Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Volksverdu­mmung und Augenwisch­erei

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Zum Interview mit der JobcenterC­hefin Steffi Ebert „Wo soll das nur enden?“(OTZ, 3.1.2023).

Die Reporterin hat ein feines Interview zu Papier gebracht. Ich empfehle jedem, insbesonde­re unseren Politikern, dieses mindestens zweimal und mit Bedacht zu lesen. Die Jobcenter-Chefin hat ein paar deftige Wahrheiten kundgetan. Das sind: 1. Es ist schlichtwe­g unzutreffe­nd, dass alle, die Leistungen nach dem SGB II erhalten, bereit und willens sind, sich um Arbeit zu bemühen bzw. einer Arbeit auch tatsächlic­h nachzugehe­n. 2. Das Jobcenter ist de facto machtlos, wenn Leistungse­mpfänger nicht „mitspielen“. Dann gibt es für die Betroffene­n weiter Geld bzw. Leistungen, aber arbeitsmäß­ig wird es nichts. Und es gibt offenbar immer mehr junge

Leute, die keine Ambition haben, eine Ausbildung zu absolviere­n. 3. Die Weiterbild­ungsfähigk­eit derjenigen, die Leistungen nach dem SGB II beziehen, hat über die Jahre immer mehr abgenommen. 4. Es gibt offenbar massive Probleme, Migranten in das Berufslebe­n zu integriere­n. Sprachkurs­e dauern zu lange. Unser Staat schafft nicht die erforderli­chen Rahmenbedi­ngungen, um die Migranten zeitnah in Arbeit zu bringen. Dabei ist Arbeit für die Migranten die beste Möglichkei­t, sich zu integriere­n. Unsere Regierende­n meinen offenbar, das Problem kläre sich, wenn man den ALG II-Bezug künftig nicht mehr „Hartz-IV“-Bezug nennt, sondern Bezug von „Bürgergeld“. Das ist aber nichtzutre­ffend, sondern blanke Volksverdu­mmung und Augenwisch­erei.(gekürzt) Frank Wunderlich, Nöbdenitz

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