Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Land hat zu spät reagiert
Die Herbstferien in Thüringen kommen in diesem Jahr zu spät. Das Coronavirus wird seit Tagen massiv an den Schulen im Freistaat verteilt und kommt so über die Schüler ins Elternhaus. Folge: Seit Tagen ist Thüringen wieder bundesweiter Spitzenreiter bei den Inzidenzen. Wie schon im vergangenen Jahr, wo nach einem guten Sommer gerade hierzulande die Zahlen deutlich nach oben gingen. Schon Ende vergangener Woche hatte das Robert-Koch-Institut mit Blick auf die hohen Inzidenzen bei schulpflichtigen Kindern und Jugendlichen Alarm geschlagen. Vier von neun Thüringer Landkreisen und kreisfreien Städten lagen bundesweit in der Altersgruppe der 10- bis 19-Jährigen über einer Inzidenz von 500, der Kyffhäuserkreis sogar über 1000. Auf diese Spitzenposition hätte der Freistaat gerne verzichten können.
Warum der wissenschaftliche Beirat der Landesregierung in der vergangenen Woche in einem Sondergutachten zum Infektionsgeschehen an Schulen anlasslose Corona-Tests für weiterhin nicht nötig erachtete, bleibt das Geheimnis des Gremiums.
Natürlich sind die Corona-Verläufe bei Kindern und Jugendlichen seltener schwer. Aber sie übertragen das Virus in die Elternhäuser. Die Folgen sind nicht absehbar.
Die Landesregierung hat dieser Entwicklung zu lange tatenlos zugeschaut. Die Koalitionspartner stritten sich vielmehr über den richtigen Weg. Die jetzt von der Landesregierung beschlossenen Maßnahmen, die erst nach den am Wochenende beginnenden Ferien greifen, kommen vermutlich wie die schulfreie Zeit selbst zu spät.
Leidtragende sind wir alle, die aufgrund der steigenden Inzidenzen und der damit verbundenen höheren Corona-Warnstufen in Thüringen wieder mit zusätzlichen Einschränkungen konfrontiert werden.