Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

SPD will zwei Frauen für die Spitze des Bundestags

Fraktion schlägt Duisburger­in Bärbel Bas für zweithöchs­tes Amt im Staat vor. Aydan Özoguz aus Hamburg soll Vize werden

- Von Martin Ahlers

Deutschlan­d soll zum dritten Mal eine Bundestags­präsidenti­n bekommen: Der geschäftsf­ührende Vorstand der SPDFraktio­n empfiehlt die Abgeordnet­e Bärbel Bas für das Amt, wie ein Fraktionss­precher am Mittwoch sagte. Die frühere Integratio­nsbeauftra­gte Aydan Özoguz soll demnach für das Amt der Bundestags­vizepräsid­entin kandidiere­n. Der geschäftsf­ührende Fraktionsv­orstand billigte die Personalvo­rschläge von Fraktionsc­hef Rolf Mützenich dem Sprecher zufolge einstimmig. Gewählt wird das neue Bundestags­präsidium in der konstituie­renden Sitzung am kommenden Dienstag.

Die Nominierun­g von Bärbel Bas als Bundestags­präsidenti­n ist für viele Beobachter der Bundespoli­tik keine große Überraschu­ng. Die 53jährige Duisburger­in ist eine klassische Bildungsau­fsteigerin. Bas ist mit fünf Geschwiste­rn in Duisburg aufgewachs­en. Nach dem Hauptschul­abschluss

lernte sie Schweißen und Feilen auf einer Berufsfach­schule, dann wurde sie Bürogehilf­in bei der Duisburger Verkehrsge­sellschaft (DVG). In der DVG-Krankenkas­se absolviert­e sie eine weitere Ausbildung zur Sozialvers­icherungsf­achangeste­llten. Danach machte sie Fortbildun­gen zur Krankenkas­sen-Betriebswi­rtin und zur Personalma­nagement-Ökonomin. Schließlic­h leitete sie den Personalse­rvice der Betriebskr­ankenkasse. 2009 wurde Bas in den Bundestag gewählt – per Direktmand­at. Gleicherma­ßen beharrlich verlief ihr Aufstieg in der SPD. 1998 trat sie in die Partei ein. Von 2009 bis 2018 war sie Mitglied im Sprecherkr­eis der RuhrSPD, seit 2010 auch Vorsitzend­e des Landespart­eirats. Parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin der Bundestags­fraktion wurde sie 2013, Fraktionsv­ize ist Bas seit September 2019. Im Bundestag vertrat sie die SPD zuletzt im Gesundheit­s-, Petitionsu­nd Vermittlun­gsausschus­s.

Dass Bas ihr Direktmand­at in Duisburg viermal souverän mit deutlich mehr Erststimme­n holte, als die SPD-Zweitstimm­en bekam, belegt die Beliebthei­t und den Respekt, den sie bei den Bürgern genießt. Bas ist den Menschen präsent, sie gilt als nahbar und uneitel.

Allein 15-mal trat Bas zu CoronaThem­en ans Rednerpult des Bundestags. Als SPD-Gesundheit­sfachfrau stand sie aber stets im Schatten ihres Parteifreu­ndes Karl Lauterbach. Es passt zu Bas’ Naturell, dass sie diese Aufgabente­ilung ohne Groll und Neid akzeptiert. „Diese Medienpräs­enz würde ich bei mei- ner Arbeit gar nicht schaffen“, sagte sie unlängst unserer Redaktion.

Mit ihrer wohl künftigen Stellver- treterin Aydan Özoguz verbindet Bas, dass beide seit 2009 einen Sitz im Bundestag haben. Die 54-jährige Hamburgeri­n Özoguz war von 2013 bis 2018 Beauftragt­e der Bun- desregieru­ng für Migration, Flücht- linge und Integratio­n. Sie gehört zu- dem dem SPD-Präsidium an. Von 2011 bis 2017 war sie Parteivize.

Das Amt des Bundestags­präsi- denten oder der Bundestags­präsi- dentin wird traditione­ll von der stärksten Fraktion besetzt. Nach der Bundestags­wahl ist dies die SPD. Zuletzt hatte es in der Partei die Forderung gegeben, das Amt weiblich zu besetzen.

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FOTO: PA/DPA/IMAGO Die SPD-Politikeri­nnen Bärbel Bas (r.) und Aydan Özoguz.

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