Ostthüringer Zeitung (Schleiz)
Ältere PCs „sind tickende Zeitbomben“
Millionen Rechner mit Windows 8.1 und 7 erhalten demnächst keine Sicherheits-Updates mehr. Was Nutzer jetzt tun sollten
Eine große Zahl an PCs und Laptops in Deutschland könnte ab dieser Woche zu einem echten Sicherheitsrisiko werden. Denn am Dienstag endet die technische Unterstützung für die älteren Betriebssysteme Windows 8.1 sowie Windows 7 endgültig. Hersteller Microsoft stellt für Rechner mit diesen Windows-Versionen dann zum letzten Mal Updates bereit, um Sicherheitslücken gegen Angriffe Dritter etwa durch manipulierte Webseiten oder betrügerische EMails zu schließen.
Die Frist ist seit Langem bekannt. Dennoch sind viele Nutzerinnen und Nutzer noch immer nicht dem Rat von Fachleuten gefolgt und auf aktuellere Windows-Varianten wie Windows 10 oder 11 umgestiegen.
Wir erklären, welche Nutzer betroffen sind, welche Windows-Versionen jetzt die sichere Wahl sind und wie der Umstieg in einfachen Schritten gelingt.
Wie verbreitet sind veraltete Windows-Rechner noch?
Von 100 Rechnern in Deutschland mit Windows-Betriebssystem läuft rechnerisch noch auf mehr als zwei Geräten das künftig veraltete Windows 8.1. Bei 2,16 Prozent lag der Marktanteil im Dezember, wie das Portal Statcounter ausweist. Doch damit nicht genug: Mehr als doppelt so viele Windows-Computer und -Laptops (4,42 Prozent) laufen
demnach sogar noch mit dem weitaus älteren Windows 7. Dafür erhalten Privatnutzer schon seit drei Jahren keinerlei Sicherheitsupdates mehr. Nur für Firmenkunden gab es zuletzt noch kostenpflichtige Updates. Zusammengenommen könnte sich somit fast jeder fünfzehnte Rechner mit dem Microsoft-Betriebssystem demnächst unzureichend geschützt im Netz bewegen.
Die Zahl mag wenig alarmierend klingen, aber: Von insgesamt knapp drei Millionen unsicheren Windows-PCs allein in Deutschland geht Experte Thorsten Urbanski
vom Sicherheitsunternehmen Eset künftig aus, wie er gegenüber der Deutschen Presseagentur einschätzte – rund 1,7 Millionen Rechner mit Windows 7 plus etwa eine Million mit Windows 8.1.
Worin besteht das Risiko für sich und die vielen anderen Nutzer?
Wer mit seinem veralteten Windows-PC weiterhin ins Internet geht und Mailverkehr betreibt, gefährdet nicht nur seine Geräte und persönlichen Daten, sondern wird auch zum Risiko für die große Mehrheit. „Die unsicheren Windows-Computer
sind tickende Zeitbomben“, sagte Urbanski. Für Cyberkriminelle seien diese Rechner einfach zu attackierende Ziele. „Eine bekannte und nicht geschlossene Sicherheitslücke genügt – und die Computer sind schlimmstenfalls offen wie ein Scheunentor.“Persönliche sensible Daten wie Fotos, Dokumente oder Bankdaten auf dem Gerät sind dadurch ständig in Gefahr.
Doch nicht nur das: Einmal unter Kontrolle gebracht, nutzen Eindringlinge oft ungeschützte Rechner systematisch, um diese aus der Ferne massenhaft als Versender von
Schadsoftware oder Spam-Mails zu missbrauchen. „Ich rate dringend zum Wechsel auf aktuelle WindowsVersionen“, sagte Urbanski.
Welche Möglichkeiten habe ich für den Umstieg vom alten Windows?
Zwei Optionen bestehen: Viele Rechner mit Windows 7 oder 8.1 sind hinsichtlich Leistung und Akku derart in die Jahre gekommen, dass sich die Neuanschaffung eines Gerätes mitsamt aktuellem Windows 11 jetzt lohnen könnte.
Besitzer, die mit ihrem PC oder Laptop weiterhin zufrieden sind, können ansonsten kostenlos auf Windows 10 umsteigen, das laut Statcounter hierzulande auf drei von vier Windows-Rechnern läuft. Theoretisch wäre auch der Wechsel auf das jüngste Windows 11 kostenlos möglich, dürfte aber an den hohen Mindestanforderungen an die Geräteleistung scheitern. Es wird auf fast allen Geräten, die vor 2017 erschienen sind, nicht unterstützt.
Für den Wechsel muss in beiden Fällen keine neue Lizenz gekauft werden. Der eigene Lizenzschlüssel der bisherigen Windows-Version genügt. Zu finden ist der 25-stellige Code meist auf einem Aufkleber auf dem Computergehäuse.
Wie kann ich auf eine sichere Windows-Version umsteigen?
Praktisch: Windows 10 ist in Aussehen und Bedienung vergleichbar mit Windows 8.1 und erfordert nur wenig Umgewöhnung. Auch der
Wechsel ist kein Hexenwerk. Hersteller Microsoft leitet auch technisch weniger Erfahrene verständlich durch den Prozess.
Vor dem sogenannten Upgrade auf das neuere Windows empfehlen Experten, die persönlichen Daten auf einem Speichermedium außerhalb des Rechners zu sichern: etwa auf einer externen Festplatte, einem USB-Speicherstick oder durch das Hochladen bei einem Cloudspeicheranbieter. In der Regel werden beim Upgrade allerdings ohnehin bequem alle Daten und Einstellungen automatisch übernommen.
Anschließend lädt man auf der Microsoft-Webseite unter https:// bit.ly/3VPoAUm den „Windows 10 Update-Assistent“herunter. Diesen startet man dann mit einem Doppelklick auf das Symbol und folgt den Anweisungen.
Alternativ zum Upgrade lässt sich Windows 10 auch komplett neu installieren. Dabei werden allerdings alle Daten der Festplatte gelöscht und der PC oder Laptop praktisch sauber neu eingerichtet. Das System kann dadurch mitunter flüssiger als früher laufen. Übrigens: Windows 10 wird von Microsoft noch bis zum 14. Oktober 2025 mit Sicherheitsupdates versorgt.
Klappt der Wechsel auf ein neues Windows aufgrund der schwachen Rechnerleistung nicht, können Betroffene als letzte Möglichkeit zu einem alternativen Betriebssystem wie Linux oder Chrome OS von Google wechseln.