Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Aufstiegskampf in der „Ossel“ein Volltreffer
Lutz Grau erzählt als Ehrengast des Zeulenrodaer Boxertreffens von seiner Zeit in Gera, dem Aufschwung in Saalfeld und Silvio Schierle
Joachim Kapp überlässt nichts dem Zufall – auch beim Boxertreffen am vergangenen Sonnabend in Triebes nicht. Akribisch hatte er sich auf seinen Ehrengast Lutz Grau vorbereitet, wieder in alten Zeitungen gestöbert, seine Alben gewälzt, die Statistik bemüht.
Doch nicht nur Lutz Grau hatte sich ins Hotel „Goldener Löwe“aufgemacht, auch eine kleine Geraer Delegation hatte die Vorschaumeldung in der Zeitung gelesen und war zum Treff der ehemaligen Boxer der BSG Aufbau Zeulenroda gekommen. Rudi Ködelpeter, die DDR-Mannschaftsmeister aus den 70er Jahren Günter Malik und Siegfried
Martin ließen in der lockeren Runde ihre Zeit im Ring aufleben. Und als Joachim Kapp einen Zeitungsausschnitt vom Liga-Aufstiegskampf der BSG Wismut Gera gegen den SC Magdeburg auf dem Tisch platzierte, war das ein Volltreffer.
Nicht nur Kapp, auch Martin, Malik, Knips und Wegner waren beim 14:10 in der „Ossel“im Ring und ebneten den Geraern den Weg in die Oberliga. Nun ging es Schlag auf Schlag, eine Anekdote jagte die nächste. Als „Siggi“Martin mal sein Gewicht nicht hatte, ihm sein Vater das an der Nasenspitze ansah, da hielt das Auto fünf Kilometer vor Saalfeld und Sportsfreund Martin durfte sich zwei Trainingsanzüge anziehen, um die restlichen Gramm durch Laufen bis zur Boxhalle abzuschwitzen. „Mein Gewicht hatte ich und genug Wut im Bauch auch“, sagt er und lacht.
Aus Saalfeld war Lutz Grau das erste Mal zum Boxertreffen gekommen, doch seine Wiege steht gar nicht so weit weg. In Steinbrücken geboren, in Bad Köstritz zur Schule gegangen, bei der SDAG Wismut Geld verdient, bei der BSB Wismut Gera geboxt, verschlug es den heute 68-Jährigen erst nach dem LehrerStudium (Geografie und Sport) nach Saalfeld. „Beworben habe ich mich in Zeulenroda, doch es war keine Stelle frei.“Also Saalfeld, im nahen Unterwellenborn baute er das Boxen mit auf. Auch beim SSV Saalfeld schuf er eine Box-Abteilung,
organisierte deutsche Nachwuchsmeisterschaften, Länderkämpfe und brachte David Müller und Silvio Schierle heraus.
„Das Boxertreffen war gelungen. Es wurde über alte Zeiten geredet und ich habe die Brücke zur neuen Zeit geschlagen“, sagt er und hat über den steinigen und letztlich vergeblichen Weg seines Schützlings Silvio Schierle berichtet, der von 2016 bis 2020 das Mittelgewicht in Deutschland beherrschte, aber letztendlich einen schlechten Kampf absolvierte und dann am Olympia-Quali-Chaos der CoronaZeit scheiterte. Eine Gewichtsklasse höher nimmt er Ende des Monats einen neuen internationalen Anlauf bei der WM in Belgrad.