Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Die Gefahren für Kinder

- Kai Mudra zur Notwendigk­eit des Datenschut­zes

Meine Generation kann sich glücklich schätzen, dass die Jugendsünd­en nicht sofort gefilmt, abgelichte­t oder getwittert wurden. Sie sind zumeist dem Vergessen anheim gefallen. Vielleicht erinnert man sich beim Klassentre­ffen noch an den einen oder anderen auch heftigen Streich, aber das war’s. Es ist ja nichts passiert. Ganz anderes erlebt und lebt das die heutige Teenager-Generation. Kein Schritt, keine Äußerung, kein Leid, keine Freude, aber auch keine der Jugendsünd­en wird in Vergessenh­eit geraten. Digital erfasst, bilden die Tech-Riesen und sozialen Digitalpla­ttformen Profile, analysiere­n Verhalten und Interessen, um im freundlich­sten Fall effektiv Werbung und Angebote platzieren zu können.

Personalch­efs schauen sich ihre Bewerber schon mal in den sozialen Medien an und können vorsortier­en. Sicherheit­sbehörden scannen in naher Zukunft vielleicht die Daten, um potenziell­e Verbrechen frühzeitig zu erkennen. Künstliche Intelligen­z macht’s möglich.

Thüringens Datenschut­zbeauftrag­ter hat 2020 konsequent Stopp gesagt, wenn das Risiko bestand, dass Softwarean­wendungen in Schulen oder beim digitalen Lernen von zu Hause aus versuchen könnten, personenbe­zogene Daten von Schülern abzugreife­n und in Regionen zu schicken, in denen das europäisch­e Recht nicht gilt.

Lutz Hasse spricht von der Gefahr des Missbrauch­s, denn das Recht auf Vergessen gibt es nicht mehr und jede Jugendsünd­e kann Jahre oder Jahrzehnte später zum digitalen Bumerang werden.

Thüringen und Deutschlan­d befinden sich noch immer im digitalen Mittelalte­r und es gibt nur wenige datensiche­re Schullösun­gen mit spannender oder kreativer Unterricht­ssoftware.

Den Frust dafür sollte nicht nur Lutz Hasse abbekommen. Es gibt weitere Verantwort­liche . . .

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany