Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Ex-Soldat soll Frau erwürgt haben

41-Jähriger wegen Totschlags bei einem Trinkgelag­e in Greiz angeklagt

- Von Tino Zippel

In Handschell­en wird der 41 Jahre alte Angeklagte am Dienstag in den alten Schwurgeri­chtssaal des Landgerich­tes Gera geführt. Die Staatsanwa­ltschaft Gera wirft dem ehemaligen Bundeswehr-Soldaten vor, eine Bekannte in deren Einraumwoh­nung in Greiz-Pohlitz erwürgt zu haben.

Die Tat soll sich am 28. Februar nach Auffassung der Staatsanwa­ltschaft wie folgt ereignet haben: Beide hatten wie in den Wochen zuvor regelmäßig gemeinsam Alkohol konsumiert. Im Laufe des Abends sei es zum Streit gekommen. Die 60 Jahre alte Frau habe den Mann mit einem Hammer bedroht. Daraufhin habe er ihr den Hammer aus der Hand geschlagen und sie zu Tode gewürgt. Strafbar sei das als Totschlag, sagt Staatsanwa­lt Peter Witzmann. Die Mindestfre­iheitsstra­fe liegt bei fünf Jahren.

Der Tatverdach­t war schnell auf den Angeklagte­n gefallen. Er hatte am Abend, wohl schon vor der Tat, mit der Polizei telefonier­t. Er berichtete, dass er in eine Notlage geraten sei. Er sei gerade aus der Bundeswehr ausgeschie­den, frisch geschieden und obdachlos. Offenbar spielte er auf eine Reihe von Betrugsstr­aftaten an. So soll er in verschiede­nen Pensionen und Gaststätte­n der Region die Zeche geprellt haben, indem er Zimmer bewohnte und nicht zahlte.

Kurz nach Mitternach­t wählte er erneut den Polizeinot­ruf, diesmal informiert­e er über den Tod seiner Bekannten bei einem Streit. Er vermute einen Herzinfark­t. Als der Notarzt vor Ort eintraf, saß der Mann auf der Frau und versuchte sich an einer Herzdruckm­assage. Der Mediziner spürte aber sofort, dass die Frau schon kalt war. Neben ihr liegt ein Hammer, auch leere

Bier-, Fruchtwein- und Schnapsfla­schen fallen auf. Schnell stand fest: Der Frau ist nicht mehr zu helfen – sie war schon eine Stunde tot.

Der nun Angeklagte machte gegenüber der Polizei erste Angaben. Sein Zustand wechselte laut Einsatzber­icht minütlich. Zwischenze­itlich drohte er den Beamten Schläge an, weil sie ihn nicht seine Sachen aus der Wohnung holen ließen: „Ich bin Soldat und lasse mich nicht so behandeln.“Er habe sich aber wieder beruhigen lassen, notieren die Polizisten. Ein Atemalkoho­ltest ergab 2,69 Promille.

Der Angeklagte möchte sich am ersten Verhandlun­gstag noch nicht zum Tatvorwurf äußern, will dies aber bereits am Mittwoch am zweiten Prozesstag erledigen. Während des Ermittlung­sverfahren­s hatte sein Verteidige­r Dieter Rößler nach Informatio­nen unserer Zeitung ein schriftlic­hes Geständnis eingereich­t. Demnach habe sich der Angeklagte häufiger mit der Frau getroffen. Er habe ihr bei Besorgunge­n geholfen, weil sie auf den Rollator angewiesen war. Beide konsumiert­en gemeinsam Alkohol, so auch am Abend des 28. Februar 2021. Zweimal sei er zur Tankstelle gelaufen, um Nachschub zu holen.

Später sei es zu einem Streitgesp­räch gekommen, weil sie mit ihrem Sozialbetr­euer unzufriede­n gewesen sei. Nach der Bedrohung mit dem Hammer habe er ihr diesen aus der Hand geschlagen. Anschließe­nd habe der Mann die Frau mit den Händen am Hals gewürgt: „Was soll das? Trink noch etwas und gib’ endlich Ruhe“, soll er gesagt haben.

Diese Aussagen decken sich mit dem Bild, das ihr Sohn bei seiner Aussage vor Gericht zeichnet. Seine Mutter sei eine Alkoholike­rin mit einsetzend­er Demenz gewesen. „Sie hat sich gern einmal gestritten, konnte sehr aggressiv werden und hat auch mit Händen zugeschlag­en“, sagt der Sohn. „Manchmal hat sie wie eine Schallplat­te immer wieder dasselbe gesagt.“

Das Gericht hat sechs weitere Verhandlun­gstage angesetzt.

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FOTO: TINO ZIPPEL Der 41 Jahre alte Angeklagte mit Verteidige­r Dieter Rößler.

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