Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Plötzlich TV-Star: „Optisch kann man ihm nichts vorwerfen“
Wie Jan Böhmermann den Wikipedia-Auftritt des Thüringer FDP-Bundestagsabgeordneten Reginald Hanke explodieren lässt
Wie das Fernsehen die politische Karriere beeinflussen kann, diese Erfahrung machte Reginald Hanke, seit zwei Jahren Bundestagsabgeordneter der FDP, Anfang September. Der ungewollte Auftritt des Malermeisters aus Breternitz im „ZDF Magazin Royale“sorgte für ein gewaltiges Echo.
Moderator Jan Böhmermann beschäftigte sich in der ersten Sendung nach der Sommerpause am 3. September mit Manipulationen im Online-Lexikon Wikipedia. Insbesondere ging es um Politiker, die ihre eigenen Namenseinträge aufhübschen, und PR-Agenturen, die für gute Stimmung sorgen. Quer durch alle Parteien prangerte die Sendung Veränderungen an Einträgen an, die die Politiker in einem besseren Licht erscheinen lassen sollen.
„Die Wikipedia-Artikel von 87 Abgeordneten des Deutschen Bundestages haben in etwa die Qualität der Masterarbeit von Franziska Giffey“, so Böhmermann. Platz eins gehe dabei an Reginald Hanke, erklärte der Moderator und hielt ein Foto des 65-jährigen Schnauzbartträgers mit der Bemerkung in die Kamera:
„Optisch kann man ihm nichts vorwerfen“. Die meisten Einträge auf Hankes Wikipedia-Seite stammten indes von einem Autor namens „FDP Thüringen“.
„Unser Büroleiter ist Redakteur bei Wikipedia, die Einträge sind von ihm“, erklärte Reginald Hanke dieser Zeitung. Darin könne er nichts Ehrenrühriges sehen. Der Kurzauftritt im „ZDF Magazin Royale“– die mehrfach preisgekrönte 30-minütige Sendung erreicht im Schnitt einen Marktanteil von knapp 20 Prozent und damit ein Millionenpublikum – habe aber immerhin dazu geführt, dass sich die Zahl der
Nutzer, die seine Wikipedia-Seite besuchen, von durchschnittlich 50 bis 60 pro Woche auf über 1000 erhöht habe.
Nachhaltig geschadet hat dem FDP-Abgeordneten der TV-Auftritt nicht. Bei der Bundestagswahl gut drei Wochen später erhielt Hanke 7,5 Prozent der Erststimmen, 1,4 Prozentpunkte mehr als vier Jahre zuvor.
Damit verfehlte er zwar das Direktmandat deutlich, schaffte aber über Platz zwei der Landesliste erneut den Einzug in den Bundestag, der sich am 26. Oktober konstituieren wird.