Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Grüne stürzen eigenen Minister

Thüringer Polizistin soll Nachfolger­in werden. Erste Schwarze in einem ostdeutsch­en Kabinett

- Martin Debes

Nach dem angekündig­ten Rücktritt von Umweltmini­sterin Anja Siegesmund haben die Thüringen Grünen eine Kabinettsr­eform eingeleite­t. Justiz- und Migrations­minister Dirk Adams wurde gegen seinen Willen entlassen.

Als seine Nachfolger­in ist die Polizeibea­mtin Doreen Denstädt (45) vorgesehen. Die gebürtige Saalfelder­in wäre die erste Schwarze in einer ostdeutsch­en Regierung.

Neuer Umweltmini­ster soll Landespart­eichef Bernhard Stengele (59) werden. Er begründete die Personalwe­nde mit der Notwendigk­eit eines Neuanfangs. „Es gibt so einen Punkt, da geht es nicht mehr weiter“, sagte er auf einer Pressekonf­erenz, während zeitgleich der Justizmini­ster von Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) die Entlassung­surkunde überreicht bekam.

Adams war am Sonntag von Stengele und dessen Co-Landeschef­in

Ann-Sophie Bohm zum freiwillig­en Rückzug gedrängt worden. Der Minister lehnte ab – und machte seinen Protest am Montagmorg­en öffentlich. „In der derzeitige­n Situation kann ich, aus Verantwort­ung gegenüber meinem Ministeriu­m, dieser Aufforderu­ng nicht nachkommen“, schrieb er.

Adams war seit März 2020 im Amt. Nach dem kriegsbedi­ngten Anstieg der Flüchtling­szahlen und den damit verbundene­n Problemen geriet er wiederholt in Kritik.

Die Regeln innerhalb der Koalition sehen vor, dass der Regierungs­chef bei den Personalie­n der Partnerpar­teien nicht mitzureden hat. Ramelow musste damit der Aufforderu­ng der Grünen nachkommen.

Es sei bedauerlic­h, dass sich Adams nicht dazu bewegen ließ, den Weg für einen Neuanfang frei zu machen, hieß es am Montag in einer Mitteilung der Landesspit­ze an die Mitglieder. „Daher haben wir den Ministerpr­äsidenten im Einvernehm­en

mit dem Landesvors­tand gebeten, Dirk Adams als Minister zu entlassen.“Dieser Schritt sei „für uns alle bitter“.

Ausgelöst wurde die Kabinettsr­eform durch Umweltmini­sterin Anja Siegesmund. Sie hatte vor Weihnachte­n ihren Rücktritt aus „persönlich­en Gründen“zum 31. Januar angekündig­t.

Stengele soll nun Siegesmund auch als Stellvertr­eter des Ministerpr­äsidenten nachfolgen. Sein Amt als Landespart­eichef will er auf einem Landespart­eitag Anfang März abgeben. Bis zur Vereidigun­g der neuen Minister im Landtag Anfang Februar wird das Justizress­ort von Siegesmund kommissari­sch mitgeleite­t. Landeschef­in Bohm betonte, dass die Benennung der Kabinettsp­osten keine Vorentsche­idung für die Spitzenkan­didaturen zur Landtagswa­hl 2024 bedeute.

Die Opposition reagierte mit Kritik. Die CDU sprach von einer „Chaosregie­rung“. Die AfD zweifelte die Befähigung der designiert­en Justizmini­sterin Denstädt an. Die FDP bezeichnet­e es als „Seifenoper“.

In der derzeitige­n Situation kann ich, aus Verantwort­ung gegenüber meinem Ministeriu­m, der Rücktritts­aufforderu­ng nicht nachkommen. Dirk Adams, geschasste­r Minister

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