Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Eigene Fehler analysieren
Herr Hirte spricht in dem Interview über das Debakel für sich und seine Partei, die CDU. Er spricht davon, dass sich keiner der Kandidaten diesem Abwärtstrend entziehen konnte, gibt aber keine Antwort darauf, woran es gelegen hat. Er spricht davon, dass er sich fleißig in seinem Wahlkreis um die Probleme vor Ort gekümmert hat. Er sagt aber kein Wort zu einer Analyse der Fehler, die eventuell gemacht wurden. Er wirft aber der SPD-Mitbewerberin vor, dass sie vor Ort kaum präsent war und trotzdem erfolgreich war. Vielleicht konnte sie zuhören und Lösungen gemeinsam suchen, mit den Bürgern. Er stellt auch fest, dass die AfD keine Antworten hat, aber leider viel Zuspruch erhält. Für mich ergibt sich die Frage, warum ist das so? Auf die Frage, ob er eine Mitverantwortung für das Desaster trägt, äußert er: „Die Frage ist in Ordnung, aber in der Sache völlig daneben.“Und er läge immer noch einige Prozentpunkte vor seiner Partei. Wenn er bei der Frage nach personellen Konsequenzen für sich keinen Grund sieht und nur den bundesweiten Abwärtssog sich nicht widersetzen konnte, dann ergeben sich für mich einige Punkte, die Herr Hirte mal überdenken sollte. Das wäre unter anderem die persönliche Einstellung und Haltung als Abgeordneter gegenüber den Wählern zu Kinderfragen. Für mich hat ein Abgeordneter in erster Linie den Wählern, also dem Volk zu dienen. Fehler im Auftreten, in der Pressearbeit etwa sind zu hinterfragen. Als Abgeordneter hat er die Meinung anderer zu bestimmten Problemen der Arbeit zu akzeptieren, aber konstruktiv mit den anderen Abgeordneten nach Lösungen für die Bürger, die Region und das Land zu suchen. Sie sollten mal überlegen, dass Abgeordnete anderer Parteien einen Kopf zum Denken haben und auch nach Lösungen anstehender Probleme suchen. Wenn er der AfD vorwirft, keine Antworten zu haben, steht für mich die Frage, warum er und die CDU nicht nach Lösungen mit dem politischen Gegner gesucht haben. Das gehört zur Demokratie. Ich habe im Sport gelernt, einem Gegner, egal welcher Art, kann ich nur schlagen, wenn ich die richtigen Lösungen und Argumente finde und diese in einer sachlichen Diskussion vertrete. Analysieren sollte Hirte genau, warum gab es das Debakel, wo liegen meine Fehler dabei und wo in der Arbeit meiner Partei. Nur so wird es gelingen, wieder den Zuspruch der Wähler und damit der Bürger zu erhalten.
Wolfgang Jahn, Gera
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