Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Für mehr Zugkraft
Neuer Schießstand und schicke Tribünen in der BiathlonArena, eine feine Überdachung für den modernisierten Eiskanal. Keine 500 Tage vor der Doppel-WM in Oberhof nehmen zwei Top-Adressen Form an. Zwei Beispiele, dass Thüringen sportbaulich erstklassig ist. Nur dem Sport selbst gelingt es seltener, aus dem Schatten der glänzenden Fassade zu treten.
Das ist keine neue Erkenntnis. In 30 Jahren ist in Thüringen sehr viel Gutes entstanden. Die Erfolge indes gehen ungeachtet der Tokio-Bilanz wie im gesamten Land zurück. Seit Jahren sucht der deutsche Spitzensport nach Ursachen, feilt an Bedingungen und Konzepten. Es ist ein Kampf um Ansehen, um Fördergelder, während der gesellschaftliche Stellenwert des Leistungssports zu schwinden scheint.
Sich in schicker Umgebung zu bewegen ist gemeinhin toll; sich zu quälen mitunter nur nicht schick.
Inwieweit die Verschmelzung des Olympiastützpunktes und des Landessportbundes eine Brücke schlagen kann, um dem Spitzensport mehr Zugkraft zu verleihen, bleibt abzuwarten. Nähe zwischen Spitzen- und Breitensport zu schaffen, kann aber Vorteile bringen.
Ein Patentrezept für die beste Struktur gibt es ohnehin nicht. Der Olympia-Stützpunkt Berlin etwa steht unter Trägerschaft eines Vereins, wie es seit 30 Jahren in Thüringen der Fall ist. Der Olympia-Stützpunkt Rhein-Neckar, einer von vier im Baden-Württemberg, ist unterm Dach des Landessportverbandes angesiedelt, der selbst sogar drei Sportbünde auf sich vereint. Träger des Olympiastützpunktes Bayern ist die Olympiapark-Gesellschaft.
Talente zu entwickeln ist derweil weniger eine Frage der Struktur, sondern eher der Ausbildung. Das schließt qualifizierte Trainer mit ein. Und es beginnt in der Schule.