Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
„Was denkt ihr, ist Frankophonie?“
Gymnasiasten lernen durch eine ehemalige Schleizer Schülerin den weltweiten französischen Sprachraum kennen
Für die Französischschüler des diesjährigen Abiturjahrgangs vom Schleizer Gymnasium gab es am Montagnachmittag eine durchaus interessante Unterrichtseinheit. Denn an diesem Tag stand keine Französischlehrkraft vom Dr.-Konrad-Duden-Gymnasium vor den 33 Schülern, sondern mit Sabine Raabe eine Französischlehrerin aus Zeulenroda, die einst in Schleiz ihr Abitur gemachte hatte.
„Was denkt ihr, ist Frankophonie, und was denkt ihr, heute zu erfahren?“, fragte Sabine Raabe die Schüler, die sich daraufhin jeweils drei Begriffe notieren sollten. Vielleicht, so eine Schülerin, sei Frankophonie der Hass anderer Menschen auf Frankreich. Doch damit lag die Schülerin, die den Begriff mutmaßlich von der Phobie abgeleitet hatte, weit daneben. Frankophonie, so erklärte Sabine Raabe, sei der weltweite französischsprachige Raum beziehungsweise die „Organisation internationale de la Francophonie“(OIF), eine sprachlich-kulturelle Vereinigung von französischsprachiger Staaten.
Alsdann war es an den Schülern, einzelne Länder aufzuzählen, die zu eben jenen französischsprachigen Staaten gehören. Senegal, Monaco und die Schweiz wurden daraufhin beispielsweise genannt. Dann warf Sabine Raabe mittels Projektor das Logo der OIF an die zur Leinwand umfunktionierte Tafel, welches einen aus fünf farblich unterschiedlichen Bögen bildenden Kreis zeigt. Das, so erkannten die Schüler schnell, sollte die fünf Kontinente der Erde darstellen. 321 Millionen Menschen auf der Welt würden französisch sprechen, veranschaulichte Sabine Raabe auf
einem anderen Bild den Schülern. Damit sei die französische Sprache weltweit auf dem fünften Platz der meistgesprochenen Fragen. Vor ihr liegen auf den vierten Plätzen Arabisch und Hindu, auf Platz 3 Spanisch, auf Platz 2 Englisch und auf dem ersten Platz Chinesisch.
Allein im europäischen Raum gebe es 136 Millionen französischsprachige Menschen, die meisten anderen in Amerika und vor allem in Afrika. Und um all diese auch medial zu erreichen, stellte Sabine Raabe
auch kurz den internationalen französischsprachigen Fernsehsender „TV5 Monde“vor, der 80 Millionen Zuschauer hat und rund 5000 Stunden Programm liefert.
Auch auf den historischen Hintergrund, warum der französische Sprachraum so weltumfassend ist, ging Sabine Raabe ein. Im französischen Kolonialismus habe Frankreich aus vielen Ländern in Afrika Handelswaren, aber auch Sklaven importiert, aber auch in andere Kolonien gebracht, zum Beispiel nach
Amerika. Deshalb ist Kanada auch heute noch französischsprachig.
Interessant gestaltete sich für die Schüler dann auch ein Vergleich der französischen Sprache im Mutterland Frankreich und dem heutigen Kanada. In dem nordamerikanischem Land sei die Sprache noch reiner. „Dort wird französisch noch ähnlich wie zur Kolonialzeit gesprochen. In Frankreich hingegen wird die Sprache beeinflusst, vor allem von der englischen Sprache“, verdeutlichte Sabine Raabe den
Schülern. Wer Kanada besuchen wollen würde, habe zurzeit dort als französischsprachiger Mensch gute Chancen, da das nordamerikanische Land unter Fachkräftemangel leide und deshalb bestimmte Praktikums-Programme anbiete.
Sie selbst sei nach ihrem Abitur in Schleiz aus Interesse an der französischen Sprache nach Paris gegangen und habe dort für eine Au-pairOrganisation im Büro gearbeitet und habe anschließend in Paderborn Französisch studiert.