Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Ex-Soldat gesteht Tötungsverbrechen in Greiz
Wie sich der verhängnisvolle Abend in der Einraumwohnung aus Sicht des Angeklagten gestaltet hat
„Dann habe ich überreagiert und meine Hände waren am Hals.“Das sagt der 41 Jahre alte Mann, der wegen Totschlags an einer 60-Jährigen in Greiz angeklagt ist. Im Prozess am Landgericht Gera hat er die Tötung der Frau eingeräumt.
Seine Bekannte habe an diesem Abend immer wieder darüber gesprochen, dass sie ihren neuen Betreuer nicht ausstehen könne. „Sie hat sich von 0 auf 100 hochgefahren. Ich habe ihr gut zugeredet, dass wir versuchen, ihren alten Betreuer wiederzubekommen“, berichtet der
Mann vom gemeinsamen verhängnisvollen Verlauf des 28. Februars. Wie eine Schallplatte habe die Frau, mit der er in deren Einraumwohnung gemeinsam getrunken hatte, die Thematik wiederholt. „Plötzlich war sie auf 2000 und ist mit dem Hammer auf mich zugelaufen“, sagt der Angeklagte. Jener Hammer habe immer neben ihrem Sessel gelegen, weil sie damit Bierfässchen aufgeschlagen habe, um an die letzten Reste zu kommen.
„Ich war total platt, dass sie mich attackiert.“Im Reflex sei er aufgestanden und habe sie an den Handgelenken gepackt, so dass der Hammer fiel. Er habe sie geschüttelt und an den Hals gefasst. „Einen kurzen Augenblick später ist sie zu Boden gegangen“, sagt der Angeklagte. Er habe versucht, sie zu reanimieren, sofort Rettungsdienst und Polizei angerufen. „Ich bin ins Treppenhaus gerannt, habe einen Stapel Zeitungen zwischen die Tür geklemmt, damit der Rettungsdienst schnellstmöglich reinkommt.“
Abzuhauen sei für ihn nicht infrage gekommen. Als ihn die Polizei nach der Befragung entlassen wollte, habe er zugegeben, dass er es gewesen sei, berichtet der frühere Soldat des Panzerpionierbataillons in Gera. Bei der Armee habe er häufiger Alkohol getrunken, aber nur Bier. Besonders zu schaffen gemacht habe ihn nicht der Auslandseinsatz in Litauen, sondern der Einsatz während der Flüchtlingswelle in Gera-Liebschwitz und im alten Klinikum. „Wir haben Sachen gesehen, die will man nicht sehen“, sagt der Mann, der einst regelmäßig in seiner Freizeit geboxt hat.