Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

„Niemals aufgeben“als Leitmotiv

Wie die aktive Fanszene des FC Carl Zeiss Jena die neue Variante beim Stadionbau bewertet

- Von Tino Zippel

Die Fans des FC Carl Zeiss Jena dürfen doch im Süden des neuen Stadions bleiben, müssen dafür aber mit Kompromiss­en leben. Wie kommt die nun gefundene Variante an? Wir haben mit Toni Schley als Vertreter der Südkurve gesprochen.

Die Südkurve bleibt. Nur halt auf einer Tribüne. Benennen Sie sich um?

Nein. Für uns wird es immer die Südkurve sein.

Ursprüngli­ch war in den Stadionplä­nen kein Stehplatzb­ereich für Heimfans im Süden vorgesehen. Wie bewerten Sie die nun gefundene Variante?

Wir freuen uns, dass wir gemeinsam einen Kompromiss gefunden haben, mit dem wir zunächst gut leben können. Wir sind allen Beteiligte­n vom FC Carl Zeiss Jena, der EAS Betriebsge­sellschaft und der Stadt dankbar für die Unterstütz­ung, die wir erfahren haben. Wir haben den Eindruck, dass sie unser Anliegen zuletzt wirklich verstanden haben.

Hatten Sie noch mit einer Lösung gerechnet?

Leider bleiben noch immer viele subkulture­lle Projekte in unserer Stadt auf der Strecke. Hier muss die Stadt eine andere Haltung entwickeln. In Sachen Südkurve haben viele Menschen sich mit viel Leidenscha­ft eingesetzt und unser Motto „Niemals aufgeben“gelebt. Wir haben mit Hartnäckig­keit geschafft, was uns manche nicht zugetraut hatten.

Reicht die Kapazität von 1068 Plätzen im nun gefundenen Block aus?

Ursprüngli­ch hatten wir uns für eine komplette Südkurve in blaugelb-weißer Hand eingesetzt. Sicherlich ist es nicht die Optimallös­ung, Heim- und Gästefans in einer Kurve zu haben. Aber wir gehen den Kompromiss gern ein. Im nächsten Schritt finden Gespräche zur konkreten Ausgestalt­ung statt. Wir wünschen uns eine so attraktive Kurve wie möglich, um das Team bestmöglic­h unterstütz­en zu können. Auch die Kapazität muss nicht in Stein gemeißelt sein, da zusätzlich­e Puffer vorgesehen sind.

Die Fans sollen in dem Block einen Ticketaufs­chlag von zwei Euro pro Partie zahlen: Sind alle Anhänger der Südkurve einverstan­den?

Wir haben schon vor Jahren gesagt, dass wir uns an Mehrkosten beteiligen, um die Südkurve umzusetzen. Mit der Crowdfundi­ng-Aktion haben wir gezeigt, was möglich ist. Uns war klar, dass wir die Klubkasse oder die Stadionges­ellschaft nicht allein stehen lassen mit den Kosten. So ergab sich der Vorschlag, freiwillig für einige Zeit einen kleinen Zuschlag auf die Eintrittsk­arten zu zahlen.

Zudem wollen die Fans beim Bau der neuen Arena mit anpacken. Was haben Sie konkret vor?

Auch das ist Inhalt von den ausstehend­en Gesprächen. Wir können dem guten Beispiel der Alten Försterei in Berlin folgen. Wer mitgearbei­tet hat, identifizi­ert sich noch stärker mit der Kurve. Das motiviert ungemein.

Die Fans haben sich auch zur Selbstregu­lierung verpflicht­et. Was bedeutet das?

Wir wollen uns mit all unseren Kräften dafür einsetzen, vernünftig mit dem neuen Stadion umzugehen. Wir gehen von einer deutlich entspannte­ren Situation aus, weil sich Heim- und Gästefans nicht mehr wie früher Auge in Auge gegenübers­tehen, sondern auf einer Gerade nebeneinan­der. Natürlich streben wir ein größtmögli­ches Maß an Freiheit an, sind aber auch nicht allein im Stadion.

Andere Fans bedauern, dass es keinen neuen, großen Fanblock auf der Nordtribün­e gibt?

Grundsätzl­ich verständli­ch. Die Südkurve ist unsere Heimat. Die FCC-Fans standen noch nie im Norden, aber es bleibt natürlich allen Fans per se überlassen, dort ihr Domizil zu finden. Uns steht da keine Bewertung zu, wünschen uns aber, dass wir noch mehr ins Gespräch kommen und die Argumente ausgetausc­ht werden. Wir laden gern jeden ein, in der Kurve lautstark dabei zu sein.

Befürchten Sie nicht, dass eine Verteilung im Stadion zu Lasten der Stimmung geht?

Durch die Überdachun­g und Enge kann die Atmosphäre künftig leichter auf andere Blöcke überschwap­pen. Wir müssen auch berücksich­tigen, dass es viele Fans gibt, die sich nicht über 90 Minuten an der Stimmung beteiligen wollen, was vollkommen in Ordnung ist. Wir werden uns als gesamte Anhängersc­haft immer weiter entwickeln müssen, um akustisch gegen andere Kurven die Oberhand zu behalten. Ein weiterer Schritt ist getan.

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FOTOS:TINO ZIPPEL Die Fans des FC Carl Zeiss können das Team im neuen Stadion von der Südtribüne aus anfeuern.
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Toni Schley ist Vertreter der Südkurve und in der Horda Azzuro organisier­t.
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Meuselwitz.

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