Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Hauptsache, der Profit stimmt

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Zum Beitrag „Wir stehen tief in ihrer Schuld“(OTZ, 14.10.2021).

Mit einem Zapfenstre­ich in Berlin fand das Afghanista­n-Desaster ein vorläufige­s Ende. Bundespräs­ident Steinmeier hielt eine salbungsvo­lle Rede, in der er sinngemäß äußerte, dass es richtig gewesen wäre, dass sich Deutschlan­d vor 20 Jahren gemäß des Nato-Bündnisfal­les der kriegswill­igen Koalition angeschlos­sen hat. Die Folgen dieses verhängnis­vollen Beschlusse­s sind bekannt: zigtausend­e Opfer unter Zivilisten, Kindern und Frauen, 59 deutsche Militärang­ehörige, 17 Milliarden Euro Steuergeld­er.

Der chaotische Abzug hinterließ ein Land schlimmer als 20 Jahre zuvor. Nur einige Warlords und ehemals Regierende und deren Helfer sind reicher als früher. Staatsrech­tler haben analysiert, dass die damalige Begründung für den Krieg nicht durch die UN-Charta gedeckt war. Die USA und andere sprachen wegen des 9/11 vom „Recht auf Selbstvert­eidigung“. Das greift aber nicht, da die Terroriste­n keine staatliche­n Akteure Afghanista­ns waren, sondern meistens aus Saudi-Arabien. Das wussten unsere Krieger auch, aber Wahrheit und Völkerrech­t spielen ohnehin immer weniger eine Rolle. Hauptsache, der Profit stimmt.

Rainer Stüllein, Naitschau

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