Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
„Menschen mit Uterus“
Anstelle von „Frauen“hält die Linke-Fraktion im Zusammenhang mit einer Erkrankung die gendersensible Bezeichnung für zutreffender
Der Berufsverband der Frauenärzte hat es auf Anfrage begrüßt, dass Thüringens Linke-Landtagsfraktion im Zusammenhang mit der Erkrankung Endometriose nicht von Frauen als Betroffene, sondern bewusst von „Menschen mit Uterus“spricht. Aus medizinischer Sicht sei dieser Begriff präziser, unterstreicht der Landesverband in diesem Zusammenhang. Er umfasse ohne Einschränkung alle Personen, „die von medizinischen Fragestellungen im Zusammenhang mit einem Uterus betroffen sind“. Menschen, die eine Gebärmutter haben, könnten sowohl sogenannte cis
Frauen, also Frauen, die sich mit ihrem Geburtsgeschlecht identifizieren, als auch Transmänner sein, also Männer, denen nach der Geburt das weibliche Geschlecht zugeordnet wurde, die sich aber mit dem männlichen Geschlecht identifizieren. Genauso könnten intersexuelle Personen betroffen sein. Mit der Bezeichnung „Menschen mit Uterus“werde eine „breiter gefasste Gruppe an Menschen angesprochen, die eine Gebärmutter haben“, so der Verband.
Die Linke-Fraktion hatte die Bezeichnung „Menschen mit Uterus“im Dezember des vergangenen Jahres in einer Pressemitteilung verwendet. Vorausgegangen war eine
Landtagsdebatte um den von der Thüringer FDP-Gruppe eingebrachten Antrag für einen Aktionsplan Endometriose, der anschließend in den Gesundheitsausschuss überwiesen wurde.
Fachgerechte Benennung von Krankheitsbildern
Ralf Plöthner, gesundheitspolitischer Sprecher der Linke-Fraktion, begründet den Verzicht auf das Wort „Frauen“damit, dass das Thema Endometriose differenzierter zu betrachten sei. Es gebe auch Frauen, „die aus verschiedenen Gründen keine Gebärmutter mehr haben“. Laut aktuellem Stand der Forschung seien sie nur im Ausnahmefall
von Endometriose betroffen. Da aber auch Menschen wie Inter- oder Transsexuelle einen Uterus haben und an Endometriose erkranken könnten, habe die Fraktion die „präzisere Formulierung gewählt“.
Die Fraktion setze sich, so Plöthner weiter, grundsätzlich konsequent dafür ein, „dass die Benachteiligung aufgrund des Geschlechts in der medizinischen Forschung und Behandlung, wie auch in allen anderen Bereichen der Gesellschaft, beendet wird“. Grundstein dafür sei die fachgerechte Benennung von Krankheitsbildern, „die sich nicht entlang gesellschaftlicher Linien von Mann und Frau orientieren, sondern – nach aktuellem Forschungsstand – eher vom Uterus und dem Hormonspiegel abhängen“. Den von der FDP initiierten Aktionsplan zu Endometriose halten die Linken für „richtig“. Die Unterleibserkrankung Endometriose betreffe 8 bis 15 Prozent aller Menschen mit Uterus.
Generell den Begriff „Frauen“ersetzen will die Fraktion jedoch nicht: „Der Frauentag wird natürlich weiter Frauentag heißen“, erklärte Plöthner dazu.
In den sozialen Medien gibt es derzeit heftige Debatten um die Bezeichnung „Menschen mit Uterus“. Das sei frauenfeindlicher Neusprech, heißt es etwa in einem Kommentar.