Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Was ein Wechsel des Strom-Anbieters bringt
Vergleichsportal Verivox: Verbraucher sollten ihre Verträge kritisch prüfen. Mehrere Hundert Versorger wollen ihre Tarife weiter erhöhen
verschieden. „Doch auch in der aktuellen Situation hoher Energiepreise gibt es Preisunterschiede, von denen Verbraucher profitieren können“, weiß der Verivox-Chef und ergänzt: „Wenn man bedenkt, dass 36 Prozent aller Haushalte in Deutschland weniger als 2000 Euro netto zur Verfügung haben, dann ist jede Einsparung und Kostenentlastung hilfreich und wichtig.“
Besonders empfohlen wird ein Preisvergleich all jenen, die noch niemals ihren Strom- oder Gasanbieter gewechselt haben – und das sei rund jeder vierte Haushalt in Deutschland, sagt Puschmann. „Viele Haushalte stecken damit noch in alten Tarifen fest, die oft zu teuer sind.“
Auch gut 20 Jahre nach der Liberalisierung des Storm- und Gasmarktes in Deutschland haben viele Menschen immer noch Angst vor einem Wechsel. Diese sei jedoch völlig unbegründet, so Puschmann: „Die Strom- und Gasversorgung ist immer gesichert. Beim Strom- und Gaswechsel in Deutschland kann nichts passieren. Niemand muss im Dunkeln oder Kalten sitzen.“
Normalerweise hat das Vergleichsportal Verivox rund 20.000
Tarife von Energieversorgern im Angebot. „Angesichts der jüngsten Energiekrise schwankt das Angebot stärker und es sind weniger Tarife verfügbar“, so Puschmann. Dennoch lohne sich der Vergleich. „Sowohl bei großen Konzernen als auch bei kleineren Anbietern lassen sich günstige Angebote finden.“
Insgesamt haben sich die Energiepreise für Verbraucher seit dem ver
Verivox
■ Verivox ist als
in den Bereichen Energie, Banken, Versicherungen und Breitband aktiv. Das Unternehmen finanziert sein Vergleichsportal über Provisionen von Anbietern, die nach dem Wechsel vermittelter Kunden bezahlt werden. Verivox gibt dafür die Daten der Neukunden weiter, während die Energieversorger die Wechselformalitäten übernehmen. Durch das Vergleichsportal soll der Verbraucher eine transparente Übersicht über die unterschiedlichen Tarife und Anbieter erhalten.
Vergleichsportal
gangenen Jahr deutlich erhöht. „Strom hat sich im April (Stand 30. April) um 30 Prozent verteuert. Der Gaspreis hat sich im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt um 105 Prozent mehr als verdoppelt, der Heizölpreis um 145 Prozent fast verdreifacht“, berichtet der Verivox-Chef.
Durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine erhielten die Preise noch einen weiteren Auftrieb. „Die Preise für Strom kletterten seither um 9 Prozent, Gas verteuerte sich um 13 Prozent und Heizöl um 28 Prozent.“
Konkret bedeutet dies für einen Vier-Personen-Haushalt: Strom kostet jetzt bei einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden (kWh) 1528 Euro pro Jahr – und damit 30 Prozent mehr als im Vorjahr mit 1171 Euro. Für Gas (20.000 kWh) werden 2424 Euro fällig – gut doppelt so viel wie im Vorjahr mit 1184 Euro.
Singles zahlen nun für Strom (1500 kWh) pro Jahr 647 Euro statt 511 Euro und damit 27 Prozent mehr. Gas (5000 kWh) kostet sie 643 Euro pro Jahr statt 314 Euro im Vorjahr – und damit 105 Prozent mehr.
Nicht günstiger wird es für jene, die mit Öl heizen: Für leichtes Heizöl
(20 Hektoliter) zahlt der Vier-PersonenHaushalt 3196 Euro – und damit fast dreimal (145 Prozent) so viel für seinen Tank als im Vorjahr mit 1305 Euro. Für Single-Haushalte (5 Hektoliter) werden 799 Euro fällig statt 326 Euro im Vorjahr.
Auch der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) erwartet für die nächsten Monate angesichts der Unsicherheiten am Beschaffungsmarkt durch den Ukraine-Krieg weiter steigende Preise. Nach einer aktuellen Analyse liegt der Durchschnitt der aktuellen Stromtarife für Haushaltskunden im bisherigen Jahresmittel bei 37,14 Cent pro Kilowattstunde – und damit 15 Prozent über dem Vorjahresmittel. Für Gas zahlen Haushalte in Einfamilienhäusern (20.000 Kilowattstunden) derzeit durchschnittlich 13,77 Cent pro Kilowattstunde – 2021 waren es 7,06 Cent.
Angesichts der hohen Belastung fordert der Verivox-Chef, die Mehrwertsteuer auf Gas und Strom auf den verringerten Mehrwertsteuersatz zu reduzieren – also von 19 auf 7 Prozent. „Dies würde Durchschnittshaushalte um 177 Euro pro Jahr entlasten.“