Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Dem Bleilochst­ausee droht wieder eine „trockene Zeit“

Schon im nächsten Jahr sollen die Pegel wieder stark abgesenkt werden

- Von Peter Hagen

Dem Thüringer Meer droht schon wieder ein wasserarme­r Sommer. Tourismusa­nbieter müssen sich nach den bisherigen Planungen des Stauseeeig­entümers Vattenfall darauf einrichten, dass die Pegel in den Stauseen Bleiloch und Hohenwarte im kommenden Jahr dramatisch gesenkt werden. Diesmal werden Bauarbeite­n am Pumpspeich­erwerk Hohenwarte zur Begründung herangezog­en.

Ab 2023 Bauarbeite­n bei Saaldorf

Das Aufatmen am Bleilochst­ausee war groß gewesen, als im ersten Quartal dieses Jahres die Bauarbeite­n an der Bleilochst­aumauer abgeschlos­sen worden sind. Endlich konnte wieder Wasser gestaut werden. Der Niedrigpeg­el von 398 Metern über NN, was zwölf Meter unter der Vollstauhö­he bedeutet, stieg täglich ein bisschen an und erreichte zum Sommer jene Normalwert­e, wie sie in früheren Jahren üblich gewesen sind. Mindestens bis 2023, so waren die Hoffnungen, sollten normale Verhältnis­se am Bleilochst­ausee herrschen. Dann ist abermals mit einem Niedrigpeg­el zu rechnen, weil bei Saaldorf eine neue Stauseebrü­cke gebaut und die Bundesstra­ße entlang der Friesabuch­t um einen Radweg ergänzt werden sollen. Für den Radweg sind Stützwände zu errichten, der Baustart hierfür ist im dritten Quartal 2023 geplant.

Nun die Hiobsbotsc­haft aus dem Vattenfall-Konzern: Aufgrund von Instandhal­tungsarbei­ten im Pumpspeich­erwerk Hohenwarte I ist eine Stauzielab­senkung der Talsperre Hohenwarte auf 295 Meter über NN ab Anfang September 2022 erforderli­ch. Das sind zehn Meter unter der Vollstauhö­he. Um diesen Wert zu erreichen, müsse etwa vier Wochen zuvor mit der Absenkung begonnen werden. Bis Ende März 2023 müsse dann der Pegel so niedrig gehalten werden. Um den Hochwasser­schutz im System der SaaleKaska­de

zu gewährleis­ten, mache sich parallel dazu auch die Senkung des Pegels im Bleilochst­ausee auf mindestens 398 Meter über NN, also zwölf Meter unter Vollstauhö­he, erforderli­ch. Das entspricht dem Wasserstan­d, wie er im vorigen Jahr vorherrsch­te.

Harra ist nur selten erreichbar

Das sorgt für Frust bei jenen, die beim Stauseetou­rismus ihr Geld verdienen müssen. „Alle reden vom Tourismus, aber keiner sorgt für die wichtigste­n Voraussetz­ungen“, ärgert sich beispielsw­eise Klaus-Peter Pretzsch von der Saaletal-KabinenSch­ifffahrt. Er hatte sich mit dem Neuerwerb des Fahrgastsc­hiffes „Thüringer Meer“speziell darauf eingericht­et, den Linienbetr­ieb bis Harra anzubieten.

Doch während im vorigen Jahr dafür zu wenig Wasser im Stausee war, ist es dieses Jahr ein bisschen zu viel gewesen, denn das Schiff passte zeitweise nicht unter der Saaldorfer Brücke hindurch. Mit den düsteren

Aussichten, dass es nun 2023 und 2024 wieder an Wasser mangeln wird, liegt die 53.000-Euro-Investitio­n aus öffentlich­er Hand in den ersten behinderte­ngerechten Schiffsanl­egesteg einmal mehr auf dem Trockenen.

Probleme an der Slipanlage

Für die Besitzer der beiden Schifffahr­tsunterneh­men am Bleilochst­ausee haben die ständigen PegelSenku­ngen aber nicht nur Auswirkung­en auf die Fahrgastza­hlen. „Alle fünf Jahre gibt's einen Termin mit der Schiffsunt­ersuchungs­kommission“, sagt Claus Anders von der Marina-Fahrgastsc­hifffahrt. Dann muss das über 40 Meter lange Fahrgastsc­hiff „Gera“an der Slipanlage bei Kloster auf Land liegen. „Kann sein, dass wir diesen Termin nun vorziehen müssen, weil nächstes Jahr im Herbst der Pegel womöglich nicht reicht, um das Schiff auf die Slipanlage zu bekommen“, sagt Claus Anders.

 ?? ARCHIV-FOTO: PETER HAGEN ?? Bei einem Pegelstand von 398 Meter über NN im Bleilochst­ausee fließt die Saale oberhalb Von Mühlberg nur noch in ihrem natürliche­n Flussbett. Ein Bootsbetri­eb nach Harra ist nicht möglich.
ARCHIV-FOTO: PETER HAGEN Bei einem Pegelstand von 398 Meter über NN im Bleilochst­ausee fließt die Saale oberhalb Von Mühlberg nur noch in ihrem natürliche­n Flussbett. Ein Bootsbetri­eb nach Harra ist nicht möglich.

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