bisherigen Planungen des Stauseeeigentümers Vattenfall darauf einrichten, dass die Pegel in den Stauseen Bleiloch und Hohenwarte im kommenden Jahr dramatisch gesenkt werden. Diesmal werden Bauarbeiten am Pumpspeicherwerk Hohenwarte zur Begründung herangezogen.
Ab 2023 Bauarbeiten bei Saaldorf
Das Aufatmen am Bleilochstausee war groß gewesen, als im ersten Quartal dieses Jahres die Bauarbeiten an der Bleilochstaumauer abgeschlossen worden sind. Endlich konnte wieder Wasser gestaut werden. Der Niedrigpegel von 398 Metern über NN, was zwölf Meter unter der Vollstauhöhe bedeutet, stieg täglich ein bisschen an und erreichte zum Sommer jene Normalwerte, wie sie in früheren Jahren üblich gewesen sind. Mindestens bis 2023, so waren die Hoffnungen, sollten normale Verhältnisse am Bleilochstausee herrschen. Dann ist abermals mit einem Niedrigpegel zu rechnen, weil bei Saaldorf eine neue Stauseebrücke gebaut und die Bundesstraße entlang der Friesabucht um einen Radweg ergänzt werden sollen. Für den Radweg sind Stützwände zu errichten, der Baustart hierfür ist im dritten Quartal 2023 geplant.
Nun die Hiobsbotschaft aus dem Vattenfall-Konzern: Aufgrund von Instandhaltungsarbeiten im Pumpspeicherwerk Hohenwarte I ist eine Stauzielabsenkung der Talsperre Hohenwarte auf 295 Meter über NN ab Anfang September 2022 erforderlich. Das sind zehn Meter unter der Vollstauhöhe. Um diesen Wert zu erreichen, müsse etwa vier Wochen zuvor mit der Absenkung begonnen werden. Bis Ende März 2023 müsse dann der Pegel so niedrig gehalten werden. Um den Hochwasserschutz im System der SaaleKaskade
zu gewährleisten, mache sich parallel dazu auch die Senkung des Pegels im Bleilochstausee auf mindestens 398 Meter über NN, also zwölf Meter unter Vollstauhöhe, erforderlich. Das entspricht dem Wasserstand, wie er im vorigen Jahr vorherrschte.
Harra ist nur selten erreichbar
Das sorgt für Frust bei jenen, die beim Stauseetourismus ihr Geld verdienen müssen. „Alle reden vom Tourismus, aber keiner sorgt für die wichtigsten Voraussetzungen“, ärgert sich beispielsweise Klaus-Peter Pretzsch von der Saaletal-KabinenSchifffahrt. Er hatte sich mit dem Neuerwerb des Fahrgastschiffes „Thüringer Meer“speziell darauf eingerichtet, den Linienbetrieb bis Harra anzubieten.
Doch während im vorigen Jahr dafür zu wenig Wasser im Stausee war, ist es dieses Jahr ein bisschen zu viel gewesen, denn das Schiff passte zeitweise nicht unter der Saaldorfer Brücke hindurch. Mit den düsteren
Aussichten, dass es nun 2023 und 2024 wieder an Wasser mangeln wird, liegt die 53.000-Euro-Investition aus öffentlicher Hand in den ersten behindertengerechten Schiffsanlegesteg einmal mehr auf dem Trockenen.
Probleme an der Slipanlage
Für die Besitzer der beiden Schifffahrtsunternehmen am Bleilochstausee haben die ständigen PegelSenkungen aber nicht nur Auswirkungen auf die Fahrgastzahlen. „Alle fünf Jahre gibt's einen Termin mit der Schiffsuntersuchungskommission“, sagt Claus Anders von der Marina-Fahrgastschifffahrt. Dann muss das über 40 Meter lange Fahrgastschiff „Gera“an der Slipanlage bei Kloster auf Land liegen. „Kann sein, dass wir diesen Termin nun vorziehen müssen, weil nächstes Jahr im Herbst der Pegel womöglich nicht reicht, um das Schiff auf die Slipanlage zu bekommen“, sagt Claus Anders.