Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Haffners Traumband und der doppelte Landgren
Mit glänzenden Formationen geht „Jazz in the City“im November und Dezember ins Finale. Branford Marsalis und John McLaughlin kommen 2022
In der großen Jazzfamilie herrscht das Rotationsprinzip. Sie tanzt unaufhörlich einen Reigen, der mal diesen, mal jenen Musiker nach vorne, an die Seite oder in den Hintergrund spült. So geht es zu im einzelnen Stück und in den wechselnden Formationen eben auch.
Wolfgang Haffner aus Franken zum Beispiel, der die Jazzwelt hinterm Schlagzeuger eroberte, seit ihn Albert Mangelsdorff vor bald vierzig Jahren in seine Band holte, schlug seitdem für viele Kollegen aufs Trommelfell. Der schwedische Posaunist Nils Landgren holt ihn regelmäßig in seine Bands; schon 2004 begeisterten sie auch Jena.
Nun holt sich Haffner Landgren in seine „Dreamband“, die auch sonst voller klingender Namen ist. Er selbst gibt den Bandleader aus dem Hintergrund, auf einer November-Tour durch dreizehn Städte.
Zwischen München und Hamburg haben sie Erfurt terminiert: Im Zughafen bestreiten sie am Freitag, 12. November, damit den vorletzten Auftritt von „Jazz in the City“in diesem Jahr. Diese Konzertreihe darf ja schon deshalb als erlesen gelten, weil sie mit unserer Zeitung zu tun hat: Funke Medien Thüringen veranstaltet sie mit Erfurts Jazzclub.
Haffners „Dreamband“wartet unter anderen auch mit Bill Evans auf, der sein Sopransaxofon einst zur Trompete von Miles Davis singen ließ, später zu jener Randy Breckers, in dessen Fusion-Formation „Brecker Brothers“wiederum Wolfgang Haffner am Schlagzeug saß.
Jetzt spielt Randy Brecker bei Haffner, ebenso wie Simon Oslender (Keyboards), Christopher Dell (Vibrafon) und Thomas Stieger (Bass). Lauter Stars der Szene also. Jeder sei „eine musikalische Führungspersönlichkeit“, heißt es dazu in einer Ankündigung, „aber eben auch ein hochsensibler Zuhörer. Zusammen sind sie unschlagbar.“
Nils Landgren und seine rote Posaune kehren derweil schon fünf Wochen später zu „Jazz in the City“zurück. Dann holt der Musiker sein Weihnachten mit Freunden nach, das er bereits Ende 2020 in sechzehn Städten Deutschlands und der Schweiz hatte feiern wollen: „Christmas With My Friends“legt am 16. Dezember Traditionals und Coverstücke unter die Jazztanne.
Dazu lädt sich Landgren Jonas Knutsson (Saxofon), Johan Norberg (Gitarre), Eva Kruse (Bass) und Ida Sand (Klavier/Gesang) ein, sowie Sharon Dyall, Jessica Pilnäs und Jeanette Köhn (alle Gesang).
Ihr Konzert, in der Thomaskirche Erfurt, liefert „Jazz in the City“und der Jazzmeile Thüringen ein gemeinsames Finale ‘21. Unterdessen laufen längst die Planungen fürs kommende Jahr. So kündigt Wieland Kniffka, Event-Manager bei Funke Medien Thüringen, für den 29. März das Quartett des US-amerikanischen
Saxofonisten Branford Marsalis an, dessen Soprano einst in der Sting-Einspielung „Englishman in New York“glänzte.
Gitarrist Pat Metheny folgt am 1. Mai mit einem Konzert seiner auf 2022 verschobenen Side Eye Tour. Und das „Jazz in the City“-Festival im Zughafen folgt am 3. und 4. Juni, mit fünf Bands am Tag. Eine davon: das Quartett „The 4th Dimension“, in dem Jazz- und Rockgitarrist John McLaughlin Kollegen aus unterschiedlichen Kulturen und musikalischen Traditionen vereint.
Infos und Karten im Internet: www.jazzin-the-city.de und ticketshop-thueringen.de. Für unsere Abonnenten sind die Konzertkarten jeweils fünf Euro billiger.