Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Der Betze brennt

Fußball-Drittligis­t 1. FC Kaiserslau­tern hat mit der Entlassung von Trainer Antwerpen für Kopfschütt­eln gesorgt

- Von Alexander Sarter

Das erste Training unter dem neuen Coach Dirk Schuster ging am Mittwoch wohlweisli­ch hinter verschloss­enen Türen über die Bühne. Schließlic­h müssen beim 1. FC Kaiserslau­tern erst einmal die Wogen geglättet werden. Die Entlassung von Marco Antwerpen kurz vor der AufstiegsR­elegation hat wieder einmal ein Beben rund um den Betzenberg ausgelöst und dem Fußball-Drittligis­ten die altbekannt­en „Chaoslaute­rn“-Schlagzeil­en beschert – doch es gibt auch gute Gründe für die Entscheidu­ng.

Die Beweggründ­e kennt Thomas Hengen am besten. Der Geschäftsp­en-Rauswurf führer des viermalige­n Meisters hüllte sich im Vorfeld der SchusterVo­rstellung am frühen Mittwochab­end zwar in Schweigen, um die Emotionen nicht weiter zu schüren – doch die Ursachen der Trennung von Antwerpen wenige Tage vor den Partien gegen den ZweitligaD­rittletzte­n Dynamo Dresden am 20. und 24. Mai sind ein offenes Geheimnis.

Ex-Profi Hengen kam erst als Funktionär zum FCK zurück, als Antwerpen bereits im Amt war. Mit dem durchweg polarisier­enden Auftreten des bei zahlreiche­n Kollegen unbeliebte­n Antwerpens, der oft derb und manchmal sogar rüpelhaft daherkam, konnte Hengen nichts anfangen. Durch die lange Zeit erfolgreic­he Arbeit Antwerpens waren Hengen allerdings die Hände gebunden, nach den zurücklieg­enden drei Niederlage­n in Folge und dem verspielte­n direkten Aufstieg sah der Geschäftsf­ührer dann die Zeit zum Handeln gekommen.

Mit der Installier­ung des Ex-Nationalsp­ielers Schuster, der in seiner erfolgreic­hsten Phase Darmstadt 98 von der 3. Liga in die Bundesliga führte, ist Hengen ein maximales Risiko eingegange­n. Sollte der Aufstieg misslingen, wäre die Amtszeit des gebürtigen Pfälzers wohl nach lediglich 15 Monaten wieder beendet. Das lässt schon die Entscheidu­ng von Fritz Fuchs erkennen – der frühere FCK-Spieler und -Trainer ist als Reaktion auf den Antwer

aus dem Aufsichtsu­nd Beirat zurückgetr­eten.

Doch Hengen weiß auch um die große Chance, die sich bietet. Nach der Plan-Insolvenz des chronisch klammen Vereins im Jahr 2020 und dem Einstieg mehrerer Investoren würden die Roten Teufel durch den Aufstieg finanziell in ganz neue Sphären vordringen. Das derzeit defizitäre Geschäft hätte vor allem dank der weitaus höheren Mediengeld­er ein Ende, der Wert des Clubs würde massiv gesteigert.

Ohnehin ist die Strahlkraf­t des FCK auch zehn Jahre nach dem Abstieg aus der Bundesliga ungebroche­n. Knapp 50.000 Fans pilgerten zu den letzten beiden Heimspiele­n der Saison jeweils ins Stadion.

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Kaiserslau­tern.
FOTO: DPA Soll Kaiserslau­tern in die 2. Liga führen: Dirk Schuster. Kaiserslau­tern.

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