Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Verharmlos­ung, Verhöhnung und Zerstörung

Hoff legt Bericht zu Antisemiti­smus vor

- Hanno Müller

Vor zwei Jahren dokumentie­rte der erste Antisemiti­smusberich­t der Staatskanz­lei über 200 antijüdisc­he Übergriffe in Thüringen allein in den Jahren 2019 und 2020. „Leider war auch die Zwischenze­it seitdem nicht frei von beschämend­en Ereignisse­n der SchoaVerha­rmlosung, der Opferverhö­hnung oder dem Bekenntnis nationalso­zialistisc­her Gesinnung“, heißt es in der Fortschrei­bung des Berichtes, die der Antisemiti­smusbeauft­ragte und Staatskanz­leiministe­r Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) am Dienstag vorlegt. Beispielha­ft nennt der neue Bericht die bei Corona-Protestkun­dgebungen verwendete­n und an den „Judenstern“-Ärmelaufnä­her angelehnte­n Zeichen „Ungeimpft“, abgesägte Gedenkbäum­e nahe der Gedenkstät­te Buchenwald oder den Fund von zwei zündfähige­n Bomben in Straußfurt im Oktober 2022, wovon der eine Zündsatz in eine Hakenkreuz­fahne gewickelt war.

Bericht registrier­t Schuldabwe­hr-Antisemiti­smus

Bei antisemiti­sch motivierte­n Straftaten wurden 2021 mit 132 Delikten ein neuer Jahreshöch­ststand erreicht. Für 2022 liegen bisher nur die Zahlen der Monate Januar bis März vor. Demnach wurden von den Staatsanwa­ltschaften Erfurt, Gera, Meiningen und Mühlhausen im genannte Zeitraum 206 Ermittlung­sverfahren wegen Hasskrimin­alität eingeleite­t, darunter 30 wegen antisemiti­scher Taten.

Zudem registrier­t der Bericht einen sogenannte­n Schuldabwe­hrAntisemi­tismus. Dieser äußere sich in der Zerstörung, Beschädigu­ng oder Schändung von Gedenkorte­n und -zeichen sowie der absichtlic­hen Störung von Gedenkfeie­rn. Zentrale Tatorte seien die Gedenkstät­te Buchenwald sowie damit verbundene Orte in Weimar. Trotz eines prozentual­en Rückgangs antisemiti­scher Einstellun­gen in der Thüringer Bevölkerun­g könne keine Entwarnung gegeben werden. Ressentime­nts und Zustimmung­swerte lägen oft über den deutschlan­dweiten Vergleichs­zahlen.

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