Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Düstere Mythologie
Panorama-Museum Bad Frankenhausen zeigt ab Samstag den Künstler Hans-Peter Müller
Marieke Fiala
Bad Frankenhausen. Eine geheimnisvolle Atmosphäre strahlen die Gemälde von Hans-Peter Müller aus. Götterbilder, Statuen, mythische Wesen. Sie ziehen den Betrachter in eine fantastische Welt. „Jenseits von Eden“heißt die Ausstellung, die ab diesem Samstag im Panorama-Museum in Bad Frankenhausen zu sehen ist. Der Name passt. Denn Hans-Peter Müllers Werke zeigen alles andere als ein fröhliches Paradies.
Anlass ist der 80. Geburtstag des in Weida lebenden Künstlers. Höchste Zeit also, dass er in Mitteldeutschland mit einer größeren Ausstellung gewürdigt wird, findet Museumsdirektor Gerd Lindner. Etwa 100 Werke, darunter Ölgemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Plastiken, stellt das Museum nun aus, sowohl Werke der 70er Jahre, Hans-Peter Müllers Studienzeit, als auch ganz neue.
Nach dem Abitur studierte Müller neben einer Maurerlehre zwar zunächst Ingenieurbau in Leipzig, besuchte jedoch nebenbei Malkurse und wechselte an das dortige Institut für Kunsterziehung. Kurz vor dem Abschluss entschied er sich für ein Studium der Malerei. Dort habe er bei den „Gründungsvätern
der berühmten Leipziger Schule“gelernt, wie Lindner es ausdrückt. Die Rede ist von Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer sowie Werner Tübke, dessen Bauernkriegspanorama dem Bad Frankenhäuser Museum seinen Namen gibt.
In der Leipziger Schule gebe es sowohl natürlich-figurative Darstellungen, die eine ganze Welt zu erfassen versuchen, als auch sinnbildliche, altmeisterliche Kunst, erklärt Lindner. Und in eben dieser altmeisterlichen Technik bringt Müller detailreiche Welten auf die Leinwand, zum Beispiel im Ölgemälde „Transport nach Gallien“.
Wiederkehrende Motive und versteckte Selbstbildnisse
Die monochrome gemalte Figur, die den Eindruck erweckt, tatsächlich vor Steinstatuen zu stehen, zeigt eine nackte Göttin und einen Wagen, geführt von einem Engel mit einer Schale über dem Kopf, möglicherweise ein Trankopfer, sagt Lindner. Wer genau hinsieht, erkennt auch den Künstler selbst als einen der Reiter, so wie sich sein Gesicht in vielen Werken versteckt.
Verfolgt wird der Wagen von Odin, dem Totengott, auf seinem achtbeinigen Pferd. In der unteren rechten Ecke: Müllers Frau Alexandra Müller-Jontschewa.
In der einen Hand hält sie Odins Auge, mit der anderen formt sie ein Friedenszeichen. So hält sie also Krieg und Frieden in ihren Händen.
Darstellungen von Leid und Zerrissenheit sowie Bezüge zu Mythologie, Religion oder auch Literatur finden sich bei Müller immer wieder. Doch eine einfache Antwort darauf, was genau dahinter steckt, gibt es nicht. Denn Hans-Peter Müller äußere sich nur selten zu seinen Werken, erzählt Lindner.
Es bleibt also beim Betrachter, sie zu deuten und all die kleinen Details und wiederkehrenden Motive ausfindig zu machen. Ein solches ist die Darstellung seiner Ehefrau, die ebenfalls Malerin ist und im kommenden Jahr eine Ausstellung im Panorama-Museum bekomme, sagt Lindner.
„Es ist durchaus hilfreich, sich ein wenig in der Mythologie auszukennen“, gibt er zu. Doch selbst ohne Vorwissen lohnt sich die Ausstellung. Nicht nur aufgrund der feinen Einzelheiten der Werke und Geschichten, die sie erzählen, sondern vor allem wegen Hans-Peter Müllers beeindruckenden Könnens.
Sa, 9. Juli, bis 16. Oktober, Panorama-Museum Bad Frankenhausen, Di-So, 10-17 Uhr. Katalog, 143 Seiten, 35 Euro.