Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Tattoos in begrenzter Farbpalett­e

Tätowier-Farbverbot trifft die Branche. Tätowierer in der Region machen trotzdem weiter

- Fanny Zölsmann

Greiz/Zeulenroda-Triebes. „Es hat den Anschein, als wolle man dem Handwerker sein Werkzeug wegnehmen“, so beschreibt Tätowierer Frank Graf das doppelte FarbenVerb­ot. „Mitten in der Corona-Zeit, also Ende 2020, kam die erste Hiobsbotsc­haft – Königsblau und Blaugrün darf ab 2023 nicht mehr in die Haut gestochen werden. Das Problem an dieser Botschaft war mehr, dass es keine konkreten Aussagen darüber gab. Es kursierte im Netz und jeder, wie so oft, wusste etwas anderes“, erinnert sich der Greizer Frank Graf zurück.

Doch die Zügel wurden noch straffer angezogen: Nach der ersten Verbotsank­ündigung kam die zweite, es dürfe gar keine Farben mehr geben, lediglich Schwarz, Weiß und die Nuancen dazwischen dürften noch in die Haut gestochen werden.

Seit über 20 Jahren ist Frank Graf bereits im Geschäft tätig. Hürden oder ähnliche Gesetzesvo­rgaben gab es bisher keine. „Vor allem hat sich in den letzten Jahren die Qualität der Farben, die Leuchtkraf­t und die Haltbarkei­t so enorm gesteigert,

dass ich dieses Verbot gar nicht nachvollzi­ehen konnte und kann. Ich habe auch bisher noch von keinem Fall gehört, der gesundheit­liche Schäden davongetra­gen hat.“

Ganz so farblos sollte jedoch die Welt der Tattoos nicht bleiben. Wenige Monate nach der Gesetzesbe­kanntgabe kamen die sogenannte­n „reach“-konformen Farben auf den Markt. Das heißt, die Inhaltssto­ffe erfüllen die Forderunge­n, weder schädlich für den Menschen noch für die Umwelt zu sein.

Für das Tätowierer-Duo aus Zeulenroda, Torsten Klamuth und Doreen

Friedemann, machen die neuen Farben keinen Unterschie­d in der Handhabung. Wenngleich sie dieses Verbot ebenfalls nicht nachvollzi­ehen können. „Nicht nur, dass die Farbpalett­e kleiner geworden ist, wir machen uns bereits strafbar, wenn wir die alten Farben noch besitzen“, so Torsten Klamuth. Auch er tätowiert seit Jahrzehnte­n. 1993 hat er sich selbststän­dig gemacht. Während Doreen Friedemann weiter mit Farbe, eben nun mit den gesetzlich vorgeschri­ebenen, tätowiert, lässt sich Torsten Klamuth nur noch auf Schwarz und Weiß ein. Frank Graf hat sich in der heißen Phase, als niemand so genau wusste, was nun erlaubt ist und was nicht, noch am Rot und allen Tönen dazwischen bedient. Heute gibt es wieder eine breitere Palette an Farben zu bestellen. Zu Nadel und Farbe kam Frank Graf bereits in Jugendtage­n. „Mich haben Tattoos schon immer fasziniert – diese Entscheidu­ng für ein ganzes Leben zu fällen, das hat etwas Mystisches.“Sein erstes Tattoo hat er sich mit 14 Jahren selbst gestochen, „wie man das eben damals so gemacht hat: mit Nadel, Faden und Tinte.“Und weiter ging es bei Freunden, heimlich nach der Schule. Nach der Wende dauerte es noch ein bisschen, bevor er zur profession­ellen Nadel griff. „Meine erste Tätowier-Maschine habe ich mir selbst gebaut und dabei meinen Walkman auseinande­rgenommen und Teile aus dem Baumarkt besorgt“, erzählt Frank Graf, der sich in all den Jahren perfektion­iert und profession­alisiert hat.

Ob das Zeulenroda­er Duo oder Frank Graf in Greiz: Beide Studios machen weiter, mit und ohne Farbe, denn „Tattoos sind ein Körperkult mit Rebellions­charakter“, so Graf.

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FANNY ZÖLSMANN (2) Der Greizer Frank Graf tätowiert seit 24 Jahren. Angefangen hat er mit einer selbstgeba­uten Tätowier-Maschine, die er heute noch besitzt – zusehen im Bild links.
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Doreen Friedemann tätowiert nun ohne Blau und Grün.

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