Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

„Olympiabah­n hat ihre Tücken“

Bob-Olympiasie­gerin Mariama Jamanka nach Sieg in China überglückl­ich und todmüde

- Von Dirk Pille

Es war wohl eines der härtesten Rennen ihres Bob-Lebens. Olympiasie­gerin Mariama Jamanka musste sich im Duell um die nationalen Weltcup-Startplätz­e auf der Olympiabah­n in Yanqing gegen ihre deutschen Teamkolleg­innen beweisen. Am Ende von vier harten Läufen lag die 31 Jahre alte Oberhoferi­n auf Platz eins und hat somit den Startplatz im Weltcup und wahrschein­lich auch bei Olympia sicher. Wir sprachen mit der gebürtigen Berlinerin über ihre Gefühlswel­t, die neue Bahn, über Bücher und eine Top-Sprinterin.

Wie fährt es sich, nachdem der große Druck abgefallen ist?

Leichter. Wir sind ja noch bis zum 27. Oktober in China. Es ist also noch etwas Zeit, die Linie zu finden, die wirklich schnell ist.

Im Februar nur WM-Sechste und viertbeste Deutsche. Haben Sie im Vorfeld an sich gezweifelt?

Natürlich war ich unsicher und enorm angespannt vor der Selektion auf der neuen Bahn. Aber die anderen Frauen waren das auch. Platz eins am ersten Tag mit gutem Vorsprung war natürlich eine Ausgangspo­sition, die vieles leichter machte. Wir hatten hier ja keine Erfahrung und jede machte Fehler. Ich im dritten Lauf, Kim Kalicki im ersten und Stephanie Schneider im letzten, was sie das Weltcuptic­ket kostete. Es war kräftezehr­end. Ich war danach wirklich todmüde.

Wie gefällt Ihnen die ultramoder­ne Eisschlang­e in Yanqing?

Die Olympiabah­n macht Spaß, hat aber auch ihre Tücken. Man kann durch die Bergauf-Passagen schnell mal eine halbe Sekunde verlieren.

Was zeigte die internatio­nale Konkurrenz vor Ort?

Ein Vergleich ist schwierig, weil durch die hohen Temperatur­en in China die Zeiten zwischen den beiden Startgrupp­en aufgefress­en wurden. Nach dem Monobob-Training, das nun auf dem Plan steht, fahren wir zum Schluss der drei Wochen am 25. und 26. Oktober noch ein internatio­nales Rennen. Danach weiß man vielleicht mehr.

Am Start waren Sie mit Kira Lipperheid­e gut dabei. Wie haben Sie ihr schmerzend­es Knie geheilt?

Das war Dr. Lutz am Olympiastü­tzpunkt in Erfurt. Er hat sich intensiv um mich gekümmert. Wir haben das Training etwas umgestellt, alternativ­e Übungen eingebaut. So ging es. Inzwischen kann ich schon wieder Kniebeugen machen.

Wie streng sind die Corona-Regeln im Olympia-Land China wirklich?

Sehr streng. Bei unserer Ankunft wurde extra ein ganzes Gate am Flughafen gesperrt. Wir dürfen uns nur auf dem Grundstück des Hotels und an der Bahn aufhalten. Jeden Tag werden wir getestet. Auch das Hotelperso­nal darf nicht raus aus der Blase. Bei Olympia wird das nicht anders sein. Ein guter Test.

Haben Sie genug gegen die Langeweile mit?

Die Tage sind durch das Training ausgefüllt. Für die Abende habe ich mein E-Book dabei. Gerade habe ich einen spannenden Science-Fiction-Roman gelesen.

Bundestrai­ner Spies will Elf-Sekunden-Sprinterin Alexandra Burghardt auf ihren Schlitten setzen?

Alex wäre natürlich eine Verstärkun­g für unsere Teams. Das zeigte sie bei den Tests. Aber auch Kira hat hier einen tollen Job gemacht. Alex wird jetzt ihre ersten Fahrten auf Eis machen – und mal sehen, ob es ihr dann noch Spaß macht.

Wie sieht die weitere Vorbereitu­ng Richtung Olympia aus?

Nach Yanqing geht es mit dem Athletik-Training weiter. Bis zum Weltcupsta­rt in Innsbruck am 20. November gibt es sicher auch noch ein paar Fahrten. Dann heißt es bis Olympia gute Leistungen abzuliefer­n. Das Podest ist immer das Ziel.

 ?? FOTO: SASCHA FROMM ?? Die Oberhofer Bobpilotin Mariama Jamanka wird nach dem Olympiasie­g 2016 in Pyeongchan­g von Konkurrent­in Lauren Gibbs, einer Anschieber­in aus den USA, aus Anerkennun­g in die Luft gehoben.
FOTO: SASCHA FROMM Die Oberhofer Bobpilotin Mariama Jamanka wird nach dem Olympiasie­g 2016 in Pyeongchan­g von Konkurrent­in Lauren Gibbs, einer Anschieber­in aus den USA, aus Anerkennun­g in die Luft gehoben.

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