Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
„Sehr wenig Zeit für den Kontakt mit meinem Sohn“
Verteidigungsministerin verteidigt Helikopterreise. Vorwurf aus der Union: Ihr fehlt das „notwendige Amtsverständnis“
Nach der Kritik an der Mitreise ihres Sohnes in einem Bundeswehr-Helikopter hat Verteidigungsministerin Christine Lambrecht indirekt Fehler eingeräumt. Die SPDPolitikerin äußerte „Verständnis“für die Kritik an dem Vorgang und kündigte an, berufliche und private Planungen künftig strikter zu trennen. Zugleich rechtfertigte Lambrecht die Mitreisen ihres 21-jährigen Sohnes auf Dienstterminen mit ihrer beruflichen Belastung.
Lambrecht sagte im ZDF: „Ich bin als Ministerin in einer Situation, in der ich sehr wenig Zeit habe fürs Privatleben und insbesondere für den Kontakt mit meinem Sohn.“Es sei ihr darum gegangen, „den Kontakt zum Kind weiter aufrechtzuhalten“. Die Ministerin räumte aber ein: „Vielleicht leitet das einen manchmal zu einer Entscheidung, die man im Nachhinein so nicht mehr treffen würde.“
Lambrecht hatte über Ostern mit ihrem Sohn Urlaub auf Sylt gemacht und zuvor einen Truppenbesuch in Schleswig-Holstein absolviert. Dorthin war sie von Berlin aus mit einem Helikopter der Bundeswehr geflogen – mit an Bord war ihr Sohn. Im Anschluss an den Diensttermin reisten beide privat weiter. Lambrecht betonte, alles sei „rechtlich völlig korrekt“gelaufen.
Es war laut Verteidigungsministerium die erste Mitreise des Sohnes seit Lambrechts Amtsübernahme. In ihrer Zeit als Justizministerin nahm sie ihn jedoch bereits mit auf sieben Dienstreisen – nach Finnland, Liechtenstein, Portugal, Luxemburg, Frankreich, Tschechien und Slowenien. Die Kosten habe Lambrecht beglichen, so das Ministerium. Der Flug kurz vor Ostern ist noch nicht bezahlt. „Die abschließende Kostenabrechnung wird derzeit erstellt“, so ihr Ministerium. Für Aufsehen hatte auch gesorgt, dass Lambrechts Sohn ein Foto aus dem Helikopter auf Instagram veröffentlichte. Dies sei „unbedenklich“, da der Hubschrauber „keine militärischen Sondereinrichtungen“habe, so ein Ministeriumssprecher.
Die Union kritisierte die Verteidigungsministerin scharf. Lambrecht fehle das „notwendige Amtsverständnis“, sagte Vize-Fraktionschef Johann Wadephul unserer Redaktion. „Die Ministerin muss jetzt umfänglich für Transparenz sorgen und ihre Salamitaktik beenden.“Es dürfe in der aktuellen Lage „keinen Zweifel an der Integrität“der Verteidigungsministerin geben. Rückendeckung bekam Lambrecht von Kanzler Olaf Scholz (SPD): Dieser arbeite mit der Ministerin „eng und vertrauensvoll zusammen“, sagte Vize-Regierungssprecherin Christiane Hoffmann.