Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Ein Thüringer Roadmovie
Kinokomödie „Mission Ulja Funk“wurde mit zwei Filmschauspielerinnen aus dem Freistaat im Raum Altenburg gedreht
Altenburg/Erfurt. Eine Regel im Filmgeschäft lautet, Kinderfilme sollten möglichst schnell abgedreht werden. Doch als Drehbuchautorin und Regisseurin Barbara Kronenberg im Frühjahr 2020 ihre Komödie „Mission Ulja Funk“in Polen dreht, wird die Arbeit vom CoronaLockdown jäh abgewürgt. Monate muss die Produktion pausieren, bevor die letzten fünf Tage in Nordrhein-Westfalen endlich beginnen können. Die junge Hauptdarstellerin Romy Lou Janinhoff ist inzwischen einige Zentimeter gewachsen. Der ebenso junge Jonas Oeßel ist dem Stimmbruch entwachsen. „Unser Tonmeister in der Postproduktion hatte ganz schön zu schwitzen“, sagt die Regisseurin.
Mit gehöriger Verspätung kommt der Familienfilm nun diesen Donnerstag in die Kinos. Mit Drehorten im Freistaat und zwei Thüringer Filmschauspielerinnen kann man ihn mit Fug und Recht als Thüringer Produktion bezeichnen. Zumal Regisseurin Kronenberg ihr Treatment mit Unterstützung der Akademie für Kindermedien in Erfurt entwickelte; und der Film 2021 mit dem „Goldenen Spatzen“beim gleichnamigen Kindermedienfestival in Gera und Erfurt ausgezeichnet wurde.
Ulja möchte in Belarus Asteroiden-Einschlag erleben
Das Roadmovie erzählt die Geschichte von Ulja, deren Familie einer Gemeinde russland-deutscher Freikirchler angehört. Streng die Bibel auslegend, würgt die Gemeinde im Kindergottesdienst einen Vortrag der Zwölfjährigen über Sternenkunde ab. Als Oma Olga dann auch noch Uljas astronomisches Equipment einkassiert, startet die Schülerin mit dem 13-jährigen Henk zu einer wilden Reise nach Belarus, wo ein von ihr entdeckter Asteroid einschlagen soll. Verfolgt werden die jungen Ausreißer von Uljas Familie...
Während die in Saalfeld aufgewachsene Schauspielerin Christina Große die Ehefrau des Pastors mimt, verkörpert die gebürtige Altenburgerin Anja Schneider Uljas Mutter. Die liebende Mutter habe zwischen zu viel Arbeit, einem unfähigen
Mann, drei Kindern und einer vereinnahmende Mutter etwas den Überblick verloren, beschreibt Anja Schneider ihre Rolle.
Ihre eigene Leidenschaft fürs Schauspiel wurde einst beim ersten Besuch des Altenburger Theaters entfacht. In der Schulzeit wirkte sie daraufhin in Schultheaterprojekten mit, aber auch in professionellen Produktionen am Theater. „Das Kostüm für meine erste kleine Sprechrolle in ‘Der Fiedler auf dem Dach’ habe ich immer noch“, sagt die 1977 geborene Künstlerin. Damals habe sie auch eine Erfahrung fürs Leben gemacht: „Ich habe zu viel in der Garderobe gequatscht, den Einruf nicht gehört und die Szene verpasst.“
Das ist inzwischen längst verjährt. Heute gehört Anja Schneider zum Ensemble des Deutschen Theaters in Berlin. In der ARD-Mediathek kann man sie derzeit überdies im Unfall-Gaffer-Drama „Und ihr schaut zu“erleben. Außerdem wirkt sie in der aktuellen ZDFPrime-Time-Serie „Gestern waren wir noch Kinder“mit.
Auch wenn sie längst in Berlin lebt, ist Schneider „bekennende Altenburgerin“. Erst über Weihnachten besuchte sie ihre Familie in Ostthüringen. Aus selbigem Grund war sie überglücklich, dass ein Teil der deutsch-luxemburgisch-polnischen Kinoproduktion „Mission Ulja Funk“in ihrer alten Heimat entstand. Auf dem Altenburger Flughafen und einer Landstraße im Altenburger Land seien beispielsweise Roadmovie-Szenen gedreht worden, sagt Anja Schneider. Darüber hinaus entstanden Szenen an der
thüringisch-sächsischen Grenze – auf einem Rastplatz bei Altmörbitz.
Die Thüringerinnen Christina Große und Anja Schneider lernten sich erst bei den Dreharbeiten persönlich kennen. „Die beiden sind großartige Schauspielerinnen“, schwärmt Regisseurin Kronenberg . Inzwischen verbindet die zwei Wahlberlinerinnen ein freundschaftlicher Kontakt, wie Schneider erzählt.
Eine Mädchenfigur mit Ecken und Kanten
Barbara Kronenberg wollte mit „Mission Ulja Funk“eine Komödie für alle Altersklassen schaffen und eine zeitgemäße Mädchenfigur entwickeln, die „nicht nur gefällig ist, die eine eigene Meinung hat und nicht versucht, sich zu verbiegen“.
Der Familienfilm startet diesen Donnerstag. In Thüringen ist er unter anderem in Altenburg, Erfurt, Gera und Jena zu sehen.