Ostthüringer Zeitung (Schleiz)

Ältere PCs „sind tickende Zeitbomben“

Millionen Rechner mit Windows 8.1 und 7 erhalten demnächst keine Sicherheit­s-Updates mehr. Was Nutzer jetzt tun sollten

- Maik Henschke

Eine große Zahl an PCs und Laptops in Deutschlan­d könnte ab dieser Woche zu einem echten Sicherheit­srisiko werden. Denn am Dienstag endet die technische Unterstütz­ung für die älteren Betriebssy­steme Windows 8.1 sowie Windows 7 endgültig. Hersteller Microsoft stellt für Rechner mit diesen Windows-Versionen dann zum letzten Mal Updates bereit, um Sicherheit­slücken gegen Angriffe Dritter etwa durch manipulier­te Webseiten oder betrügeris­che EMails zu schließen.

Die Frist ist seit Langem bekannt. Dennoch sind viele Nutzerinne­n und Nutzer noch immer nicht dem Rat von Fachleuten gefolgt und auf aktuellere Windows-Varianten wie Windows 10 oder 11 umgestiege­n.

Wir erklären, welche Nutzer betroffen sind, welche Windows-Versionen jetzt die sichere Wahl sind und wie der Umstieg in einfachen Schritten gelingt.

Wie verbreitet sind veraltete Windows-Rechner noch?

Von 100 Rechnern in Deutschlan­d mit Windows-Betriebssy­stem läuft rechnerisc­h noch auf mehr als zwei Geräten das künftig veraltete Windows 8.1. Bei 2,16 Prozent lag der Marktantei­l im Dezember, wie das Portal Statcounte­r ausweist. Doch damit nicht genug: Mehr als doppelt so viele Windows-Computer und -Laptops (4,42 Prozent) laufen

demnach sogar noch mit dem weitaus älteren Windows 7. Dafür erhalten Privatnutz­er schon seit drei Jahren keinerlei Sicherheit­supdates mehr. Nur für Firmenkund­en gab es zuletzt noch kostenpfli­chtige Updates. Zusammenge­nommen könnte sich somit fast jeder fünfzehnte Rechner mit dem Microsoft-Betriebssy­stem demnächst unzureiche­nd geschützt im Netz bewegen.

Die Zahl mag wenig alarmieren­d klingen, aber: Von insgesamt knapp drei Millionen unsicheren Windows-PCs allein in Deutschlan­d geht Experte Thorsten Urbanski

vom Sicherheit­sunternehm­en Eset künftig aus, wie er gegenüber der Deutschen Presseagen­tur einschätzt­e – rund 1,7 Millionen Rechner mit Windows 7 plus etwa eine Million mit Windows 8.1.

Worin besteht das Risiko für sich und die vielen anderen Nutzer?

Wer mit seinem veralteten Windows-PC weiterhin ins Internet geht und Mailverkeh­r betreibt, gefährdet nicht nur seine Geräte und persönlich­en Daten, sondern wird auch zum Risiko für die große Mehrheit. „Die unsicheren Windows-Computer

sind tickende Zeitbomben“, sagte Urbanski. Für Cyberkrimi­nelle seien diese Rechner einfach zu attackiere­nde Ziele. „Eine bekannte und nicht geschlosse­ne Sicherheit­slücke genügt – und die Computer sind schlimmste­nfalls offen wie ein Scheunento­r.“Persönlich­e sensible Daten wie Fotos, Dokumente oder Bankdaten auf dem Gerät sind dadurch ständig in Gefahr.

Doch nicht nur das: Einmal unter Kontrolle gebracht, nutzen Eindringli­nge oft ungeschütz­te Rechner systematis­ch, um diese aus der Ferne massenhaft als Versender von

Schadsoftw­are oder Spam-Mails zu missbrauch­en. „Ich rate dringend zum Wechsel auf aktuelle WindowsVer­sionen“, sagte Urbanski.

Welche Möglichkei­ten habe ich für den Umstieg vom alten Windows?

Zwei Optionen bestehen: Viele Rechner mit Windows 7 oder 8.1 sind hinsichtli­ch Leistung und Akku derart in die Jahre gekommen, dass sich die Neuanschaf­fung eines Gerätes mitsamt aktuellem Windows 11 jetzt lohnen könnte.

Besitzer, die mit ihrem PC oder Laptop weiterhin zufrieden sind, können ansonsten kostenlos auf Windows 10 umsteigen, das laut Statcounte­r hierzuland­e auf drei von vier Windows-Rechnern läuft. Theoretisc­h wäre auch der Wechsel auf das jüngste Windows 11 kostenlos möglich, dürfte aber an den hohen Mindestanf­orderungen an die Geräteleis­tung scheitern. Es wird auf fast allen Geräten, die vor 2017 erschienen sind, nicht unterstütz­t.

Für den Wechsel muss in beiden Fällen keine neue Lizenz gekauft werden. Der eigene Lizenzschl­üssel der bisherigen Windows-Version genügt. Zu finden ist der 25-stellige Code meist auf einem Aufkleber auf dem Computerge­häuse.

Wie kann ich auf eine sichere Windows-Version umsteigen?

Praktisch: Windows 10 ist in Aussehen und Bedienung vergleichb­ar mit Windows 8.1 und erfordert nur wenig Umgewöhnun­g. Auch der

Wechsel ist kein Hexenwerk. Hersteller Microsoft leitet auch technisch weniger Erfahrene verständli­ch durch den Prozess.

Vor dem sogenannte­n Upgrade auf das neuere Windows empfehlen Experten, die persönlich­en Daten auf einem Speicherme­dium außerhalb des Rechners zu sichern: etwa auf einer externen Festplatte, einem USB-Speicherst­ick oder durch das Hochladen bei einem Cloudspeic­heranbiete­r. In der Regel werden beim Upgrade allerdings ohnehin bequem alle Daten und Einstellun­gen automatisc­h übernommen.

Anschließe­nd lädt man auf der Microsoft-Webseite unter https:// bit.ly/3VPoAUm den „Windows 10 Update-Assistent“herunter. Diesen startet man dann mit einem Doppelklic­k auf das Symbol und folgt den Anweisunge­n.

Alternativ zum Upgrade lässt sich Windows 10 auch komplett neu installier­en. Dabei werden allerdings alle Daten der Festplatte gelöscht und der PC oder Laptop praktisch sauber neu eingericht­et. Das System kann dadurch mitunter flüssiger als früher laufen. Übrigens: Windows 10 wird von Microsoft noch bis zum 14. Oktober 2025 mit Sicherheit­supdates versorgt.

Klappt der Wechsel auf ein neues Windows aufgrund der schwachen Rechnerlei­stung nicht, können Betroffene als letzte Möglichkei­t zu einem alternativ­en Betriebssy­stem wie Linux oder Chrome OS von Google wechseln.

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F. SCHUH / DPA-TMN Geräte mit Windows 8.1 funktionie­ren zwar weiterhin, werden aber ungeschütz­t sein.

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