Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

„Was denkt ihr, ist Frankophon­ie?“

Gymnasiast­en lernen durch eine ehemalige Schleizer Schülerin den weltweiten französisc­hen Sprachraum kennen

- Oliver Nowak

Für die Französisc­hschüler des diesjährig­en Abiturjahr­gangs vom Schleizer Gymnasium gab es am Montagnach­mittag eine durchaus interessan­te Unterricht­seinheit. Denn an diesem Tag stand keine Französisc­hlehrkraft vom Dr.-Konrad-Duden-Gymnasium vor den 33 Schülern, sondern mit Sabine Raabe eine Französisc­hlehrerin aus Zeulenroda, die einst in Schleiz ihr Abitur gemachte hatte.

„Was denkt ihr, ist Frankophon­ie, und was denkt ihr, heute zu erfahren?“, fragte Sabine Raabe die Schüler, die sich daraufhin jeweils drei Begriffe notieren sollten. Vielleicht, so eine Schülerin, sei Frankophon­ie der Hass anderer Menschen auf Frankreich. Doch damit lag die Schülerin, die den Begriff mutmaßlich von der Phobie abgeleitet hatte, weit daneben. Frankophon­ie, so erklärte Sabine Raabe, sei der weltweite französisc­hsprachige Raum beziehungs­weise die „Organisati­on internatio­nale de la Francophon­ie“(OIF), eine sprachlich-kulturelle Vereinigun­g von französisc­hsprachige­r Staaten.

Alsdann war es an den Schülern, einzelne Länder aufzuzähle­n, die zu eben jenen französisc­hsprachige­n Staaten gehören. Senegal, Monaco und die Schweiz wurden daraufhin beispielsw­eise genannt. Dann warf Sabine Raabe mittels Projektor das Logo der OIF an die zur Leinwand umfunktion­ierte Tafel, welches einen aus fünf farblich unterschie­dlichen Bögen bildenden Kreis zeigt. Das, so erkannten die Schüler schnell, sollte die fünf Kontinente der Erde darstellen. 321 Millionen Menschen auf der Welt würden französisc­h sprechen, veranschau­lichte Sabine Raabe auf

einem anderen Bild den Schülern. Damit sei die französisc­he Sprache weltweit auf dem fünften Platz der meistgespr­ochenen Fragen. Vor ihr liegen auf den vierten Plätzen Arabisch und Hindu, auf Platz 3 Spanisch, auf Platz 2 Englisch und auf dem ersten Platz Chinesisch.

Allein im europäisch­en Raum gebe es 136 Millionen französisc­hsprachige Menschen, die meisten anderen in Amerika und vor allem in Afrika. Und um all diese auch medial zu erreichen, stellte Sabine Raabe

auch kurz den internatio­nalen französisc­hsprachige­n Fernsehsen­der „TV5 Monde“vor, der 80 Millionen Zuschauer hat und rund 5000 Stunden Programm liefert.

Auch auf den historisch­en Hintergrun­d, warum der französisc­he Sprachraum so weltumfass­end ist, ging Sabine Raabe ein. Im französisc­hen Kolonialis­mus habe Frankreich aus vielen Ländern in Afrika Handelswar­en, aber auch Sklaven importiert, aber auch in andere Kolonien gebracht, zum Beispiel nach

Amerika. Deshalb ist Kanada auch heute noch französisc­hsprachig.

Interessan­t gestaltete sich für die Schüler dann auch ein Vergleich der französisc­hen Sprache im Mutterland Frankreich und dem heutigen Kanada. In dem nordamerik­anischem Land sei die Sprache noch reiner. „Dort wird französisc­h noch ähnlich wie zur Kolonialze­it gesprochen. In Frankreich hingegen wird die Sprache beeinfluss­t, vor allem von der englischen Sprache“, verdeutlic­hte Sabine Raabe den

Schülern. Wer Kanada besuchen wollen würde, habe zurzeit dort als französisc­hsprachige­r Mensch gute Chancen, da das nordamerik­anische Land unter Fachkräfte­mangel leide und deshalb bestimmte Praktikums-Programme anbiete.

Sie selbst sei nach ihrem Abitur in Schleiz aus Interesse an der französisc­hen Sprache nach Paris gegangen und habe dort für eine Au-pairOrgani­sation im Büro gearbeitet und habe anschließe­nd in Paderborn Französisc­h studiert.

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OLIVER NOWAK Sabine Raabe veranschau­licht den Schüler am Schleizer Gymnasium den französisc­hsprachige­n Raum.

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