Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Klima-Aktivisten wollen an Taktik festhalten
Nach Suppenwurf auf ein Gemälde van Goghs stehen zwei Frauen vor Gericht
Das Bild ging um die Welt: die berühmten Sonnenblumen von Vincent van Gogh in der Londoner National Gallery, beschmiert mit Tomatensuppe aus der Dose, davor zwei junge Frauen, die Hände festgeklebt an der Wand. Der Suppenwurf der Klimaaktivistinnen der Gruppe „Just Stop Oil“ist zum Symbol geworden für eine Bewegung, die nach Aufmerksamkeit sucht. Vor dem Southwark Crown Court wiesen die beiden Frauen, während der Tat im vergangenen Oktober 20 und 21 Jahre alt, am Montag den Vorwurf der Sachbeschädigung von sich. Beide plädierten auf nicht schuldig. Die National Gallery hatte nach der Aktion mitgeteilt, nur der Rahmen sei beschädigt worden, das Bild selbst – mit einem Schätzwert von umgerechnet rund 84 Millionen Euro – sei durch Glas geschützt gewesen.
Für „Just Stop Oil“ist die Sache klar: „Der Richter sollte den Fall abweisen.“Dass die britische Regierung entgegen internationalen Vereinbarungen Lizenzen für neue Ölund Gasfelder vergebe, zeige, „dass wir keinen funktionierenden Staat haben und die Angeklagten handeln, um die Gesellschaft, den britischen Staat und die Millionen zu schützen, die von gefährlichen Extremwetterereignissen betroffen sind“, heißt es von der Gruppe.
Die Suppenaktion zog Aktionen in aller Welt nach sich: In Potsdam flog Kartoffelbrei, in Wien Öl, in Kanada Ahornsirup auf Gemälde. Während die früher auch für ihre radikalen Taktiken bekannte Organisation „Extinction Rebellion“verkündete, keine Störaktionen mehr veranstalten zu wollen, will „Just Stop Oil“weitermachen. „Störungen und ziviler Widerstand sind oft unpopulär, wenn sie sich entfalten – erst in den folgenden Jahren blicken die Menschen zurück und verstehen, dass die Aktionen notwendig und gerechtfertigt waren“, heißt es von der Gruppe.