Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Der Betze brennt
Fußball-Drittligist 1. FC Kaiserslautern hat mit der Entlassung von Trainer Antwerpen für Kopfschütteln gesorgt
Das erste Training unter dem neuen Coach Dirk Schuster ging am Mittwoch wohlweislich hinter verschlossenen Türen über die Bühne. Schließlich müssen beim 1. FC Kaiserslautern erst einmal die Wogen geglättet werden. Die Entlassung von Marco Antwerpen kurz vor der AufstiegsRelegation hat wieder einmal ein Beben rund um den Betzenberg ausgelöst und dem Fußball-Drittligisten die altbekannten „Chaoslautern“-Schlagzeilen beschert – doch es gibt auch gute Gründe für die Entscheidung.
Die Beweggründe kennt Thomas Hengen am besten. Der Geschäftspen-Rauswurf führer des viermaligen Meisters hüllte sich im Vorfeld der SchusterVorstellung am frühen Mittwochabend zwar in Schweigen, um die Emotionen nicht weiter zu schüren – doch die Ursachen der Trennung von Antwerpen wenige Tage vor den Partien gegen den ZweitligaDrittletzten Dynamo Dresden am 20. und 24. Mai sind ein offenes Geheimnis.
Ex-Profi Hengen kam erst als Funktionär zum FCK zurück, als Antwerpen bereits im Amt war. Mit dem durchweg polarisierenden Auftreten des bei zahlreichen Kollegen unbeliebten Antwerpens, der oft derb und manchmal sogar rüpelhaft daherkam, konnte Hengen nichts anfangen. Durch die lange Zeit erfolgreiche Arbeit Antwerpens waren Hengen allerdings die Hände gebunden, nach den zurückliegenden drei Niederlagen in Folge und dem verspielten direkten Aufstieg sah der Geschäftsführer dann die Zeit zum Handeln gekommen.
Mit der Installierung des Ex-Nationalspielers Schuster, der in seiner erfolgreichsten Phase Darmstadt 98 von der 3. Liga in die Bundesliga führte, ist Hengen ein maximales Risiko eingegangen. Sollte der Aufstieg misslingen, wäre die Amtszeit des gebürtigen Pfälzers wohl nach lediglich 15 Monaten wieder beendet. Das lässt schon die Entscheidung von Fritz Fuchs erkennen – der frühere FCK-Spieler und -Trainer ist als Reaktion auf den Antwer
aus dem Aufsichtsund Beirat zurückgetreten.
Doch Hengen weiß auch um die große Chance, die sich bietet. Nach der Plan-Insolvenz des chronisch klammen Vereins im Jahr 2020 und dem Einstieg mehrerer Investoren würden die Roten Teufel durch den Aufstieg finanziell in ganz neue Sphären vordringen. Das derzeit defizitäre Geschäft hätte vor allem dank der weitaus höheren Mediengelder ein Ende, der Wert des Clubs würde massiv gesteigert.
Ohnehin ist die Strahlkraft des FCK auch zehn Jahre nach dem Abstieg aus der Bundesliga ungebrochen. Knapp 50.000 Fans pilgerten zu den letzten beiden Heimspielen der Saison jeweils ins Stadion.