Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Künftig unter einem Dach
Warum der Olympiastützpunkt und der Landessportbund Thüringen verschmelzen wollen
Die Frage, wo der Thüringer Sport steht, sei nicht leicht zu beantworten, sagt Bernd Neudert. „Ich denke, Thüringen ist ein Leistungssportland“, hebt der Leiter des Olympiastützpunktes aufgrund des bemerkenswerten Abschneidens der Thüringer bei den Spielen in Tokio hervor. „Wir sind jedoch nicht da, wo wir gern stehen möchten“, lässt er ein Aber durchklingen.
Das Aber legt den Blick auf die Kehrseite der drei Medaillen frei, die bei acht Startern an Thüringen gegangen sind. Dirk Schimmelpfennig, Vorstand Leistungssport des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), drückte es bei der Leisdaillen tungssportkonferenz so aus: „Kienbaum sendet ein starkes Signal in den gesamten deutschen Sport: Wir und das ganze System müssen uns weiterentwickeln und verändern.“
Hintergrund ist die kritische Auseinandersetzung mit dem Ergebnis von Tokio. Für Thüringen sieht sich die Bilanz erfreulich an. Mit 37 Me
für das Team Deutschland konnte der Abwärtstrend seit Barcelona 1992 indes weder gestoppt noch umgekehrt werden. Qualifizierung von Trainern und eine systematischere Talentsichtung und -förderung machte der DOSB deutlich, heißen Handlungsfelder wie Professionalisierung der Strukturen.
In diesen Tenor passt der Thüringer Plan, den Olympiastützpunkt (OSP) mit dem Landessportbund (LSB) verschmelzen zu lassen. Danach gliedert sich der unter Vereinsträgerschaft stehende OSP zum neuen Jahr in die hauptamtlich gesteuerte LSB-Struktur ein und wird einen Bereich „Leistungssport“bilden. Als dessen Geschäftsführer rückt OSP-Leiter Bernd Neudert in den LSB-Vorstand auf. Voraussetzung ist, dass die Mehrheit der OSPMitglieder am 8. November ebenso zustimmt wie jene beim Landessporttag zwölf Tage später.
Vor 30 Jahren ist der Olympiastützpunkt gegründet worden. Unter ehrenamtlicher Führung wird ein jährlicher Haushalt von rund viereinhalb Millionen Euro verwaltet. Diese haftet auch dafür. In der Verschmelzung sehen die führenden Personen nicht nur eine zeitgemäßere Struktur, einer solchen Verantwortung gerecht zu werden.
„Wir wollen schauen, dass wir Synergien nutzen können“, benennt LSB-Hauptgeschäftsführer Thomas Zirkel einen Hauptgrund. Es gäbe eine Reihe von Aufgaben, die sich inhaltlich überschneiden“, ergänzt Neudert. „Wir wollen weder mehr Geld ausgeben noch Einsparungen treffen“, entkräftet Zirkel einen möglichen Einwand, dass der gemeinsame Kurs einen finanziellen Hintergrund haben könnte.
Der Zusammenschluss soll vielmehr Impulse bringen, Prozesse effektiver zu gestalten. Die Dienstund die Fachaufsicht für die einzelnen Disziplinen des Leistungssports werden zusammengeführt.
Die wichtigen Fragen sind für Neudert ohnehin nicht die nach der Struktur. „In den Sportarten, die wir schwerpunktmäßig betreiben, haben wir ein absolutes Standing in Deutschland“, sagt er. Die Breite nur ist begrenzt.