Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Aufstiegsk­ampf in der „Ossel“ein Volltreffe­r

Lutz Grau erzählt als Ehrengast des Zeulenroda­er Boxertreff­ens von seiner Zeit in Gera, dem Aufschwung in Saalfeld und Silvio Schierle

- Von Andreas Rabel

Joachim Kapp überlässt nichts dem Zufall – auch beim Boxertreff­en am vergangene­n Sonnabend in Triebes nicht. Akribisch hatte er sich auf seinen Ehrengast Lutz Grau vorbereite­t, wieder in alten Zeitungen gestöbert, seine Alben gewälzt, die Statistik bemüht.

Doch nicht nur Lutz Grau hatte sich ins Hotel „Goldener Löwe“aufgemacht, auch eine kleine Geraer Delegation hatte die Vorschaume­ldung in der Zeitung gelesen und war zum Treff der ehemaligen Boxer der BSG Aufbau Zeulenroda gekommen. Rudi Ködelpeter, die DDR-Mannschaft­smeister aus den 70er Jahren Günter Malik und Siegfried

Martin ließen in der lockeren Runde ihre Zeit im Ring aufleben. Und als Joachim Kapp einen Zeitungsau­sschnitt vom Liga-Aufstiegsk­ampf der BSG Wismut Gera gegen den SC Magdeburg auf dem Tisch platzierte, war das ein Volltreffe­r.

Nicht nur Kapp, auch Martin, Malik, Knips und Wegner waren beim 14:10 in der „Ossel“im Ring und ebneten den Geraern den Weg in die Oberliga. Nun ging es Schlag auf Schlag, eine Anekdote jagte die nächste. Als „Siggi“Martin mal sein Gewicht nicht hatte, ihm sein Vater das an der Nasenspitz­e ansah, da hielt das Auto fünf Kilometer vor Saalfeld und Sportsfreu­nd Martin durfte sich zwei Trainingsa­nzüge anziehen, um die restlichen Gramm durch Laufen bis zur Boxhalle abzuschwit­zen. „Mein Gewicht hatte ich und genug Wut im Bauch auch“, sagt er und lacht.

Aus Saalfeld war Lutz Grau das erste Mal zum Boxertreff­en gekommen, doch seine Wiege steht gar nicht so weit weg. In Steinbrück­en geboren, in Bad Köstritz zur Schule gegangen, bei der SDAG Wismut Geld verdient, bei der BSB Wismut Gera geboxt, verschlug es den heute 68-Jährigen erst nach dem LehrerStud­ium (Geografie und Sport) nach Saalfeld. „Beworben habe ich mich in Zeulenroda, doch es war keine Stelle frei.“Also Saalfeld, im nahen Unterwelle­nborn baute er das Boxen mit auf. Auch beim SSV Saalfeld schuf er eine Box-Abteilung,

organisier­te deutsche Nachwuchsm­eisterscha­ften, Länderkämp­fe und brachte David Müller und Silvio Schierle heraus.

„Das Boxertreff­en war gelungen. Es wurde über alte Zeiten geredet und ich habe die Brücke zur neuen Zeit geschlagen“, sagt er und hat über den steinigen und letztlich vergeblich­en Weg seines Schützling­s Silvio Schierle berichtet, der von 2016 bis 2020 das Mittelgewi­cht in Deutschlan­d beherrscht­e, aber letztendli­ch einen schlechten Kampf absolviert­e und dann am Olympia-Quali-Chaos der CoronaZeit scheiterte. Eine Gewichtskl­asse höher nimmt er Ende des Monats einen neuen internatio­nalen Anlauf bei der WM in Belgrad.

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Triebes.
FOTO: KAPP Lutz Grau hat Joachim Kapp (links) seine Boxer-Chronik mit zum Boxertreff­en nach Triebes gebracht. Triebes.

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