Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Plötzlich TV-Star: „Optisch kann man ihm nichts vorwerfen“

Wie Jan Böhmermann den Wikipedia-Auftritt des Thüringer FDP-Bundestags­abgeordnet­en Reginald Hanke explodiere­n lässt

- Von Thomas Spanier

Wie das Fernsehen die politische Karriere beeinfluss­en kann, diese Erfahrung machte Reginald Hanke, seit zwei Jahren Bundestags­abgeordnet­er der FDP, Anfang September. Der ungewollte Auftritt des Malermeist­ers aus Breternitz im „ZDF Magazin Royale“sorgte für ein gewaltiges Echo.

Moderator Jan Böhmermann beschäftig­te sich in der ersten Sendung nach der Sommerpaus­e am 3. September mit Manipulati­onen im Online-Lexikon Wikipedia. Insbesonde­re ging es um Politiker, die ihre eigenen Namenseint­räge aufhübsche­n, und PR-Agenturen, die für gute Stimmung sorgen. Quer durch alle Parteien prangerte die Sendung Veränderun­gen an Einträgen an, die die Politiker in einem besseren Licht erscheinen lassen sollen.

„Die Wikipedia-Artikel von 87 Abgeordnet­en des Deutschen Bundestage­s haben in etwa die Qualität der Masterarbe­it von Franziska Giffey“, so Böhmermann. Platz eins gehe dabei an Reginald Hanke, erklärte der Moderator und hielt ein Foto des 65-jährigen Schnauzbar­tträgers mit der Bemerkung in die Kamera:

„Optisch kann man ihm nichts vorwerfen“. Die meisten Einträge auf Hankes Wikipedia-Seite stammten indes von einem Autor namens „FDP Thüringen“.

„Unser Büroleiter ist Redakteur bei Wikipedia, die Einträge sind von ihm“, erklärte Reginald Hanke dieser Zeitung. Darin könne er nichts Ehrenrühri­ges sehen. Der Kurzauftri­tt im „ZDF Magazin Royale“– die mehrfach preisgekrö­nte 30-minütige Sendung erreicht im Schnitt einen Marktantei­l von knapp 20 Prozent und damit ein Millionenp­ublikum – habe aber immerhin dazu geführt, dass sich die Zahl der

Nutzer, die seine Wikipedia-Seite besuchen, von durchschni­ttlich 50 bis 60 pro Woche auf über 1000 erhöht habe.

Nachhaltig geschadet hat dem FDP-Abgeordnet­en der TV-Auftritt nicht. Bei der Bundestags­wahl gut drei Wochen später erhielt Hanke 7,5 Prozent der Erststimme­n, 1,4 Prozentpun­kte mehr als vier Jahre zuvor.

Damit verfehlte er zwar das Direktmand­at deutlich, schaffte aber über Platz zwei der Landeslist­e erneut den Einzug in den Bundestag, der sich am 26. Oktober konstituie­ren wird.

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Saalfeld/Köln.
FOTO: THOMAS SPANIER Reginald Hanke Saalfeld/Köln.

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