Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Wie aus fünf Gramm Cannabis 3500 Gramm werden Gerichtsbericht
Ein Saalfelder Drogendealer fliegt auf, weil er mit dem Elektrofahrrad auf dem Fußweg fährt
Kommissar Zufall hat geholfen: Ein Drogendealer in Saalfeld ist aufgeflogen, weil er mit seinem Elektrofahrrad auf dem Gehweg gefahren ist. Nun droht dem 22-Jährigen beim Prozess am Landgericht Gera eine lange Haftstrafe.
Am 10. Mai war der junge Mann mit seinem Elektrorad auf dem Bürgersteig unterwegs, was eine Polizeistreife zum Anlass für eine Kontrolle nahm. Weil er sich nicht ausweisen konnte, durchsuchte eine Polizistin dessen Rucksack und fand etwa fünf Gramm Cannabis. Die Streife begleitete nach Rücksprache mit der Zentrale den Verdächtigen nach Hause. „In der Wohnung lag Cannabisgeruch in der Luft“, sagt die Polizistin. Damit nichts nach draußen dringt, baumelten vorm Türschloss mehrere Duftbäume. Im Flur standen Duftspender und Duftstäbe. „Wir haben die Situation zunächst eingefroren und Verstärkung angefordert.“
Bei der Durchsuchung fanden sich fast 3,5 Kilogramm Marihuana, die zum Teil schon in kleinen Tütchen verpackt waren. Auch Gummibärchen und Apfelringe lösten einen positiven Drogenschnelltest aus. Bei der Laboruntersuchung bestätigte sich der Befund, dass diese mit THC versetzt waren. Zudem fanden die Polizisten 39 Gramm Kokain und 3355 Euro Bargeld in kleiner Stückelung. „Einen solchen
Fund hat man nicht aller Tage“, resümiert die Polizistin.
Im Wohnungsflur standen griffbereit ein Langschwert, ein Gummiknüppel und ein Baseballschläger, im Schlafzimmer lagen eine Gaspistole und eine Schreckschusswaffe. Der Saalfelder ist deshalb wegen bewaffneten Drogenhandels angeklagt. Damit liegt die Mindestfreiheitsstrafe bei fünf Jahren, sofern die elfte Strafkammer unter Vorsitz von Andrea Höfs nicht zur Erkenntnis kommt, dass es sich um einen minderschweren Fall handelt.
Der Angeklagte, der die Schule mit mittlerer Reife abgeschlossen, aber keine Lehre absolviert hat, will sich am Donnerstag zu den Tatvorwürfen äußern.